Bund verschafft Curevac dickes Finanzpolster
swa Frankfurt – Das Tübinger Biotechunternehmen Curevac sieht sich mit der Kapitalbeteiligung des Staates in guter Position, die Entwicklung von Impfstoffen und Arzneimitteln voranbringen zu können. Mit dem Bund und dem langjährigen Großaktionär Dievini habe man “starke und verlässliche” Partner an der Seite, unterstreicht CEO Franz-Werner Haas. “Mit dieser klaren Unterstützung gewinnen wir finanzielle Reichweite und Stabilität” für den Ausbau der Technologieplattform und den strategischen Ausbau der Gesellschaft. Dabei bewahre man sich den vollen unternehmerischen Handlungsspielraum.Der Bund will über die staatliche Förderbank KfW für 300 Mill. Euro rund 23 % an Curevac übernehmen, um ein “innovatives Unternehmen” zu unterstützen, das an einem Impfstoff gegen Covid-19 arbeitet. Die bisherigen Gesellschafter, darunter bislang mit über 80 % maßgeblich der SAP-Gründer Dietmar Hopp über seine Beteiligungsgesellschaft Dievini, werden keine Anteile abgeben. Zur Bewertung gibt es keine Angaben. Brüssel müsse der Transaktion nicht zustimmen, sie sei auf EU-Ebene beihilferechtlich nicht relevant, sagt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).Die vor 20 Jahren gegründete Curevac setzt auf ein genbasiertes Verfahren genannt mRNA vor allem zur Entwicklung von Krebstherapien. Diese Technologie sieht das Unternehmen wie andere Wettbewerber als aussichtsreich auch in der Entwicklung eines Covid-19-Impfstoffs an. Diese Vakzine sollen ausgewählte Gene des Virus enthalten und im menschlichen Organismus ungefährliche Virusproteine bilden, die Immunschutz aufbauen. Als besonders vorteilhaft wird angesehen, dass mRNA-basierte Impfstoffe relativ schnell in großer Menge produziert werden können. Allerdings ist bislang noch gegen keine Krankheit ein solcher Impfstoff auf dem Markt.Curevac schreibt sich selbst zu, einen “führenden Impfstoffkandidaten” gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 zu haben, und plant nach früheren Angaben, noch im Juni erste klinische Studien. In präklinischen Tests habe man “positive Ergebnisse” erzielt, heißt es. Frage der KapazitätenDeutschland zählt nach Angaben des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (VFA) international zu den Ländern mit besonders vielen Projekten für Impfstoffe gegen Covid-19. Wie schnell mit Impfkampagnen begonnen werden könne, hänge nicht nur von der Geschwindigkeit von Entwicklung, Erprobung und Zulassung ab, sondern auch von den Produktionskapazitäten. Deshalb ist es laut VFA nicht entscheidend, welcher Impfstoff zugelassen wird, sondern dass möglichst viele genehmigt werden und unter Nutzung vieler Anlagen hergestellt werden könnten. Auch die Verfügbarkeit von Abfüllanlagen und Glasfläschchen sei kritisch. Die Bundesregierung will hier den Ausbau in Deutschland finanziell fördern.