Hauptversammlung

Brudermüller soll Aufsichtsratschef von Mercedes-Benz werden

Martin Brudermüller könnte im kommenden Frühjahr nahezu nahtlos vom Vorstandsvorsitz von BASF auf den Posten des Aufsichtsratschefs von Mercedes-Benz wechseln. Bernd Pischetsrieder macht sich für ihn als sein Nachfolger stark.

Brudermüller soll Aufsichtsratschef von Mercedes-Benz werden

Vorsitzender Bernd Pischetsrieder schlägt BASF-Chef als Nachfolger vor – Österreichischer Unternehmer Stefan Pierer neu im Kontrollgremium

Martin Brudermüller könnte im kommenden Frühjahr nahezu nahtlos vom Vorstandsvorsitz von BASF auf den Posten des Aufsichtsratschefs von Mercedes-Benz wechseln. Bernd Pischetsrieder macht sich für ihn als seinen Nachfolger stark. Neu im Aufsichtsrat ist Stefan Pierer, der Leoni übernehmen will.

jh München

Bernd Pischetsrieder schlägt BASF-Chef Martin Brudermüller als seinen Nachfolger für den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden von Mercedes-Benz vor. Brudermüller, der an diesem Freitag 62 Jahre alt wird, ist seit 2018 und noch bis zum kommenden Frühjahr Vorstandsvorsitzender des Chemiekonzerns mit Sitz in Ludwigshafen.

Pischetsrieder, der in seiner Karriere an der Spitze von BMW und später Volkswagen stand, will die Aufgabe für den Stuttgarter Autohersteller noch ein Jahr lang bis zum Ende seiner Wahlperiode erfüllen. Er ist seit 2014 Mitglied des Kontrollgremiums, wurde zuletzt 2021 gewählt und ist seitdem Vorsitzender. Brudermüller ist seit zwei Jahren im Aufsichtsrat von Mercedes-Benz und bis 2025 gewählt.

In der Generaldebatte der virtuellen Hauptversammlung des Konzerns am Mittwoch hatte Pischetsrieder angekündigt, nach der Veranstaltung mit dem Aufsichtsrat über einen Vorschlag für seine Nachfolge zu diskutieren. Um Spekulationen zu vermeiden, werde der Name unmittelbar danach bekannt gegeben. Die Hauptversammlung endete kurz vor 16 Uhr, etwa 40 Minuten später teilte Mercedes-Benz den Plan für die Nachfolge mit. Pischetsrieder hatte gesagt, er sei der Meinung, es müsse jemand sein, der bereits Mitglied des Aufsichtsrats sei.

Brudermüllers Vertrag als Vorstandschef von BASF ist um ein Jahr bis zur Hauptversammlung im Mai 2024 verlängert worden. Dann könnte er nahezu nahtlos Aufsichtsratsvorsitzender von Mercedes-Benz werden. Für beide Konzerne ist China ein wichtiger Markt, für BASF zudem ein großer Produktions- und Investitionsstandort. Brudermüller hatte auf der Hauptversammlung in der vergangenen Woche, wie berichtet, viel Kritik an der China-Strategie zu hören bekommen. Die Autoindustrie ist die größte Kundengruppe von BASF.

„Ein Praktiker“

Neu in den Aufsichtsrat von Mercedes-Benz wurde nun für die Kapitalseite der österreichische Unternehmer Stefan Pierer gewählt. Er erhielt 82,4% Ja-Stimmen bei einer Präsenz von gut 61% des Grundkapitals. Die Aktionäre hatten unterschiedlich auf den Vorschlag reagiert. Matthias Gaebler hält es für begrüßenswert, einen „Praktiker“ gewonnen zu haben. Hendrik Schmidt von DWS Investment wies auf Pierers Fülle von Mandaten hin. Pierer werde deren Anzahl in den nächsten zwölf Monaten reduzieren, kündigte Pischetsrieder an. Pierer findet hierzulande vor allem Aufmerksamkeit, weil er im Rahmen des Sanierungsverfahrens der Leoni AG in Nürnberg einziger Aktionär des Autozulieferers werden will. Auf die Frage nach Interessenkonflikten antwortete Pischetsrieder, Mercedes-Benz beziehe Kabelbäume von Leoni, diese machten aber nur einen niedrigen einstelligen Prozentsatz aus. Geschäftsbeziehungen mit anderen Unternehmen Pierers gebe es nicht.

Einige Aktionäre fragten nach der Produktstrategie von Mercedes-Benz. Einer von ihnen hält die Konzentration auf Luxusautos für menschenverachtend, da sich solche Fahrzeuge Interessenten mit niedrigem oder mittlerem Einkommen nicht leisten könnten. Der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius entgegnete, Mercedes-Benz straffe zwar das Einstiegssegment von sieben auf vier kompakte Modelle. „Das Absatzvolumen reduzieren wir aber nicht“, sagte er über die Pläne für diese Kategorie. Zudem erwähnte er die Vans, die für Krankentransporte oder Paketdienste eine gesellschaftliche Bedeutung hätten: „Man könnte sagen, sie sind systemrelevant.“

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