BSH vermisst Trendwende

Immobilienkrise drückt Nachfrage nach Hausgeräten

Der Umsatz der BSH, des Hausgeräte-Marktführers in Europa, ist im vergangenen Jahr nach der Corona-Sonderkonjunktur gesunken. Wie die Tochterfirma von Bosch streicht auch ein deutscher Konkurrent Arbeitsplätze.

Immobilienkrise drückt Nachfrage nach Hausgeräten

Immobilienkrise drückt Nachfrage nach Hausgeräten

Europäischer Marktführer BSH erkennt noch keine Trendwende – 3.500 Arbeitsplätze fallen weg

jh München

Die Flaute im Gebäudebau trifft die Hausgeräteindustrie: Da weniger neue Häuser und Wohnungen entstehen, werden weniger Einbaugeräte für die Küche nachgefragt. In diesem Segment musste auch der Marktführer in Europa, die BSH Hausgeräte GmbH, einen Rückgang hinnehmen. Nach der Sonderkonjunktur in der Corona-Pandemie sank im vergangenen Jahr ebenso der Konzernumsatz: um 7% auf 14,8 Mrd. Euro. Bereinigt um Währungseffekte stagnierte der Erlös.

„Wir sehen noch keinen Trendwechsel“, sagte der für Finanzen zuständige Geschäftsführer Gerhard Dambach in der Jahrespressekonferenz. „Der Hausgerätemarkt wird auch 2024 unter Druck bleiben.“ In den ersten drei Monaten dieses Jahres sei der Umsatz der BSH, zu der zwölf Marken gehören, nominal um 4% gesunken, wechselkursbereinigt jedoch um 5% gestiegen.

Marktanteile gewonnen

Mit Blick auf die allgemein schwache Wirtschaftslage, die hohe Inflation und Zinsen berichtete Matthias Metz, der seit eineinhalb Jahren der Vorsitzende der Geschäftsführung ist und von der Zeiss-Gruppe kam, die Rahmenbedingungen hätten sich im vergangenen Jahr enorm verschlechtert. Dennoch gibt er sich optimistisch für die Zukunft: Die BSH werde weiter wachsen und Marktanteile gewinnen. Die eigenen Anteile zu steigern, sei auch im vergangenen Jahr gelungen, als das Tochterunternehmen von Bosch trotz des Erlösrückgangs besser als der Markt abgeschnitten habe. Wachstum erwartet die BSH vor allem in Nordamerika, in China und in Indien. In Nordamerika rechnet das Management jedoch damit, dass sich die Rabattschlachten fortsetzen.

Über den Gewinn äußern sich die Geschäftsführer nur sehr vage. 2022 war die Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern des Bosch-Segments Consumer Goods, zu dem außer den Hausgeräten die Elektrowerkzeuge gehören, von 10,2% im Vorjahr auf 4,5% gefallen. Die Einstellung des Geschäfts in Russland, wo die BSH etwa eine halbe Mrd. Euro Umsatz gemacht hat, belastete die Sparte. Diese Effekte spielten nach Dambachs Worten 2023 kaum mehr eine Rolle. Allerdings habe es eine Vielzahl anderer Sondereffekte gegeben.

Der Finanzchef erwähnte eine Belastung in der Türkei im Zusammenhang mit IAS, den internationalen Rechnungslegungsstandards. Ob sich Ergebnis und Marge 2023 nach oben oder unten entwickelt haben, war von ihm nicht zu erfahren. Er sagte lediglich, die Unternehmen der Hausgeräteindustrie teilten sich bezogen auf die Profitabilität in zwei Hälften: „Die BSH ist aus kaufmännischer Sicht in der richtigen Hälfte unterwegs.“

Auch Miele streicht Stellen

Vor knapp zwei Monaten kündigte die BSH an, bis 2027 rund 3.500 Arbeitsplätze in indirekten Bereichen wie der Verwaltung zu streichen. Ziel der Geschäftsführung sind dann aus heutiger Sicht etwa 58.000 Beschäftigte. In diesem Jahr fallen 1.000 Stellen weg, davon 450 in Deutschland. „Zurzeit sind keine betriebsbedingten Kündigungen geplant“, betonte Metz. Dambach sagte, wegen der Volatilität der Nachfrage müsse der Personalbedarf ständig vorausschauend gesteuert werden. Auch in den vergangenen fünf bis zehn Jahren habe es Wellenbewegungen gegeben.

Der deutsche Konkurrent Miele hatte im Februar gut zwei Wochen vor BSH angekündigt, 2.700 Arbeitsplätze zu streichen oder zu verlagern. Das soll bis 2026 geschehen. Miele begründet den Schritt damit, dass sich die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine im Gegensatz zu früheren Marktschwächen besonders im Premiummarkt bemerkbar machen. Miele rechnet nicht nur mit einer „vorübergehenden Konjunkturdelle“.

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