Bundesregierung strebt Tennet-Mehrheit an
cru Frankfurt
– Die Bundesregierung will trotz der stockenden Gespräche über den angestrebten milliardenschweren Einstieg beim staatlichen niederländischen Stromnetz-Betreiber Tennet die Verhandlungen nicht aufgeben. Seit Mai 2020 streben Deutschland und die Niederlande für ihre Stromnetze eine stärkere Zusammenarbeit an. Der niederländische Staat wollte sich von Tennet-Anteilen in Deutschland trennen, weil in den nächsten Jahren hohe Milliardenkosten für den Netzausbau anstehen.
„Deutschland und die Niederlande werden die Gespräche nach den Wahlen in den Niederlanden fortsetzen“, teilte das Berliner Wirtschaftsministerium laut Reuters am Mittwoch mit. „Für Deutschland ist vordringlich, dass Tennet allen Netzausbauverpflichtungen in Deutschland in vollem Umfang nachkommen kann.“
Von einer Kapitalspritze der Bundesregierung über 2 Mrd. bis 3 Mrd. Euro ist in der Branche die Rede. Doch braucht die deutsche Tennet-Tochter nach niederländischer Einschätzung erst 2024 wieder Geld, nachdem man zunächst davon ausgegangen war, dies sei schon Ende des Jahres der Fall. Die Niederlande hatten am Dienstag erklärt, Gespräche würden jetzt nicht mehr mit Deutschland allein geführt, sondern auch mit weiteren möglichen Investoren. Tennet ist der größte deutsche Übertragungsnetzbetreiber und hat eine wichtige Rolle beim Ausbau der Stromnetze im Zuge der Energiewende.
Deutschland strebe eine Mehrheit an der deutschen Tochtergesellschaft des niederländischen Staatsunternehmens an, was man nicht akzeptieren wolle, heißt es in einem Schreiben des niederländischen Finanzministers Wopke Hoekstra an das Parlament.
In Deutschland gibt es insgesamt vier Netzbetreiber. Neben Tennet sind dies die Elia-Tochter 50Hertz in Berlin, die Ex-RWE-Tochter Amprion in Dortmund und die EnBW-Tochter Transnet BW in Stuttgart. Deutschland ist bereits am Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz über die Staatsbank KfW beteiligt. Damit wurde der Einstieg eines chinesischen Investors verhindert.
Tennet transportiert den Strom von der Nordseeküste und den Offshore-Windrädern nach Süden. Dafür wollte Tennet rund 35 Mrd. Euro investieren. Es waren Zweifel aufgekommen, ob dies die Niederländer allein stemmen könnten.