Britische Aktionäre stoppen Unilever
hip London – Die britischen Aktionäre von Unilever haben sich gegen die Pläne für eine Zusammenführung von NV und Plc am Steuersparstandort Rotterdam durchgesetzt. Man habe von einer wesentlichen Gruppe von Aktionären keine Unterstützung für die Vorschläge erhalten und halte es deshalb für angebracht, sie zurückzuziehen, teilte der britisch-niederländische Konsumgüterhersteller mit. Chief Executive Paul Polman hatte die Doppelstruktur des Konzerns auf den Prüfstand gestellt, nachdem der Board im vergangenen Jahr ein 115 Mrd. Pfund schweres Übernahmeangebot des Rivalen Kraft Heinz abgewiesen hatte.Der Board gehe weiter davon aus, dass eine Vereinfachung der Konzernstruktur langfristig im besten Interesse von Unilever ist, ließ sich Chairman Marijn Dekkers zitieren. An dem Vorhaben, die im vergangenen Jahr zurückgekauften Vorzugsaktien der NV einzuziehen, halte man fest. “Wir sehen das bei der Verbesserung der Corporate Governance von Unilever als positiven Schritt voran”, schrieben die Analysten der UBS in einer ersten Einschätzung. Es handelt sich zwar um lediglich 1 % der ausstehenden Aktien. Sie verfügen aber über ein Fünftel der Stimmrechte. Der Board hat es sich zum Ziel gesetzt, erstmals in der Firmengeschichte das Prinzip “eine Aktie, eine Stimme” für alle Anteilseigner herzustellen. Von der angekündigten Schließung des NV Trust Office war in der wortkargen Mitteilung nicht mehr die Rede.Bei der Plc hätten auf einer außerordentlichen Hauptversammlung diesen Monat mehr als 75 % für Rotterdam votieren müssen, um das Vorhaben zum Erfolg zu führen. Offenbar zeichnete sich eine Abstimmungsniederlage des Boards ab. Die geplanten Aktionärstreffen von Plc und NV wurden auf unbestimmte Zeit vertagt. Eine ganze Reihe von Großaktionären wie Aviva Investors, Columbia Threadneedle und Schroders hatte sich jedoch schon öffentlich dagegen ausgesprochen. Die Niederlande sind zwar unter steuerlichen Gesichtspunkten für Holding-Gesellschaften multinationaler Konzerne hochinteressant. Ein Herausfallen von Unilever aus den britischen FTSE-Indizes wäre aber nahezu unvermeidlich gewesen. Aktionäre der zwei bisherigen Gesellschaften sollten für eine Aktie jeweils einen Anteilschein der neuen Unilever erhalten. Deren Börsendebüt war für den 24. Dezember geplant. Unilever war der erste moderne multinationale Konzern. Das Unternehmen ging aus dem im September 1929 vertraglich vereinbarten Erwerb der niederländischen Margarine Unie durch den britischen Seifenfabrikanten Lever Brothers hervor. Damals kam es auch zur Doppelnotierung in London und Amsterdam.—– Wertberichtigt Seite 6