BYD überrollt die Konkurrenz in China
BYD überrollt die Konkurrenz in China
E-Auto-Bauer schnappt sich Pkw-Marktführerschaft – Start-ups verlieren den Anschluss
nh Schanghai
Für die binnen kürzester Zeit zum führenden chinesischen Elektroautobauer avancierte BYD (Build your Dreams) gestaltet sich die weltgrößte Automesse zu einem regelrechten Triumphzug. Die neuen Absatzstatistiken für das März-Quartal weisen dem vom US-Starinvestor Warren Buffett unterstützten Hersteller nach einem weiteren explosionsartigen Wachstum von 69% mit rund 440.000 verkauften Autos in China nicht nur den Spitzenplatz im Segment der Batterieautos zu, sondern erstmals auch für den Pkw-Gesamtmarkt in China.
In einem insgesamt während der vergangenen drei Monate erneut geschrumpften Markt hat BYD ihren Marktanteil von 9% im Jahr 2022 zu Jahresende auf nunmehr 11% ausgeweitet. Damit dürfte das Unternehmen in der jüngsten Momentaufnahme auch knapp an VW China als seit Jahrzehnten etabliertem Marktführer im Reich der Mitte vorbeigezogen sein.
Die Wolfsburger haben in den vergangenen drei Jahren wegen fehlender Zugkraft bei der Elektroautopalette für den chinesischen Markt, aber auch wegen der allgemeinen Konjunktursituation, die dem etablierten Markt für Verbrenner-Autos stark zugesetzt hat, kontinuierlich an Marktanteil eingebüßt. Für das Jahr 2022 stand VW mit 15% Anteil am Gesamtmarkt mit 21 Millionen verkauften Fahrzeugen aber noch deutlich vor Toyota und BYD mit jeweils 9%.
Auch wenn die Trenddynamik eindeutig gegen VW, Toyota und andere ausländische Hersteller spricht, könnte sich die Optik im weiteren Jahresverlauf wieder etwas freundlicher darstellen. Nach Angaben des Herstellerverbandes CAAM sind die Auslieferungen im chinesischen Pkw-Markt im ersten Quartal um gut 13% auf 4,26 Millionen Fahrzeuge geschrumpft. Die Prognosen für das Gesamtjahr allerdings laufen auf ein Wachstum des Marktes von 4 bis 5% hinaus, womit sich nicht nur ein weiterer Dynamikschub im Bereich der Batterieautos, sondern auch eine Erholung im Markt für Verbrenner-Autos nach Chinas Ausstieg aus den Pandemierestriktionen abzeichnet.
Aus der Erfolgsstory von BYD, die im vergangenen Jahr mit 1,86 Millionen Batterie- und Hybridfahrzeugen mehr Autos verkauft hat als in den vier vorangegangenen Jahren zusammengenommen, darf man allerdings nicht schließen, dass für alle chinesischen E-Auto-Bauer paradiesische Zeiten angebrochen sind. Insbesondere bei den als Tesla-Jäger gefeierten Herstellern aus der Start-up-Szene wie Nio und Xpeng sind die Geschäfte seit Jahresmitte 2022 wesentlich zäher gelaufen und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie vom allgemeinen Konjunkturaufschwung in China sonderlich profitieren werden.
Besonders zugesetzt hat ihnen wie auch anderen Herstellern von gehobeneren Elektrofahrzeugen eine von Tesla losgetretene Preissenkungsschlacht, bei der sie nur bedingt mitziehen können und wollen und besonders preissensitive Kundschaft verlieren. Am Mittwoch erst hatte Tesla eine erneute Preissenkungsrunde losgetreten.
Während BYD und die mit ihrer Batterieautomarke Aion höchst erfolgreiche Guangzhou Automobile Co. (GAG) die Verkäufe gegenüber Vorjahr um 98 beziehungsweise 90% weiter steigern konnten, trat der Absatz bei Nio auf der Stelle und brach bei Xpeng um fast 40% ein. Auch ein halbes Dutzend weiterer chinesischer Elektroautobauer kam zuletzt auf zweistellige Absatzrückgänge und muss sich anschnallen, um in einer Preisschlacht, die sich gegenwärtig nur Tesla und BYD locker leisten können, nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten oder gar ganz aus dem Markt verdrängt zu werden.