Bundeswehr schreibt neues Gewehr aus
cru Düsseldorf – Die Rüstungskonzerne Rheinmetall, Heckler & Koch sowie Sig Sauer konkurrieren um einen Großauftrag im Wert von schätzungsweise einer halben Milliarde Euro für das neue Standard-Sturmgewehr der Bundeswehr. Die Ausschreibung für den Auftrag erfolge voraussichtlich im ersten Halbjahr 2017, teilte das Bundesverteidigungsministerium am Freitag mit. Eigentlich war ein Start Ende 2016 angepeilt worden. Wegen sorgfältiger Vorbereitung auf das Vergabeverfahren sei eine “Anpassung der internen Zeitlinie” notwendig gewesen. Österreicher als PartnerRheinmetall und die österreichische Waffenschmiede Steyr Mannlicher bringen ein gemeinsam entwickeltes Sturmgewehr namens “RS556” auf den Markt. Mit der neuen Waffe zielen die beiden Partner unter anderem auf den deutschen Markt. So kommt das Sturmgewehr als Standardgewehr für die 177 000 Bundeswehr-Soldaten in Betracht.Wer immer den Auftrag erhält: Die Auslieferung von neuen Gewehren soll 2020 beginnen und 2026 enden, ursprünglich war 2019 als mögliches Startjahr genannt worden. Das Verteidigungsministerium hatte 2015 entschieden, insgesamt 167 000 Sturmgewehre (G36) auszumustern. Die Frage, wie viel neue Gewehre gekauft werden sollen, wollte die Behörde nicht beantworten.Die deutschen Streitkräfte beabsichtigen, ab 2019 das bisherige Standardgewehr G36, das der Konkurrent Heckler & Koch geliefert hat, durch ein moderneres System zu ersetzen. Verteidigungsministerin von der Leyen hatte das G36-Gewehr ausgemustert, nachdem Mängel bei Dauerfeuer und Hitze bekannt geworden waren. Bei der Rheinmetall-Waffe sorgt nach Angaben des Konzerns eine spezielle Verschlussführung dafür, dass das Gewehr auch unter extremen Einsatzbedingungen in sehr heißer oder kalter Umgebung zuverlässig funktioniert. Sig Sauer auch dabeiDas G 36 ist seit langem Standardwaffe der Bundeswehr. Eine Klage des Verteidigungsministeriums wegen der Präzisionsmängel gegen den Hersteller Heckler & Koch endete mit einer Gerichtsniederlage für die Behörde – laut Urteil hatte die Firma das geliefert, was bestellt worden war. Heckler & Koch bewirbt sich nun bei der neuen Ausschreibung, ebenso wollen die Wettbewerber Sig Sauer sowie Rheinmetall zusammen mit Steyr Mannlicher teilnehmen. Wer den Zuschlag bekommt, wird wohl 2018 entschieden. Beretta als AuslandsrivaleSomit wird der Rheinmetall-Konzern, der in den vergangenen Jahren keine Handwaffen anbot, erstmals seit langer Zeit zum direkten Konkurrenten für Heckler & Koch. Weitere Bewerber um den Bundeswehrauftrag könnten laut Branchenkreisen die ausländischen Rüstungsunternehmen Beretta Defence aus Italien sowie FN Herstal aus Belgien oder CZ aus Tschechien sein. In jedem Fall geht es in Deutschland um einen Auftragswert von mehreren hundert Millionen Euro. Zum Vergleich: Heckler & Koch rüstet die französische Armee mit 100 000 Sturmgewehren vom Typ HK 416 F aus. Hier soll der Auftragswert laut Branchenkreisen bei 300 Mill. Euro liegen.—– Wertberichtigt Seite 8