Britische Regierung will Finanzinvestoren helfen

Wirtschaftsministerium denkt an Hilfskredite

Britische Regierung will Finanzinvestoren helfen

hip London – Das britische Wirtschaftsministerium plant offenbar, Private-Equity-Portfoliounternehmen mit Hilfskrediten unter die Arme zu greifen, die durch die Coronavirus-Pandemie in Bedrängnis geraten sind. Wie die “Financial Times” unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Kreise berichtet, sollen Wege gefunden werden, die nicht in Widerspruch zu den EU-Regeln für Staatshilfen stehen. Restaurantketten wie Pizza Express und Prezzo oder Legoland-Betreiber Merlin beschäftigen zahlreiche Mitarbeiter.Die europäischen Vorgaben besagen dem Bericht zufolge, dass Unternehmen, deren Verluste die Hälfte ihres Aktienkapitals übersteigen, keine Staatshilfe erhalten dürfen. Finanzinvestoren laden ihren Firmen in der Regel hohe Schulden auf, um die Steuerlast zu mindern. Auf diese Weise zeigen die Unternehmen Verluste, auch wenn sie Cash erwirtschaften. Es gebe keine Garantie, dass die Regierung eine Lösung finde, zitiert das Blatt seine Informanten. Dem Milliardär Richard Branson hatte das Schatzamt eine Abfuhr erteilt, als er um einen Hilfskredit für Virgin Airlines nachsuchte.Die Gespräche zwischen der indischen Tata Steel, Jaguar Land Rover und der Regierung verliefen ebenfalls ergebnislos. Auch im Fall der angeschlagenen High-Street-Ketten dürfte die Zahlungsbereitschaft der öffentlichen Hand gering sein, solange die Eigentümer noch über ausreichend Eigenmittel verfügen, um den Firmen beizuspringen. Subventionierte PizzaPizza Express erwägt die Schließung von 67 Filialen, was den Verlust von 1 100 Arbeitsplätzen bedeuten würde. Derzeit profitiert die Kette noch davon, dass Schatzkanzler Rishi Sunak im August unter dem Slogan “Eat Out to Help Out” Restaurantbesuche von Montag bis Mittwoch subventioniert. Pro Person und Mahlzeit übernimmt das Schatzamt bis zu 10 Pfund.Alkoholische Getränke werden allerdings nicht übernommen. Pizza Express ist ein Musterbeispiel für ein Private-Equity-Portfoliounternehmen. Peter Boizot, der Gründer, brachte 1965 einen Pizzaofen aus Neapel und einen Koch aus Sizilien nach London und eröffnete die erste Niederlassung in Soho. In den folgenden drei Jahrzehnten wuchs sein Reich langsam, aber stetig, bis er es 1992 für 15 Mill. Pfund an Hugh Osmond und den Serienunternehmer Luke Johnson verkaufte.Die beiden brachten es nur ein Jahr später an die Börse und stiegen 1997 aus, als Pizza Express 150 Mill. Pfund wert war. Zwei Finanzinvestoren nahmen das Unternehmen 2003 für 278 Mill. Pfund vom Kurszettel, um es zwei Jahre später wieder aufs Parkett zu werfen. Weniger als ein Jahr später wurde es erneut von einem Finanzinvestor übernommen. Vor sechs Jahren erwarb es die chinesische Beteiligungsgesellschaft Hony Capital für 900 Mill. Pfund. Inzwischen hat Pizza Express mehr als 600 Niederlassungen in aller Welt.Die “Casual Dining”-Branche ist ein Tummelplatz für Finanzinvestoren, die nun die Reißleine ziehen. Die Rettung der Azzurri Group (Zizzi, Ask Italian) durch Towerbrook Capital Partners dürfte 1 200 Arbeitsplätze kosten. Die Insolvenz der Casual Dining Group (Café Rouge) führte zur Schließung von 91 Restaurants. “Sie würden nie weniger als 70 Pfund pro Mahlzeit ausgeben”, sagte David Page, ein ehemaliger Chef von Pizza Express, der “Mail on Sunday” über die Finanzinvestoren. “Deshalb würden sie in den Restaurants, die ihnen gehören, nicht einmal essen gehen.” Sie wüssten einfach nicht, worum es geht.