Bürogemeinschaft für Mitteleuropa
Immofinanz peilt im zweiten Versuch den Zusammenschluss mit dem österreichischen Rivalen CA Immo an. Der Verschmelzung vorausgehen soll die Trennung vom defizitären Geschäft mit Handelsflächen in Russland. 26 % an dem Wettbewerber hat sich Immofinanz gesichert.wb Frankfurt – Nun also doch: Ein Jahr nach dem Ende des schillernden Übernahmekampfes zwischen Immofinanz und CA Immo streben die Vorstände der beiden österreichischen Gewerbeimmobilienunternehmen die Fusion an. Dies hat Immofinanz zum Wochenauftakt mitgeteilt. Der Konzern hat schon einen Fuß bei dem Rivalen in der Tür, denn er übernimmt die Sperrminorität an CA Immo. Deren Hauptaktionär O1 Group – dahinter steckt über ein Vehikel in Zypern der Russe Boris Mints – verkauft seinen CA-Anteil von 26 % an die Immofinanz und erhält das Recht, vier Mitglieder in deren Aufsichtsrat zu entsenden. Mints ist mit gut 10 % auch größter Aktionär der Immofinanz.Laut dem gestern unterschriebenen Kaufvertrag liegt der Preis bei 23,50 pro Aktie und somit für die 26 % bei 604 Mill. Euro. Immofinanz will mit 200 Mill. Euro aus der Liquidität, 300 Mill. mit Ausgabe einer Wandelanleihe und 100 Mill. Euro als Brücke finanzieren.Findet der russische Großaktionär derart für sein 2014 von Unicredit erworbenes Paket den Exit bei CA Immo, so sucht Immofinanz den Ausstieg für ihr defizitäres Portfolio in Russland, das abgespalten oder verkauft werden soll. Damit solle die Grundlage für die “Verschmelzung” beider Gesellschaften zu einem “führenden Immobilienunternehmen in Zentral- und Osteuropa” geschaffen werden, heißt es. Der Aktienkurs der in Wien 2 Mrd. Euro schweren Immofinanz zog um 2,5 % an. CA Immo – Börsenwert: 1,8 Mrd. Euro – legte 3,8 % zu. Mit dem Zusammenschluss würde das neue Unternehmen mit einem Portfoliowert von 6 Mrd. Euro unter die zwölf größten gelisteten Gewerbeimmobiliengesellschaften in Europa aufsteigen.Damit soll sich eine monatelange Bieterschlacht dem Ende zuneigen. Beide Seiten sind sich kulturell seit langem herzlich abgeneigt, wird aus Wien kolportiert, was eine friedliche Transaktion nicht erleichtern dürfte. Die beiden Immobilienriesen hatten sich über Monate eine Schlacht um den gegenseitigen Einstieg geliefert – Rechtsstreitigkeiten inklusive. Vor einem Jahr blies Immofinanz ihr geplantes Angebot für den Erwerb der CA-Immo-Aktien ab. Wechsel an der SpitzeAuf beiden Seiten gab es Wechsel an der Spitze. So wurde zum 1. Januar 2016 bei CA Immo mit Frank Nickel ein neuer CEO installiert, der den langjährigen Konzernchef Bruno Ettnauer ablöste. Seit Anfang Mai 2015 agiert Oliver Schumy als Nachfolger von Eduard Zehetner als Chef der Immofinanz. Inzwischen hat die Immofinanz ihre Wohnimmobilien als Buwog per Spin-off an die Börse gebracht. Die dort gehaltenen 29 % haben 540 Mill. Euro Marktwert. Zudem wurden die Logistikimmobilien an Blackstone verkauft.Beide Vorstände rechnen sich Synergieeffekte aus. Auch CA-Immo-Aufsichtsratschef Wolfgang Ruttenstorfer äußerte sich positiv zum geplanten Schulterschluss. Dies sei “der nächste logische Schritt in der Evolution unseres Unternehmens”, lässt er sich in einer gemeinsamen Mitteilung zitieren. Eine Verschmelzung muss laut österreichischem Aktiengesetz von den Hauptversammlungen mit mindestens 75 % der Stimmen beschlossen werden.Immofinanz zahlt nun pro CA-Immo-Aktie 23,50 Euro. Das bedeutet eine Prämie von knapp 35 % auf den Freitagsschlusskurs. Vor einem Jahr war sie bereit, 531 Mill. Euro für 29 % zu zahlen. Jetzt wird es 27 % teurer. Das Unternehmen sei profitabler geworden und habe im Net Asset Value deutlich zugelegt, begründet Schumy den Preisaufschlag. CA Immo hat vor allem von Bewertungsgewinnen profitiert.Das Russlandportfolio, fünf Objekte im Buchwert von 1,2 Mrd. Euro, hat Immofinanz jüngst erneut abgeschrieben, und zwar um 400 Mill. Euro. Die Wertberichtigung und krisenbedingt geringe Mieteinnahmen von Handelsflächen in Moskau drückten den Konzern mit 146 Mill. Euro ins Minus. Nun will Immofinanz einen Schlussstrich ziehen und das Geschäft abspalten oder verkaufen.Entstehen soll aus der Verschmelzung der führende börsennotierte Gewerbeimmobilienkonzern in Zentral- und Osteuropa. Das Bestandsportfolio liegt addiert zu 28 % in Österreich, gefolgt von Rumänien (15,2), Polen (14,1), Deutschland mit 12,7 % sowie Ungarn und Tschechien mit 11,8 bzw. 10,6 %. Der Löwenanteil entfällt mit 74,8 % auf Büros. Der Einzelhandel sorgt dann für 20,5 % der Mieteinnahmen. Auf Deutschland entfielen 66 % der gemeinsamen Entwicklungspipeline im Volumen von 2 Mrd. Euro. Kombiniert würde die Verschuldung (Loan to Value) 46,4 % ausmachen.Schumy spricht von Effekten von 33 Mill. Euro an erwarteten Synergien p. a. Dies resultiere aus Verwaltung und Assetmanagement, Instandhaltung, Maklerkonditionen und Finanzierung. Die kartellrechtliche Freigabe in Österreich, Deutschland und anderen Ländern steht ebenso aus wie die Zustimmung des Immofinanz-Aufsichtsrats sowie das Plazet des CA-Immo-Vorstands zur Übertragung der Namensaktien.