Britischer Automarkt bremst ab

Absatz bricht so stark ein wie seit der Finanzkrise nicht mehr - Lobby warnt wegen Brexit vor Jobabbau

Britischer Automarkt bremst ab

Der britische Automarkt hat 2018 so stark auf die Bremse getreten wie seit 2008 nicht. Die Neuwagenverkäufe fielen um fast 7 % auf 2,37 Millionen Fahrzeuge. Die Lobby warnt erneut vor existenziellen Gefahren für die Branche mit ihren 850 000 Beschäftigten im Fall eines ungeordneten Brexit.wb Frankfurt – In Großbritannien, dem nach Deutschland größten Automarkt in Europa, ist der Markt im abgelaufenen Jahr deutlich eingebrochen. Der Absatz von Neufahrzeugen ging so stark zurück wie seit der Finanzkrise nicht: Brexit-Unsicherheiten, der Rückgang des Diesel und neue Emissionstests belasten den Markt, wie sich aus den Angaben des Verbandes der Hersteller und Händler, SMMT, ergibt. Die Neuwagenverkäufe gingen demnach 2018 um 6,8 % zurück. Dies ist die schärfste Bremsung seit 2008, als ein Minus von 11,3 % zu Buche stand. Es ist jetzt das zweite Jahr in Folge mit sinkendem Absatz gewesen, denn schon 2017 rollten 5,7 % weniger fahrbare Untersätze auf die Straßen des Vereinigten Königreichs als zuvor.Der britische Verband prognostiziert für 2019 einen weiteren Rückgang der Neuwagenverkäufe um 2 %. Doch laut Mike Hawes, CEO der Society of Motor Manufacturers and Traders, fußt diese relativ moderate Erwartung auf der Annahme, dass es einen geregelten Ausstieg aus der EU gibt. Er bezeichnet einen No-Deal-Brexit als eine Katastrophe für die Branche mit 850 000 Beschäftigten. Überleben gefährdetDrei Viertel aller Unternehmen der Branche hatten in einer Umfrage des SMMT die Befürchtung geäußert, dass ein wilder Brexit ihre Überlebensfähigkeit gefährden würde (vgl. BZ vom 31.12.2018). Ein reibungsloser Handel als Teil des gemeinsamen Markts der EU und der Zollunion habe den Erfolg der britischen Autoindustrie angetrieben, sagt Mike Hawes, CEO der Society of Motor Manufacturers and Traders. Ohne einen Deal auszutreten, wäre katastrophal, sagte Hawes. Bei einem Ausstieg ohne Anschlussvereinbarungen zur Regelung der künftigen Handelsbeziehungen mit der EU seien Stellen in erheblichem Umfang in Gefahr. Es müssten zwar nicht umgehend Werke geschlossen werden, womöglich werde aber die Produktion heruntergefahren. In der Autoherstellung ist Großbritannien die Nummer 4 in Europa – davor rangieren Deutschland, Spanien und Frankreich. Und da es sich zumeist um ausländische Konzerne handle, bestehe das Risiko einer Verlagerung in andere Regionen.Hawes sagte jetzt, es sei unfair, den Niedergang komplett dem Brexit zuzuschreiben. Es gehe vielmehr um eine Kombination aus neuen Emissionstests, die zu Lieferengpässen führten, die Dieselkrise und ein gesunkenes Verbrauchervertrauen. Der Verkauf von Fahrzeugen mit einem Selbstzünder unter der Haube sank in Großbritannien um 30 %, der mit Benziner um 8 %. Der Absatz von Pkw mit alternativem Kraftstoff, also Elektro- oder Hybridantrieben, stieg um 21 % von einem deutlich niedrigeren Niveau aus. Zum Vergleich: In Deutschland lag der Anteil der Benziner bei 62,4 (i.V. 57,7) %, Diesel gingen von 38,8 auf 32,3 % zurück. 3,8 % entfielen auf Hybride, E-Mobilität erreichte gerade 1 %. In der Bundesrepublik blieben die Neuzulassungen mit 3,44 Millionen nahezu stabil (-0,2 %). In Italien, dem fünftgrößten Mark Europas, gingen sie um 3 % auf 1,91 Millionen zurück.Infolge des Rückgangs der Dieselmodelle und der wachsenden Beliebtheit der spritfressenden Sportfahrzeuge stiegen in Britannien 2018 die Treibhausgasemissionen im Schnitt. Die Menge an CO2, die ein Neuwagen ausstieß, legte pro gefahrenem Kilometer um 3 % zu. Schon 2017 waren diese Emissionen, wenn auch mit 0,8 %, gestiegen. Der Straßenverkehr wurde 2016 zur größten Quelle von CO2-Ausstoß, wozu mehr erneuerbare Energien und der Rückgang von Kohlekraftwerken beitrugen. E-Autos erfreuten sich zwar wachsender Beliebtheit, machten aber nur etwa 0,7 % des Gesamtmarktes aus. Die Regierung hatte den “Plug-in-Car-Zuschuss” im Oktober um 1 000 Pfund gesenkt und verschärfte die Qualifizierung dafür.