IM GESPRÄCH: MARKUS SCHÜRHOLZ

CABB steuert auf Refinanzierung zu

Spezialchemieunternehmen aus dem Permira-Portfolio erwartet deutliches Wachstum - Partner in der Agrarchemie - Auf den Service kommt es an

CABB steuert auf Refinanzierung zu

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt Das Spezialchemieunternehmen CABB gehörte ehemals zum Schweizer Clariant-Konzern und ist in den vergangenen Jahren von einer Private-Equity-Gesellschaft zur nächsten gewandert – und dabei deutlich gewachsen. Seit 2014 gehört CABB zu Permira. Nun steht eine Refinanzierung ins Haus.Wenn Finanzvorstand Markus Schürholz das Geschäft des Spezialchemieunternehmens CABB erklärt, richtet er seinen Blick erst mal aus der eigenen Branche heraus: “Ich vergleiche unser Geschäft gerne mit einer Cocktailbar.” Das Segment Acetyls entspreche dem Bier an der Theke, sei also das Standardprodukt des Unternehmens. Dies umfasst das Geschäft mit Monochloressigsäure, in dem sich das zum Portfolio des Private-Equity-Hauses Permira gehörende Unternehmen als Weltmarktführer einstuft. Diese Produkte werden unter anderem in Körperpflege- und Reinigungsmitteln sowie in der Pharma- und Lebensmittelindustrie eingesetzt.Um abwechslungsreichere Mischungen geht es im Segment Custom Manufacturing. Hier ist die 2003 aus dem Schweizer Chemiekonzern Clariant abgespaltene CABB als strategischer Partner in der Agrarchemie aktiv. CABB stellt individualisierte Synthesestufen für komplexe Moleküle der Kunden her, die als Vor- und Zwischenprodukte oder als Wirkstoff für Pflanzenschutzmittel hergestellt werden. Das Unternehmen sei dabei komplett in die Wertschöpfungskette der Kunden eingebunden und begleite sie eng in früher Phase der Prozessentwicklung. “Wir sind Entwicklungs- und Produktionspartner unserer Kunden”, sagt der Finanzchef.In den Jahren 2015 bis 2017 konnte sich die 2014 von Bridgepoint an Permira weitergereichte CABB nicht von der Delle im Pflanzenschutzgeschäft abkoppeln und verzeichnete Umsatzeinbußen. Die Marge sei jedoch weitgehend konstant geblieben, was zeige, “dass es in dem Geschäft weniger um den Preis als um die Serviceleistung” gehe. Trend zu AuslagerungIm Jahr 2018 sei am Standort Pratteln ein Transformator ausgefallen, was in einem ansonsten guten Jahr 6,4 Mill. Euro Umsatz und etwa 4 Mill. Euro Ergebnis gekostet habe. Damit landete der Umsatz im vergangenen Turnus bei gut 450 Mill. Euro, das operative Ergebnis (Ebitda) stellte sich auf gut 80 Mill. Euro, so dass CABB eine Marge von 18 % zeigte.Schürholz zeigt sich zuversichtlich, dass der Markt für Pflanzenschutzprodukte künftig wieder im Schnitt mit 4 % wachsen wird. Ein wesentlicher Treiber sei die wachsende Weltbevölkerung, die ernährt werden muss. Zudem gebe es im Zuge der Konsolidierung der Chemiebranche einen Trend zur Auslagerung von Produktionsprozessen und -kapazitäten.Der Boden am Markt für Pflanzenschutzprodukte sei 2018 erreicht worden. “Daneben zahlen sich unsere Wachstumsinvestitionen der vergangenen Jahre aus”, sagt Schürholz. Er spricht von einem “tollen Start” ins Jahr 2019 mit einem Ebitda im ersten Quartal von gut 27 Mill. Euro. Auf dieser Basis wird erwartet, dass der Umsatz im laufenden Turnus um 8 bis 10 % ausgebaut werden kann. Das Ebitda wird bei etwa 100 Mill. Euro angepeilt. “Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unsere ambitionierten Ziele erreichen”, fasst es Schürholz zusammen.Wettbewerber von CABB im Segment Custom Manufacturing ist die Lanxess-Tochter Saltigo, die mit 1 200 Mitarbeitern Wirkstoffe und Zwischenprodukte für Kunden aus der Pharma-, Agrar- und Spezialchemie herstellt. Im Segment Acetyls konkurriert das Unternehmen mit Nouryon, der ehemaligen Chemiesparte des niederländischen Farbenkonzerns Akzo Nobel. Dieses Geschäft hatten die amerikanische Private-Equity-Gesellschaft Carlyle und der Staatsfonds CIC aus Singapur im Herbst 2018 für gut 10 Mrd. Euro übernommen. Auch die polnische PCC Rokita ist in dem Geschäft aktiv.Die positive Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr soll auch die anstehende Refinanzierung der CABB-Gruppe unterstützen. Da eine revolvierende Kreditfazilität Ende 2020 fällig wird, soll ein neues Paket geschnürt werden. Das Unternehmen hat zusätzlich drei Anleihen im Gesamtvolumen von knapp 600 Mill. Euro begeben, wovon zwei Bonds im Juni 2021 auslaufen und der dritte ein Jahr später.”Die Struktur der Finanzierung wird voraussichtlich ähnlich ausfallen wie heute”, sagt Schürholz. Die mit sieben Banken vereinbarte Kreditlinie sei nicht gezogen, so dass CABB im ersten Quartal über 130 Mill. Euro liquide Mittel verfüge.Beim Rating ist CABB in der Spekulationsklasse eingeordnet mit einer Bonitätsbewertung von “B -” mit stabilem Ausblick von Standard & Poor’s und “B3” von Moody’s. In der Relation von Nettoverschuldung zu Ebitda liegt CABB im ersten Quartal bei knapp unter 7; bis Jahresende soll auf 6 reduziert werden. Fusion mit JayhawkGrößer und stärker könnte CABB werden, wenn Permira ihre Ende 2018 von Evonik übernommene US-Gesellschaft Jayhawk eingliedern sollte. Aktuell besteht eine strategische Partnerschaft beider Unternehmen, indem Technologien kombiniert werden. Die auf Agrarchemikalien ausgerichtete Firma in Kansas ist deutlich kleiner als CABB, ähnlich profitabel und würde bei einer Eingliederung den Verschuldungsgrad senken.