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Buffetts Enkel

Tim Cook war ganz in seinem Element. Der Vorstandschef von Apple stellte am Dienstag am Hauptsitz des Konzerns im kalifornischen Cupertino eine neue Generation des iPhone vor - des trotz aller Diversifizierung immer noch wichtigsten Produkts des...

Buffetts Enkel

Tim Cook war ganz in seinem Element. Der Vorstandschef von Apple stellte am Dienstag am Hauptsitz des Konzerns im kalifornischen Cupertino eine neue Generation des iPhone vor – des trotz aller Diversifizierung immer noch wichtigsten Produkts des amerikanischen Elektronikriesen. Die Veranstaltung war pandemiebedingt virtuell, aber Cook weiß trotzdem, wie man ein neues Produkt in Szene setzt – einschließlich der üblichen Marketing-Floskeln, für die Apple bekannt ist: Neue Ära, bahnbrechende Innovation, Weltklasse.Das war jedenfalls Welten entfernt von Cooks jüngsten Auftritten vor Kongressausschüssen in Washington, wo Abgeordnete kritische Fragen nach Marktmacht und wettbewerbschädigendem Verhalten stellten. Die Kartellwächter interessieren sich vor allem für die Geschäftspraktiken im App Store, also einem Teil der Dienstleistungssparte, mit der Apple die Abhängigkeit von den iPhone-Umsätzen verringern will.Das iPhone ist aber nach wie vor das Zentrum des Ökosystems Apple, das auch wenig technologieaffine Investoren wie den mittlerweile 90 Jahre alten Warren Buffett überzeugt hat. Buffett hatte vor dem Investment seiner Gesellschaft Berkshire Hathaway bei seinen Enkeln nachgefragt, wie sie ihre iPhones nutzen – und war überrascht, in welchem Ausmaß sich ihr Leben darum drehte. Das iPhone sei “sticky”, resümierte Buffett, dessen Gesellschaft jetzt zu den größten Aktionären von Apple gehört. Das iPhone sei ein Produkt, an dem die Besitzer “haften”.Das neue iPhone 12 nutzt den neuen Mobilfunkstandard 5G, ein wichtiges Element von Cooks Werbestrategie. Es gibt zwar Kritiker, die bezweifeln, ob Kunden allein deswegen ein neues iPhone kaufen werden. Das verkennt aber den Lässigkeitsfaktor, den Apple weiterhin hat. Welcher Verbraucher versteht schon genau – oder will verstehen -, was es mit dem technischen Akronym auf sich hat. Die Marketingtexter von Apple reduzierten es auf die Adjektive “superschnell und fortschrittlicher”. Das dürfte wie schon in der Vergangenheit reichen. Allein die Tatsache, dass Cook bei der immer hochgehypten iPhone-Präsentation auf einer Bühne vor einem gigantischen weißen 5G-Schriftzug stand, signalisiert: Das ist wohl das nächste große Ding.Die anhaltende Corona-Pandemie stellt den Konzern zwar möglicherweise vor logistische Herausforderungen. Aber an einer hohen Nachfrage nach den neuen iPhones sollte niemand zweifeln. Jede Wette: Buffetts Enkel werden dem Opa ein Upgrade nahelegen.