Bruchlandung für den Börsen-Highflyer Pinduoduo
Bruchlandung für Highflyer Pinduoduo
Chinas E-Commerce-Star erleidet Kursabsturz – Warnung zur Konsumkonjunktur
nh Schanghai
Chinas wachstumsstärkster und vitalster Onlinehandelskonzern Pinduoduo bereitet mit einer Umsatzwarnung den Anlegern eine böse Überraschung. Nach der Vorlage von enttäuschenden Zahlen für das zweite Geschäftsquartal und einer Ankündigung zu trüberen Wachstumsperspektiven erlitt die in New York gelistete Aktie der PDD Holdings Inc. einen fulminanten Kurseinbruch um knapp 29%. Mit dem größten Tagesverlust in der Geschichte der seit 2018 an der Technologiebörse Nasdaq notierenden PDD-Aktie verbindet sich eine Marktwerteinbuße von rund 55 Mrd. Dollar (knapp 50 Mrd. Euro).
Umsatzprognose verfehlt
Im Juni-Quartal konnte Pinduoduo trotz eines rasanten Anstiegs der Erlöse um 85% auf 97 Mrd. Yuan (12,3 Mrd. Euro) die hochgesteckten Erwartungen nicht ganz erfüllen. Beim Gewinn nach Steuern allerdings, der von 13,1 auf 32 Mrd. Yuan in die Höhe geschossen ist, wurde die Konsensschätzung der Analysten bei 27,5 Mrd. Yuan sogar um einiges übertroffen. Die harte Kursreaktion hängt den auch eher mit den eindringlichen Worten des Chief Executive Officer (CEO) und Konzernmitgründers Chen Lei zusammen.
Eindringliche Warnung
Bei der Analystenpräsentation nach der Zahlenvorlage warnte Lei eindringlich davor PDD’s rasantes Umsatz- und Gewinnwachstum in die Zukunft fortzuschreiben. Der E-Commerce-Betreiber werde in Chinas schwächerem Konjunkturklima „zwangsläufig“ niedrigere Erlös- und Ertragsfortschritte verzeichnen. „Wir sehen uns zahlreichen Herausforderungen, angefangen mit einer wandelnden Konsumnachfrage, einem stark intensivierten Wettbewerb und Unsicherheiten im globalen Umfeld gegenüber“, erklärte der PDD-Chef.
Kampfpreis-Strategie
Chinas Marktführer Alibaba sowie die langjährige Nummer Zwei JD.com weisen bereits seit 2022 Schleifspuren und ein stark gebremstes Erlöswachstum auf. Die in China vor allem jüngere Verbraucherschichten ansprechende PDD gelang es jedoch mit einer Kampfpreisstrategie die Erlösdynamik weiter anzufachen und den Konkurrenten kräftig Marktanteile abzuluchsen. Ähnliches gilt für den der mit seinem Tiktok-Dienst immer stärker ins E-Commerce-Geschäft hineindrängenden chinesischen Tech-Konzern Bytedance. Allerdings gelingt es Alibaba und JD.com mittlerweile besser mit einer Anpassung ihrer Preisstrategien im Wettbewerb mitzuhalten.
Ermüdete Verbraucher
Pinduoduo war zunächst besonders erfolgreich, den als „Consumer Downgrade“ bezeichneten Wandel der chinesischen Verbraucher-Gewohnheiten mit ihrer aggressiven Preisstrategie abzudecken. Mittlerweile aber beginnen Chinas Onlinekäufer auf die sensorische Überreizung mit Rabattschlachten negativ zu reagieren. Sie erfordern einen gewaltigen Einsatz zum rechtzeitigen Abgreifen von Schnäppchen und ermüdende Teilnahme an Livestreaming-Sessions. Gegenwärtig liegen Pinduoduo, Bytedance und JD.com mit Marktanteilen zwischen 19 und 17% ungefähr gleichauf, während die einst alles dominierende Alibaba mit ihren Plattformen Taobao und Tmall inzwischen bei unter 40% angekommen sein dürfte.