Brasilianer tragen Avon-Kosmetik auf

Natura baut Geschäft auf 10 Mrd. Dollar und Bewertung auf 11 Mrd. Dollar aus - Familie will Oriflame ganz

Brasilianer tragen Avon-Kosmetik auf

Der brasilianische Kosmetikanbieter Natura macht Ernst mit seinen Plänen, sich Avon zuzulegen. Es geht dabei um eine Bewertung von 3,7 Mrd. Dollar. Der Konzern soll mit über 10 Mrd. Dollar Umsatz und einem Wert von etwa 11 Mrd. Dollar zur Nummer 4 der globalen Branche aufrücken und Kosten sparen. wb Frankfurt – Ding-dong, die Avon-Lady hat eine neuen Boss: Der Kosmetikkonzern geht mit einer Bewertung von 3,7 Mrd. Dollar inklusive Schulden von 1,6 Mrd. an die brasilianische Natura & Co. Die wird mit der Übernahme, die sich abgezeichnet hatte (vgl. BZ vom 23. Mai) nach eigenen Angaben zum viertgrößten Anbieter in dem Weltmarkt, in dem L’Oréal unangefochtener Primus ist. Mit dem Deal setzen die Südamerikaner, die noch vor wenigen Jahren international unter ferner liefen rangierten, in Zeiten, in denen alle Welt von E-Commerce spricht, auf den Direktvertrieb bei den Kunden zu Hause. Denn das ist die traditionelle Stärke der mittlerweile 133 Jahre alten Avon Products, die in den vergangenen Jahren stark ins Hintertreffen geraten war.Kombiniert kommt der neue Natura-Konzern auf einen Umsatz von 10 Mrd. Dollar, als Bewertung trauen sich die Brasilianer noch 1 Mrd. Dollar mehr zu. Die Avon-Aktie legte in New York bis 14 % zu, Natura fielen in Sao Paulo um 6 %.Auch in Europa wird in Kosmetik investiert: So wollen die Gründer der schwedischen Oriflame die ausstehenden Anteile an dem Schönheitsartikelanbieter an der Börse Stockholm kaufen. Das Unternehmen wird dabei mit umgerechnet 1,3 Mrd. Dollar bewertet. Die Familie Jochnik, die 30,8 % hält, bietet dafür eine Prämie von 35 % und wird von Carnegie und Morgan Stanley beraten. Oriflame bietet von Make-up und Haut- und Haarpflege bis hin zu Accessoires und Lebensmittelzusatzstoffen eine breite Palette und setzt wie Avon stark auf Direktvertrieb.Die größten Anbieter – ohne Konsumgütermischkonzerne wie Procter & Gamble, Unilever und andere – sind der unumstrittene Branchenprimus L’Oréal, der es an der Pariser Börse auf eine Bewertung von 135 Mrd. Euro bringt und 2018 rund 26,9 Mrd. Euro umsetzte, Estée Lauder, die zuletzt 13,7 Mrd. Dollar erlöste und in New York 36,3 Mrd. Dollar auf die Waage bringt, sowie die japanische Shiseido mit zuletzt 9,9 Mrd. Dollar an Einnahmen. Coty, an der die Holding der Milliardärsfamilie Reimann gerade aufgestockt hatte, setzte in etwa 9 Mrd. Dollar um und wiegt derzeit 9,9 Mrd. Dollar.Große Transaktionen der Branche lancierten Coty, die 11,6 Mrd. Dollar für Beautymarken von Procter & Gamble hinblätterte, oder Johnson & Johnson, die sich Vogue International, die Mutter der Haarpflegemarke OGX, für 3,3 Mrd. Dollar zulegte. Estée Lauder kaufte Too Faced für 1,4 Mrd. Dollar, L’Oréal schnappt sich It Cosmetics für 1,2 Mrd. Dollar, und Revlon erwarb Elizabeth Arden für 870 Mill. Dollar. Als AktientauschStrukturiert wird der Avon-Deal als Aktientausch, wobei die Avon-Anteilseigner 0,3 Papiere pro Papier der Natura Holding erhalten sollen. Sie werden am Ende 24 % des vergrößerten Konzerns halten, die Natura-Eigner 76 %. Die Bewertung entspreche dem 9,5-Fachen des operativen Ergebnisses (Ebitda) von Avon 2018 und beinhalte eine Prämie von 28 % auf den Kurs vom 21. Mai. UBS und Morgan Stanley stehen dem Bieter zur Seite, Goldman Sachs begleitet Avon. Die neue Natura Holding werde 55 % Streubesitz haben, an der Börse B3 und mit Hinterlegungsscheinen an der Nyse gelistet sein. In den künftig 13-köpfigen Board sollen drei Vertreter von Avon einrücken. Der 1969 gegründete brasilianische Konzern hatte sich 2013 die Naturkosmetikmarke Aesop zugelegt, 2017 folgte die Kosmetikkette The Body Shop für 1 Mrd. Dollar. Brasilien ist für Avon mit einem Umsatzanteil von einem Viertel wichtigster Markt. Beide Unternehmen vertreiben Körper- und Haarpflegeprodukte, Parfüm und Kosmetik.Mit der Fusion wollen sie Kosten von 150 Mill. bis 200 Mill. Dollar sparen. Gemeinsam verfügt die Gruppe über 6,3 Millionen Verkaufsberaterinnen und 3 200 Läden. Coty blitzte 2012 mit einer Offerte von 10 Mrd. Dollar für Avon ab. 2016 stieß Avon ihr US-Geschäft an den Finanzinvestor Cerberus ab und verlegte den Sitz nach London. Das US-Geschäft ging jüngst an die koreanische LG Household & Health Care.