Buffett stößt Airline-Titel komplett ab

Starinvestor verkauft mit Verlust - Anlage war "Fehler" - Insgesamt zuversichtlich für Konjunkturerholung

Buffett stößt Airline-Titel komplett ab

Auf der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway predigt Starinvestor Warren Buffett Optimismus. Bei neuen Investitionen hält er sich aber vorerst zurück. Im April hat sich die Investmentgesellschaft von ihren Anteilen an den vier großen US-Fluggesellschaften Delta, United, American und Southwest getrennt.nok New York – Der amerikanische Starinvestor Warren Buffett zieht angesichts der Corona-Pandemie harte Konsequenzen. Buffetts Anlagegesellschaft Berkshire Hathaway hat sich im April komplett von ihren Anteilen an den vier großen amerikanischen Fluggesellschaften Delta, United, American und Southwest getrennt. Die Aktien hatten zuletzt einen Wert von 6,5 Mrd. Dollar. Die Aktienkurse der Fluglinien waren eingebrochen, weil das Passagieraufkommen angesichts der weltweiten Reisebeschränkungen stark nachgelassen hatte. “Die Welt hat sich für die Fluglinien geändert”, sagte Buffett am Wochenende auf der Berkshire-Hauptversammlung in Omaha. Buffett bezeichnete die Anlage als “Fehler”. Er hatte die Beteiligungen an den Fluggesellschaften seit 2016 aufgebaut. Noch Ende des vergangenen Jahres hatte sich deren Wert auf fast 10 Mrd. Dollar belaufen. An der Wall Street gab es auch immer wieder Gerüchte, ob Berkshire eine der Airlines möglicherweise ganz übernehmen werde.Buffett begründete den Ausstieg mit möglichen Änderungen des Verbraucherverhaltens nach einem Ende der Pandemie. Ein Rückgang des Reiseaufkommens könnte höhere Fixkosten als notwendig für die Fluggesellschaften bedeuten. Hersteller wie Boeing könnten ebenfalls unter einer nachlassenden Nachfrage nach Flugzeugen leiden. “Die Frage ist, ob man eine Menge neuer Flugzeuge braucht oder nicht”, sagte Buffett. Berkshire ist selbst von der Misere betroffen, weil die große Tochtergesellschaft Precision Castparts ein Zulieferer der Luftfahrtbranche ist.Buffett äußerte angesichts des konjunkturellen Abschwungs infolge der Coronakrise allerdings Zuversicht, dass sich die amerikanische Wirtschaft wieder erholen werde. Die Hauptversammlung, die üblicherweise mehr als 40 000 Aktionäre nach Omaha, dem Sitz von Berkshire, zieht, wurde wegen der anhaltenden Infektionsgefahr virtuell abgehalten und im Internet übertragen. Nur Buffett und der für das Nichtversicherungsgeschäft verantwortliche Spitzenmanager Greg Abel waren persönlich anwesend. Buffett begründete seinen Optimismus mit den Erfahrungen der Geschichte. Amerika habe in der Vergangenheit schwere Krisen wie den Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert oder die Große Depression der 1930er Jahre überstanden. “Wir hatten größere Probleme, und die amerikanische Magie hat sich immer durchgesetzt”, sagte Buffett.Berkshire ist im Kern eine Versicherungsgesellschaft, die einen Teil der eingenommenen Prämien in Aktien investiert. Berkshire hält seit langem Anteile an großen Finanzdienstleistern wie dem Kreditkartenkonzern American Express oder dem Getränkehersteller Coca-Cola. Buffett war aber immer mehr dazu übergegangen, ganze Unternehmen zu erwerben. Unter dem Dach von Berkshire befinden sich neben Precision Castparts andere Großkonzerne wie die Frachteisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe. Zu den mehr als 60 Tochtergesellschaften gehören auch eine Reihe von Mittelständlern wie der Cowboystiefelhersteller Justin Brands oder das Textilunternehmen Fruit of the Loom. Für das erste Quartal wies Berkshire einen um 6 % auf 5,9 Mrd. Dollar gestiegenen Betriebsgewinn aus. Für das laufende zweite Quartal rechnet Buffett mit negativen Auswirkungen der Pandemie auf fast alle Sparten.Buffett hielt sich trotz des bekundeten Optimismus mit aktuellen Wetten auf Amerika aber noch zurück. Die Barmittel von Berkshire, die zum Kauf von Unternehmen oder Aktien verwendet werden können, waren im ersten Quartal auf 137 Mrd. Dollar angeschwollen. Berkshire hatte im ersten Quartal auch nur 1,7 Mrd. Dollar eigene Aktien zurückgekauft, weniger als im Quartal davor. Buffett bekundete auf der Hauptversammlung erneut den Wunsch, ein großes Unternehmen zu übernehmen. “Wir haben aber nichts sonderlich Attraktives gesehen”, sagte er. Berkshire hatte trotz der starken Kursrückschläge an den Börsen kaum nennenswerte Zukäufe getätigt. An der Wall Street wurde das als Signal interpretiert, dass Buffett möglicherweise mit weiteren Kursrückschlägen rechnet. Die Investitionen von Buffett werden an den Aktienmärkten stark verfolgt. Er predigt seit Jahren, dass man bei Rückschlägen und grassierender Angst an den Börsen Aktien kaufen soll. “Wenn selbst Buffett keine Gelegenheiten sieht, noch nicht mal in eigenen Aktien, was sollen wir von den jüngsten Kursrückschlägen im Aktienmarkt halten?”, fragte Analyst Jim Shanahan von Edward Jones. “Ist das keine Kaufgelegenheit für langfristige Investoren?” – Personen Seite 12