Chemiedistribution

Brenntag schwächelt im Spezialitätengeschäft

Wasser auf die Mühlen der Aktionärsaktivisten: Im Auftaktquartal stechen die Schwächen des Spezialitätengeschäfts von Brenntag hervor.

Brenntag schwächelt im Spezialitätengeschäft

Brenntag startet schwächer

Spezialitätengeschäft unter Druck – Cashflow sprudelt

ab Düsseldorf

Brenntag ist mit einem Gewinnrückgang in den neuen Turnus gestartet. Wenngleich Vorstandschef Christian Kohlpaintner im Pressegespräch von einem den Erwartungen entsprechenden Ergebnis sprach, täuscht das nicht über die prononcierte Schwäche in der Division Specialties hinweg. Dort nämlich verringerte sich der Rohertrag um fast 9%, während das Segment Essentials um 7,5% wuchs. Noch drastischer fiel die Differenz im operativen Ergebnis aus, das im Spezialitätengeschäft um 24% nachgab, während es im Massengeschäft um 5% zulegte.

Das dürfte Wasser auf die Mühlen der Aktionärsaktivisten sein, die vom Vorstand die Abspaltung des Spezialitätengeschäfts fordern. Kohlpaintner räumte für die Division einen „Leistungsrückstand im Vergleich zu unseren reinen Specialties-Wettbewerbern“ ein. Die identifizierten Ursachen für die schwächere Entwicklung im Vergleich zu den Konkurrenten würden konkret adressiert, versprach der Manager.

Produktportfolio im Blick

Dazu gehört, dass die beiden Divisionen schrittweise eigenständiger aufgestellt werden sollen. Die Geschäftsbereiche sollen sich „dort differenzieren, wo Differenzierung sinnvoll ist“, sagte der Brenntag-Chef. Der Chemiedistributeur werde die strukturellen Anpassungen mit der notwendigen Geschwindigkeit und Konsequenz fortsetzen, um die erfolgreiche Umsetzung der Strategie in „beiden Geschäftsbereichen und für Brenntag als Ganzes“ zu gewährleisten.

Als Gründe für die Schwäche von Specialties verwies Kohlpainter auf die Zusammensetzung des Produktportfolios, die historisch bedingt dezentrale Aufstellung sowie die aktuelle Kostenstruktur inklusive der erforderlichen Investitionen, um Specialties auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb zu bringen. Zugleich räumte Kohlpaintner ein, dass es Brenntag in der Division teilweise an Fähigkeiten fehle, um das Geschäft voranzutreiben. Der Vorstand erarbeite strategische Optionen für beide Geschäftsbereiche. Auf dem für Herbst geplanten Kapitalmarkttag sollen der Stand der Strategieumsetzung und die Weiterentwicklung der Organisationsstruktur vorgestellt werden.

Aktienrückkauf angelaufen

Auf Konzernebene bewegte sich Brenntag im Berichtsquartal bei Umsatz und Rohertrag weitgehend auf Vorjahresniveau. Das operative Ebita, die relevante Steuerungsgröße, landete mit 345 Mill. Euro um 13% unter dem Vergleichswert aus dem Vorjahr. Grund dafür waren nach den Angaben Kostensteigerungen. Highlight des Zwischenberichts war der freie Cashflow, der auf 449 (49) Mill. Euro hochschnellte und damit einen Rekord schrieb. Dahinter stand vor allem die Kapitalfreisetzung im Working Capital.

Mit dem Rückkauf eigener Aktien hat Brenntag bereits begonnen. Allein im März wurden knapp 30 Mill. Euro für den Kauf eigener Aktien ausgegeben. Insgesamt will Brenntag 750 Mill. Euro in den Aktienrückkauf stecken.

Kohlpaintner wies explizit darauf hin, die Kostenbasis an die Geschäftserwartungen anzupassen. Zu gegebener Zeit werde darüber informiert. Als Hinweis auf einen bevorstehenden Stellenabbau wollte Kohlpainter die Aussage aber nicht verstanden wissen. Vielmehr gehe es um die Geschwindigkeit bei dem für die Strategieumsetzung erforderlichen Ressourcenaufbau, um erfolgreich durch das laufende Geschäftsjahr zu kommen.

Vor diesem Hintergrund bestätigte der Brenntag-Chef die Prognose für das laufende Geschäftsjahr, in dem ein operatives Ergebnis (Ebita) von 1,3 bis 1,5 Mrd. Euro, und damit bestenfalls auf Vorjahresniveau erwirtschaftet werden soll.

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