Planqc

Bund steigt bei Quantencomputer-Start-up aus Bayern ein

Quantencomputer sollen die Leistungsfähigkeit von heutigen Supercomputern künftig in den Schatten stellen. Der deutsche Hersteller Planqc, der bei der Technologie auf elektrisch neutrale Atome setzt, hat sich in einer Finanzierungsrunde nun 50 Mill. Euro gesichert – unter anderem vom DeepTech & Climate Fonds der Bundesregierung.

Bund steigt bei Quantencomputer-Start-up aus Bayern ein

Bund steigt bei Quantencomputer-Start-up aus Bayern ein

Planqc überzeugt private und öffentliche Investoren mit Neutralatom-Ansatz – Start-up sammelt 50 Mill. Euro in Series-A

kro Frankfurt

Im Rennen um den kommerziellen Durchbruch von hochleistungsfähigen Quantencomputern verfolgen Unternehmen unterschiedliche technologische Ansätze. Als in der Entwicklung vergleichsweise weit vorangeschritten gilt die Nutzung von sogenannten supraleitenden Schaltkreisen, bei der Quantenchips mit hohem Aufwand stark heruntergekühlt werden müssen. Dickschiffe wie IBM oder Google nutzen diese Technologie, der Unternehmen wie Planqc aus Garching oder Quera aus Boston mit dem sogenannten Neutralatom-Ansatz künftig eine Alternative entgegensetzen wollen. Die Anbieter sehen in der Methode, bei der Informationen in einzelnen, elektrisch neutralen Atomen gespeichert werden, verschiedene Vorteile, wie etwa den Betrieb bei Zimmertemperatur oder die beliebige Skalierbarkeit der Qubits, also der Grundrecheneinheit in den Computern. „Aktuell haben alle Quantencomputer noch zu wenige Qubits, um wirklich industrierelevante Probleme zu lösen“, erklärt Planqc-Mitgründer und CEO Alexander Glätzle. "Je mehr hochqualitative Qubits ein Quantencomputer hat, desto mehr Information kann er verarbeiten. Wir bauen jetzt für das Leibniz-Rechenzentrum in München einen Quantencomputer mit 1.000 Qubits.“

Das Start-up, das 2022 aus dem Max Planck Institut für Quantenoptik und dem Munich Quantum Valley als Spin-off gegründet wurde, hat sich in einer Serie-A-Finanzierungsrunde gerade 50 Mill. Euro gesichert. Hauptgeldgeber waren die als verschwiegen geltende Wiener Beteiligungsgesellschaft Catron Holding sowie der Deep Tech & Climate Fonds (DTCF) der Bundesregierung. Vom DTCF kamen dabei rund 10 Mill. Euro. Weitere finanzielle Unterstützung kam laut Mitteilung zudem von Bayern Kapital – der Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern – von der Max-Planck-Stiftung sowie von weiteren privaten Investoren und von den Bestandsinvestoren UVC Partners aus München und Speedinvest aus Wien.

Laut Glätzle ist der Neutralatom-Ansatz im Gegensatz zu den supraleitenden Schaltkreisen „deutlich weniger kapitalintensiv“. „IBM und Google haben mittlerweile schon Milliarden Dollar in ihre Technologien investiert, weil sie ihre Qubits in Fabriken produzieren müssen“, sagt er. "Diesen Bedarf haben wir aufgrund unserer Technologie gar nicht. “

Wie viele andere Deep-Tech-Unternehmen habe man hingegen durchaus Bedarf an Top-Talenten, vor allem in den Bereichen Elektroingenieurswesen und Maschinenbau – und hier auch „schwer zu kämpfen“, wie Glätzle sagt. Bei den benötigten Quantenmechanikern habe es zwar bereits zu Beginn eine „starke Anziehungskraft“ gegeben. Der verfügbare Personalbestand müsse in dem Feld hierzulande dennoch gestärkt werden, findet der Physiker. „Das ist schon jetzt ein neuer Berufszweig, und es ist daher wichtig, dass es da deutlich mehr akademische Absolventen gibt.“ Immerhin sei das Know-how in Sachen Quantencomputing in Deutschland und Europa “traditionell extrem stark verankert". Es gehe nun darum, dieses zu kommerzialisieren „und in ein Produkt zu verwandeln“.

Planqc hat mit seinem Produkt im vergangenen Jahr bereits einen Auftrag im Volumen von 29 Mill. Euro an Land gezogen: Für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) soll das Start-up bis 2026 einen Quantencomputer auf Basis von Neutralatomen bauen. Der Rechner für das Leibniz-Rechenzentrum in München soll ein Jahr später fertig werden.

Mit den frisch eingesammelten Mitteln will Glätzle nun noch einen dritten Rechner installieren – und zwar im firmeneigenen Labor. „Den werden wir an die Cloud anschließen und darüber Rechenkapazitäten an Industriekunden verkaufen“, so der Unternehmer. Das Start-up nimmt dabei zunächst Branchen wie Chemie und Pharma, Hersteller von Klimatechnologien, Automobilhersteller und die Finanzindustrie in den Blick.


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