BP erringt Etappensieg im Ölpest-Verfahren

Richter setzt niedrigere Austrittsmenge an

BP erringt Etappensieg im Ölpest-Verfahren

hip London – BP hat bei der juristischen Aufarbeitung der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko vor fünf Jahren einen Etappensieg errungen. Das zuständige US-Bezirksgericht in New Orleans blieb bei seiner Festlegung der Austrittsmenge auf 3,19 Mill. Barrel unter der Schätzung der Regierung, die bei 4,09 Mill. Barrel gelegen hatte. Richter Carl Barbier entschied zudem, dass BP nicht während der gesamten Ölpest grob fahrlässig und rücksichtslos gehandelt habe. Demnach könnte die Strafe nach dem US-Wasserschutzgesetz (Clean Water Act), die bislang auf bis zu 18 Mrd. Dollar geschätzt wurde (vgl. BZ vom 6.9.2014), rund 4 Mrd. Dollar niedriger ausfallen.Die BP-Aktie verteuerte sich in London um 3,1 % auf 404,65 Pence. Marktanalyst Alastair McCaig von der IG Group sprach von einer Erholungsrally, nachdem sich die Dinge für BP zum Besseren gewendet hätten. “Die Entscheidung scheint für BP in die richtige Richtung zu gehen”, konstatierten auch die Analysten von Liberum Capital, verwiesen aber zugleich darauf, dass das Unternehmen den Richterspruch weiter prüfen wolle. Ihre Kollegen von der UBS stellten fest, dass eine Klage der US-Regierung nach dem Oil Pollution Act noch ausstehe.Nach der Explosion der Plattform Deepwater Horizon im April 2010 konnte BP das Leck in rund 1 500 Metern Tiefe fast drei Monate lang nicht stopfen. Weite Küstenabschnitte waren betroffen. Elf Mitarbeiter kamen ums Leben. Phase 3 beginntEs handelt sich bei der Entscheidung Barbiers wieder nur um einen Zwischenschritt auf dem Weg zum endgültigen Urteil. In der dritten Phase des Verfahrens, die am 20. Januar beginnt, wird die Strafe festgelegt. Maximal sind 4 300 Dollar je Barrel möglich. Die Mindeststrafe liegt bei 1 100 Dollar je Barrel. Wenn das Strafmaß festgelegt ist, muss das Unternehmen entsprechende Rückstellungen bilden. Per Ende September beliefen sich die liquiden Mittel von BP auf 30,73 Mrd. Dollar. Die Nettoverschuldung lag bei 22,45 Mrd. Dollar. Das entsprach 15,0 % des Eigenkapitals der Gesellschaft. Ein langgezogenes Verfahren verringert den Nettobarwert einer Strafe. Die juristische Aufarbeitung der vom Öltanker “Exxon Valdez” verursachten Ölpest in Alaska dauerte zwei Jahrzehnte. Das Timing der Strafzahlungen dürfte angesichts des derzeitigen Niveaus der Ölpreise von großer Bedeutung sein.BP hatte zuletzt 300 Stellen in der Nordseeölproduktion gestrichen. Die Branche fordert angesichts des Preisverfalls Steuersenkungen. Der Shell-Rivale hatte Ende vergangenen Jahres damit begonnen, im Feld Kinnoull östlich von Aberdeen Öl zu fördern.