Brenntag zeigt sich stärker als erwartet
ak Köln
Corona hat die Geschäfte des weltgrößten Chemiedistributeurs kaum beeinträchtigt. Brenntag hat auch während der Lockdowns die Lieferketten aufrechterhalten können. Das Ergebnis waren Jahreszahlen, die über dem Zielkorridor des Konzerns und den Erwartungen der Analysten lagen. Das operative Ebitda legte um fast 6% auf 1,06 Mrd. Euro zu. Organisch wiesen die Regionen Europa, Asien und Lateinamerika bei dieser für Brenntag zentralen Kenngröße allesamt zweistellige Zuwächse aus.
Nordamerika bleibt das Sorgenkind. Die anhaltend schwache Nachfrage aus der Öl- und Gas- sowie der Schmierstoffindustrie sorgte in der Region für einen Ergebnisrückgang um 7%. Brenntag hat als Reaktion 300 Stellen vor allem in den erwähnten Branchen gestrichen. Finanzvorstand Georg Müller unterstrich aber die Bedeutung der Öl-, Gas- und Schmierstoffindustrie für den Konzern, die etwa 30% des Nordamerika-Geschäfts ausmachten. Europa (inklusive Mittlerer Osten) hat Nordamerika damit jedoch als größter Ergebnisbringer abgelöst.
Im Ergebnis ist auch ein positiver Beitrag von 15 Mill. Euro aus dem im vergangenen Jahr angestoßenen Umbauprogramm „Project Brenntag“ enthalten, das der seit Anfang 2020 amtierende Konzernchef Christian Kohlpaintner initiiert hatte. Der Konzern will bis 2023 das operative Ergebnis um 220 Mill. Euro steigern. Die Maßnahmen verursachen einen Aufwand von 370 Mill. Euro, von denen 47 Mill. Euro bereits im vergangenen Jahr angefallen sind.
Brenntag bleibt der Tradition einer stetig steigenden Dividende treu. Die Ausschüttung soll um 10 Cent auf 1,35 Euro zulegen, auch wenn das Konzernergebnis unterm Strich stagnierte. Der Aktienkurs legte am Mittwoch um 4,6% zu.
Im laufenden Jahr will Brenntag in Sachen Zukäufe wieder aktiver werden, nachdem der akquisitionsfreudige Konzern 2020 nur drei kleinere Transaktionen getätigt hatte. „Unsere M&A-Pipeline ist sehr ordentlich gefüllt“, sagte Kohlpaintner. Zwischen 200 Mill. und 250 Mill. Euro plant der Vorstand jedes Jahr für Unternehmenserwerbe ein. Schwellenländer insbesondere in Asien hat Brenntag im Fokus dabei. Ein erster Vertragsabschluss gelang im Januar mit dem Kauf der chinesischen Zhongbai Xingye Food Technology für zunächst 90 Mill. Euro. Dafür hat Brenntag zwei Drittel der Anteile bekommen, eine Option auf den Rest will das Unternehmen 2024 ausüben. Organisches Wachstum, die Ergebnisbeiträge der jüngsten Zukäufe sowie weitere Effekte aus dem Effizienzprogramm sollen das operative Ebitda 2021 auf einen Wert zwischen 1,08 Mrd. und 1,18 Mrd. Euro bringen.
Kandidat für Dax 40
Brenntag gilt mit einem Marktwert von aktuell 10,8 Mrd. Euro als Kandidat für den kommenden Dax 40. Laut Kohlpaintner ist die Aufnahme nicht das Maß aller Dinge, Brenntag bereite sich aber darauf vor, indem sich das Unternehmen unter anderem mit den dann möglichen Anforderungen an Investor Relations beschäftige.
Beim Thema Nachhaltigkeit sieht sich Brenntag auf gutem Weg und verwies auf die Klassifizierung mit Gold-Status bei Ecovadis sowie die Mitgliedschaft im Dax 50 ESG. Vom CDP (Carbon Disclosure Project) bekam Brenntag jedoch nur ein „C“.
Brenntag | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Umsatz | 11776 | 12822 |
Operatives Ebitda | 1058 | 1002 |
dav. EMEA | 476 | 406 |
dav. Nordamerika | 434 | 475 |
dav. Asien/Pazifik | 124 | 101 |
dav. Lateinamerika | 63 | 56 |
Konzernergebnis | 474 | 469 |
Erg. je Aktie (Euro) | 3,02 | 3,02 |
Dividende (Euro) | 1,35 | 1,25 |
Free Cash-flow | 1055 | 837 |
Nettofinanzschulden1340 | 2060 | |
Börsen-Zeitung |