BP an Rosneft-Anteil interessiert

Ölmulti wirbt bei Präsident Putin - Verhandlungen mit Ausstieg bei russischem Joint Venture verknüpft

BP an Rosneft-Anteil interessiert

Bändelt BP doch mit Rosneft an? Die Anzeichen für eine Verbindung des britischen Ölmultis mit dem russischen Energieriesen verdichten sich.ste London – BP ist interessiert an einer Beteiligung am staatlichen russischen Ölgiganten Rosneft. Für den britischen Energiekonzern, der Darstellungen aus Moskau zufolge mit dem Vorschlag einer Anteilsübernahme in der abgelaufenen Woche auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin zugegangen ist, würden sich neue Perspektiven für das strategisch wichtige Geschäft in dem rohstoffreichen Land eröffnen.Denn der Vorstoß von BP-Chief-Executive Bob Dudley und Chairman Carl-Henric Svanberg würde einhergehen mit einer Übernahme des 50-prozentigen Anteils von BP an dem 2003 zusammen mit einer Gruppe russischer Oligarchen gegründeten Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP durch Rosneft, wie der langjährige russische Energieminister und künftige Chef des Staatskonzerns, Igor Setschin, am Freitag auf einem Forum im russischen Schwarzmeerort Sotschi laut Reuters erklärte. Es gebe indes keine Pläne für eine Beteiligung von Rosneft an BP.Mit den in dem Konsortium AAR zusammengeschlossenen Oligarchen liegt BP seit Längerem über Kreuz. Streitigkeiten über die strategische Ausrichtung und Kontrolle führten 2008 nicht nur dazu, dass BP-Konzernchef Dudley seinen damaligen Posten an der Spitze des russischen Joint Ventures fluchtartig aufgab. Im vergangenen Jahr vereitelte AAR per Gericht auch den Plan von BP, gemeinsam mit Rosneft eine strategische Arktis-Allianz zu begründen, begleitet von einem auf 16 Mrd. Dollar taxierten gegenseitigen Aktientausch. Das russische Milliardärskonsortium begründete den Widerstand mit einer Verletzung der Aktionärsvereinbarung, der zufolge TNK-BP das erste Investmentvehikel von BP in Russland sei.Anfang Juni dieses Jahres stellten die Briten ihre Beteiligung an TNK-BP zum Verkauf. AAR teilte später mit, an der Hälfte des BP-Anteils interessiert zu sein, im Juli trat Rosneft als potenzieller Käufer in Erscheinung. Auf Grundlage der Aktionärsvereinbarung mit AAR hat BP seitdem 90 Tage für Verhandlungen Zeit. Die Frist endet Mitte Oktober.AAR hat bereits Zweifel geäußert, ob ein Deal zwischen BP und Rosneft zustande kommen könne. Ventiliert wurde auch die Option, die eigenen TNK-BP-Anteile dem britischen Ölmulti gegen eine Beteiligung von 10 bis 12 % an BP zuzüglich Cash zu überlassen. Für die Briten, die stark in Nordamerika engagiert sind, dort aber als Folge der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko 2010 mit hohen Belastungen konfrontiert ist, wäre eine schnellstmögliche Klärung der strategischen Perspektiven in Russland wichtig. TNK-BP steht für 29 % der Öl- und Gasproduktion im BP-Konzern. Die Dividendenzahlungen des Joint Ventures seit 2003 belaufen sich auf 38 Mrd. Dollar.Die russische Wirtschaftszeitung “Komersant” berichtete, diskutiert werde eine Übernahme von 25 % an TNK-BP durch Rosneft mit 10 Mrd. bis 15 Mrd. Dollar in bar, während die restlichen BP-Anteile mit Rosneft-Aktien finanziert werden könnten. Als Teil des Deals würde BP eine Beteiligung am Staatskonzern von mindestens 12,5 % erhalten. Setschin, der als enger Putin-Vertrauter gilt, erklärte, die Struktur einer Transaktion stehe noch nicht fest. Die BP-Aktie gab am Freitag in London um 0,7 % auf 441 Pence nach.Setschin teilte weiter mit, dass die beiden größten russischen Energiekonzerne Rosneft und Gazprom bis 2015 etwa 500 Mrd. Rubel (12,2 Mrd. Euro) in Förderprojekte in der Arktis investieren wollen. Experten gehen davon aus, dass in der Region etwa 90 Milliarden Barrel (je 159 Liter) Öl sowie 50 Billionen Kubikmeter Gas lagern. Das ist fast ein Fünftel der weltweiten Reserven.