Brüssel lässt Aurubis auflaufen
wb Frankfurt – Anfang April hatte Aurubis, Europas größter Kupferproduzent, den Verkauf der Sparte Flachwalzprodukte an die Wieland-Werke in Ulm besiegelt. Nun drohen die Wettbewerbshüter in Brüssel einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wie Aurubis mitteilt, hat die EU-Kommission im laufenden fusionskontrollrechtlichen Verfahren mitgeteilt, dass eine Freigabe unter den vorgeschlagenen Zusagen wahrscheinlich nicht zu erreichen sei. Aurubis hat indessen schon nicht näher genannte Alternativen zu dem Deal in petto.Auf Basis ihrer vorläufigen Einschätzung werde Brüssel derzeit weitergehende Zusagen für eine Freigabe verlangen, die nach dem Kaufvertrag zur Transaktion von Wieland nicht angeboten werden müssten. Daher sei der Vollzug der ursprünglich geplanten Transaktion nach Ansicht von Aurubis “derzeit nicht mehr überwiegend wahrscheinlich”.Beide Seiten seien übereingekommen, dass Wieland das Verfahren in Brüssel fortführt, um auf Basis einer geänderten wettbewerbsrechtlichen Bewertung die fusionskontrollrechtliche Freigabe doch zu erhalten. “Die derzeitige Einschätzung der Kommission, dass weitere Auflagen notwendig sind, um den Verkauf der Flachwalzproduktsparte der Aurubis AG an die Wieland-Werke zu genehmigen, teilen wir in dieser Form nicht”, sagt Wieland-CEO Erwin Mayr. Jürgen Schachler, Vorstandsvorsitzender von Aurubis, will aber nurmehr “alles dafür tun, um zu einem Ergebnis zu kommen, das alle Seiten zufriedenstellt”. Für das seit 1820 bestehende Familienunternehmen Wieland-Werke wäre es die bisher größte Übernahme überhaupt. Die EU hatte umgehend nach der Ankündigung im Februar Bedenken durchblicken lassen; Aurubis gab sich aber noch im August zuversichtlich, dass der Verkauf am Ende genehmigt werden würde.Auch wenn Aurubis dieses Vorgehen vollumfänglich unterstützt, hat der Vorstand als Vorsichtsplanung strategische Alternativen zur Transaktion identifiziert. Die Kartellwächter hatten Anfang August eine vertiefte Prüfung der Übernahme der Aurubis-Walzproduktsparte und des Gemeinschaftsunternehmens Schwermetall durch Wieland eingeleitet, da Brüssel eine Beeinträchtigung des Wettbewerbs bei wichtigen Kupfervorprodukten befürchtet.Die in Rede stehende Transaktion samt dem Anteil von 50 % am Schwermetall-Halbzeugwerk bedeutet einen Umsatz von zuletzt 1,5 Mrd. Euro oder 14 % des gesamten Aurubis-Konzernerlöses mit Produktionsstandorten in den USA, den Niederlanden, in Finnland und Deutschland, die Schneidcenter in der Slowakei, Italien und Großbritannien. Es geht um etwa 1 900 Beschäftigte, die einen neuen Arbeitgeber erhalten sollen.In der Branche war KME in Osnabrück, Tochter der italienischen Intek, vorgeprescht. Sie kündigte im Juli an, die MKM Mansfelder Kupfer und Messing aus Sachsen-Anhalt zu übernehmen. Wieland/Aurubis hatten ihren Deal zwar Monate früher eingefädelt, doch kamen ihnen KME/Mansfeld mit der Anmeldung bei den Wettbewerbshütern zuvor.Die Aktie der noch 2,4 Mrd. Euro schweren Aurubis gab gestern 3,4 % nach; die Titel von Großaktionär Salzgitter – der Stahlkocher hält 16 % – gaben 2,9 % nach.