Brüssel lenkt bei Biosprit vorsichtig um

Limits für Kraftstoffe aus Nahrungsmittelpflanzen

Brüssel lenkt bei Biosprit vorsichtig um

fed/ge Brüssel/Berlin – Die EU-Kommission korrigiert die Anreize für den Einsatz von Biokraftstoffen. Biosprit aus Nahrungsmittelpflanzen, der dazu führt, dass große Landflächen nicht mehr mit Getreide zur Ernährung der Bevölkerung angebaut werden, soll nur noch in geringerem Maße dazu beitragen, dass die EU-Klimaziele am Ende dieses Jahrzehnts eingehalten werden. Diese Biokraftstoffe sollen nur noch einbezogen werden dürfen, um den Anteil der erneuerbaren Energien im Verkehr auf 5 % zu begrenzen, nicht mehr auf 10 %. Im Gegenzug soll Biosprit der zweiten und dritten Generation, also aus Algen, Stroh oder Abfällen, stärker eingesetzt werden, sodass die 10 %-Vorgabe für Erneuerbare trotzdem erreicht werden kann.Damit die Industrie zügig umstellt, sollen Anreize für Produkte geschaffen werden, die nicht mit Lebensmitteln im Wettbewerb stehen. Auch schlagen die EU-Kommissare Connie Hedegaard (Klima) und Günther Oettinger (Energie) vor, dass höhere Mindestschwellenwerte dafür sorgen sollen, die Effizienz der Verfahren zur Spritproduktion zu erhöhen. In anderen Worten: Die EU will dazu beitragen, dass Investitionen in Anlagen mit ungünstiger Treibhausgasbilanz, die den Schadstoffausstoß um weniger als 60 % reduzieren, unattraktiv werden.Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) bezeichnete den EU-Entwurf als sachlich verfehlt und willkürlich. Die Folge wäre, dass die Industrie “ihre Produktion deutlich drosseln müsste – das führt zu Arbeitsplatzverlusten und mehr CO2-Ausstoß”, sagte VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann. Während die Aktie von Verbio Vereinigte BioEnergie um fast 7 % auf 1,86 Euro wegsackte, notierte die Südzucker-Tochter Cropenergies gestern mit 4,86 Euro nur minimal im Minus. Der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft wertete die “Kehrtwende” als fundamentalen Vertrauensbruch. Dagegen nannte Entwicklungsminister Dirk Niebel die Vorschläge insgesamt begrüßenswert, weil Biosprit derzeit ein Preistreiber auf den Weltagrarmärkten sei. Deshalb werde Biosprit der zweiten Generation gebraucht – “die Pflanze als Nahrungsmittel, Pflanzenreste als Treibstoff”. Auf Kritik von Umweltschützern stieß die Regelung, Raps- und Sojaöl anders als zunächst geplant weiter als klimaschonend geltend machen zu können.