BP hält an Dividende fest

Nettoverschuldung steigt auf höchsten Stand seit 2015 - Branchenverband fürchtet Stellenstreichungen

BP hält an Dividende fest

BP hat zwar im Auftaktquartal einen Milliardenverlust eingefahren, will den Anteilseignern aber eine stabile Dividende zahlen. Die Nettoverschuldung stieg seit Jahresbeginn um 6,0 Mrd. Dollar. Um die Krise zu meistern, will Finanzchef Brian Gilvary den Break-even-Preis unter 35 Dollar pro Barrel Öl drücken.hip London – BP haben die Coronavirus-Pandemie und der Preiskrieg am Ölmarkt im Auftaktquartal schwer zu schaffen gemacht. Gleichwohl hielt das FTSE-100-Schwergewicht an seiner Dividende fest und kaufte weiter Aktien zurück. Die Nettoverschuldung stieg auf den höchsten Stand seit 2015. BP-Chef Bernard Looney sprach von “Angebots- und Nachfrageschocks in nie dagewesenem Ausmaß” und kündigte entschlossenes Handeln zur Stärkung der Finanzen an. Wie der Shell-Rivale mitteilte, ging der am Markt stark beachtete bereinigte Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten auf ein Drittel des Vorjahreswerts zurück. Er fiel auf 0,79 (i.V. 2,36) Mrd. Dollar, war damit aber immer noch höher als die 0,71 Mill. Dollar, die Analysten im Schnitt erwartet hatten. Für das abgelaufene Quartal sollen 10,5 Cent je Aktie an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Seit Jahresbeginn kaufte das Unternehmen für 776 Mill. Dollar Aktien zurück. Nachfrage bricht wegIm März zeigte sich das Ausmaß der Krise. Die Nachfrage an den Tankstellen ging in den vergangenen Wochen in Europa und Nordamerika um die Hälfte zurück. Die Nachfrage nach Flugzeugtreibstoff brach um 80 % ein. Für das laufende Quartal rechnet das Management mit signifikanten Auswirkungen der Pandemie auf das Geschäft von BP – einer deutlich niedrigeren Nachfrage wegen der Reisebeschränkungen zur Eindämmung des Virus, einer niedrigeren Auslastung der Raffinerien und branchenweit wesentlich niedrigeren Margen im Raffineriegeschäft.Der Branchenverband Oil & Gas UK warnte vor dem Verlust von branchenweit bis zu 30 000 Arbeitsplätzen in der britischen Nordseeölproduktion in den kommenden 18 Monaten. Ein negativer Cash-flow aus der Förderung auf dem britischen Festlandsockel sei dieses Jahr durchaus möglich. Es wäre erst das dritte Mal, seitdem vor 40 Jahren erstmals Cash erwirtschaftet wurde (siehe Grafik).Die Nettoverschuldung von BP stieg in den drei Monaten des Berichtszeitraums um 6,0 Mrd. auf 51,4 Mrd. Dollar. Die vom Unternehmen selbst gesetzte Obergrenze für den Verschuldungsgrad (Gearing) verschwinde schnell im Rückspiegel, kritisierte Nicholas Hyett, Analyst bei Hargreaves Lansdown. Er erhöhte sich auf 36,2 (30,4) % und lag damit oberhalb der angestrebten Spanne von 20 % bis 30 %. Am Ende des Quartals verfügte der Konzern über Liquidität im Umfang von 32 Mrd. Dollar. Dem standen kurzfristige Verbindlichkeiten von 12,3 Mrd. Dollar gegenüber. Im April wurden bereits für 7 Mrd. Dollar Anleihen begeben. Finanzchef Brian Gilvary sagte, man wolle den Break-even-Preis für ein Barrel Öl (159 Liter) im kommenden Jahr unter 35 Dollar drücken. Derzeit kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent, das Anfang Januar noch mit 70 Dollar zu Buche schlug, 19 Dollar. US-Öl wird zu 11 Dollar pro Barrel gehandelt.Im Upstream-Geschäft (Exploration und Produktion) ging die Produktion um 2,9 % zurück. Die Sparte steuerte 1,87 (2,93) Mrd. Dollar zum bereinigten Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten bei; Analysten hatten lediglich 1,39 Mrd. auf der Rechnung. Der Beitrag des Downstream-Geschäfts (Transport, Verarbeitung und Vertrieb) lag mit 0,92 (1,73) Mrd. Dollar unter den Markterwartungen.