Bundeswehr treibt Rheinmetall

Konzern hofft auf Milliardenaufträge für Luftverteidigung, Kommunikationstechnik und Sturmgewehre

Bundeswehr treibt Rheinmetall

Die Bundeswehr konzentriert sich nach etlichen Auslandsmissionen wieder stärker auf die Landesverteidigung. Für den Rüstungskonzern Rheinmetall könnten daraus Milliardenaufträge für neue Panzer resultieren.cru Düsseldorf – Rheinmetall ist dank Bestmarken in der Autozulieferung und dank des wachsenden Rüstungsgeschäfts mit Schwung ins Jahr gestartet – und kann längerfristig auf etliche Milliardenaufträge der Bundeswehr hoffen. Der Konzern bestätigte am Donnerstag seine Prognose für das restliche Jahr. Das Unternehmen erwartet in beiden Sparten eine Fortsetzung des Wachstumskurses. Der Umsatz im Konzern soll organisch – ausgehend von 5,6 Mrd. Euro im Jahr 2016 – im laufenden Geschäftsjahr um 4 % bis 5 % steigen. Dabei werde die Autozulieferung um 3 bis 4 % wachsen und 8 % operative Ergebnisrendite liefern. Die Rüstungssparte soll um 5 bis 6 % wachsen und 5 bis 5,5 % operative Rendite beisteuern.Der Kurs der im MDax notierten Aktie reagierte auf den Ausblick mit einem Plus von zeitweise 2,2 % auf ein Rekordhoch von 85,84 Euro. Damit hat sich der Börsenwert des Konzerns binnen zwei Jahren verdoppelt auf 3,7 Mrd. Euro. Ersatz für G36 im VisierIn der Rüstungssparte sieht sich Rheinmetall aussichtsreich positioniert, um vom Trend zu steigenden Verteidigungsausgaben in aller Welt zu profitieren. In Deutschland hat der Konzern dazu einige strategische Kooperationen mit industriellen Partnern gestartet. Mit dem US-Rüstungskonzern Raytheon etwa wurde eine globale Zusammenarbeit vereinbart, die in Deutschland vor allem auf das Großvorhaben “Taktisches Luftverteidigungssystem” der Bundeswehr zielt.In einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Münchener Elektronikkonzern Rohde & Schwarz will Rheinmetall künftig eine führende Rolle bei der umfassenden Modernisierung der Kommunikationstechnik des Heeres übernehmen. Dies sei “absehbar eines der größten Projekte der deutschen Heeresrüstung überhaupt”. Darüber hinaus ziele die Kooperation mit dem österreichischen Waffenhersteller Steyr Mannlicher auf die gerade begonnene Ausschreibung einer großen Zahl neuer Sturmgewehre für die Bundeswehr, deren 170 000 Soldaten nach der Ausmusterung des G36 von Heckler & Koch im kommenden Jahr eine neue Standardwaffe erhalten sollen.Längerfristig dürfte Rheinmetall eine strategische Neuausrichtung der Bundeswehr zugutekommen. Laut einem Konzept des Verteidigungsministeriums soll die Bundeswehr bis 2032 wieder stärker für die Landesverteidigung ausgerüstet werden, nachdem lange Zeit Auslandseinsätze im Vordergrund standen. Es soll mehr schnell einsetzbare Brigaden, mehr Artillerie und mehr Reservisten geben. Auslöser der Strategiewende sind unter anderem die Ukraine-Krise und die politischen Spannungen mit Russland sowie die steigenden Anforderungen der Nato. Drei Panzerprojekte rollenVon drei Projekten könnte Rheinmetall unmittelbar profitieren. So soll die Zahl der Puma-Schützenpanzer, die gegenwärtig bei 350 Stück liegt, aufgestockt werden. Der Panzer wird von Rheinmetall in einem 50:50-Joint-Venture mit Krauss-Maffei Wegmann hergestellt. Außerdem soll die Flotte der Boxer-Transportpanzer, für die Rheinmetall ein führender Zulieferer ist, auf rund 1000 Stück verdreifacht werden. Das Auftragsvolumen dürfte oberhalb von 3 Mrd. Euro liegen. Und es soll ein neuer Kampfpanzer konstruiert werden.