Brenntag schwächelt in den USA
ak Düsseldorf – Der Chemiedistributeur Brenntag hat sein Ergebnisziel für 2015 reduziert und die Anleger damit auf dem falschen Fuß erwischt. Die Aktie des MDax-Konzerns brach am Donnerstag um bis zu 11 % ein.Der Vorstand geht für das laufende Jahr zwar immer noch von steigendem Umsatz und Ergebnis aus, rechnet jetzt aber nur noch mit einem operativen Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 790 und 810 Mill. Euro. Noch vor drei Monaten hatte das Ziel bei 830 bis 855 Mill. Euro gelegen. Im Vorjahr hatte der Weltmarktführer in der Chemiedistribution 727 Mill. Euro verdient.Besonders das Geschäft mit Kunden aus der Öl- und Gasindustrie in Nordamerika macht Brenntag zu schaffen. Der signifikante Verfall der weltweiten Ölpreise belastet. Die währungsbereinigten Zahlen für das dritte Quartal offenbaren das scharfe Abbremsen im US-Geschäft: Der Umsatz ging um 11 % zurück, das Ebitda sank um 9 %. Das führte auch zu Einbußen im Gesamtkonzern, wenn man die positiven Wechselkurseffekte herausrechnet.Die Brenntag-Führung hat bereits aktiv gegengesteuert. Zwei Akquisitionen in den USA, die der Konzern parallel zum Quartalsbericht bekannt gab, sollen den Mix bei den Kundenindustrien in Nordamerika künftig ausgewogener gestalten. Mit J.A.M. Distributing Company aus Texas und G.H. Berlin-Windward in New Hampshire wollen sich die Deutschen breiter aufstellen. Beiden Unternehmen zusammen traut Brenntag im kommenden Jahr einen Umsatzbeitrag von 780 Mill. Dollar zu.Konzernchef Steven Holland sprach von einer wichtigen Investition. Die neuen Töchter komplettierten das bestehende Geschäft im weniger volatilen Markt für Schmierstoffe. Die beiden Neuzugänge beliefern Endabnehmer in Industrie, Gewerbe, der Automobilbranche und der Schifffahrt an der US-Golfküste und Texas sowie in den nordöstlichen US-Bundesstaaten.Nominal profitierte Brenntag im dritten Quartal stark von Währungseffekten. So zog das Ebitda im Konzern um 7,5 % an, währungsbereinigt ging es aber um 2 % zurück. Trotz der eingetrübten Stimmung betonte der Vorstand, dass der freie Cash-flow 2015 “signifikant” über dem Niveau des Vorjahres liegen werde. “Damit erwarten wir, unsere Akquisitionsstrategie und Dividendenpolitik weiterführen zu können und gleichzeitig eine angemessene Liquidität des Konzerns aufrechtzuerhalten, ohne die Nettofinanzverbindlichkeiten zu erhöhen.”