Canon profiliert sich mit Spezial-Chips
mf Tokio – Canon aus Japan, der weltgrößte Kamerahersteller und die Nummer 2 bei Druckern hinter HP, verstärkt ihre Aktivitäten im Halbleiterbereich. Nach eigenen Angaben hat Canon einen Bildsensor entwickelt, der die Laufzeit von reflektiertem Licht misst und selbst in der Dunkelheit klare dreidimensionale Farbaufnahmen generiert. Diesen sogenannten CMOS-Chip will Canon zunächst in den eigenen Sicherheits- und Überwachungskameras verwenden, aber auch den Herstellern von autonomen Fahrsystemen und von Augmented Reality (erweiterte Wirklichkeit) anbieten.
Diese Entwicklung ereignete sich keineswegs zufällig: Aufgrund der Expertise bei Kameras zählt Canon zu den weltweiten Spezialisten für die Belichtung von Wafern mit Schaltkreisen. Im Frühjahr hatte man sich mit den führenden Maschinenbauern Tokyo Electron und Screen Semiconductor Solutions verbündet. Zusammen mit dem Nationalinstitut für fortgeschrittene Wissenschaft und Technologie will das Trio Halbleiter mit Bahnen von weniger als 2 Nanometern entwickeln. Dafür erhält man 42 Mrd. Yen (326 Mill. Euro) an staatlicher Förderung.
Der neue Bildsensor basiert auf der Eigenentwicklung einer schnellen Fotodiode (SPAD) und benötigt zehnmal weniger Licht als bisherige Sensoren. Dabei wird ein einzelnes Photon so enorm verstärkt, dass winzige Lichtmengen für ein scharfes Bild ausreichen. Die Massenproduktion soll in der zweiten Hälfte 2022 in einer Fabrik in Kawasaki beginnen.
Marktanteile ausgebaut
Doch Canon will 2023 für 21 Mrd. Yen (163 Mill. Euro) ein neues Halbleiterwerk in Hiratsuka errichten und dort die Sensorproduktion langsam ausbauen. Damit verschafft sich der Konzern einen Vorteil gegenüber Panasonic und Sony, die ebenfalls SPAD-basierte Sensoren verkaufen wollen. Laut dem Marktforscher Yole Développement wird sich der Markt für 3-D-Bildsensoren bis 2025 gegenüber 2019 auf 15 Mrd. Dollar verdreifachen. Auch die eigene Sparte für Medizingeräte verstärkt Canon über einen verbesserten Halbleiter. Ende September übernahmen die Japaner den Chipproduzenten Redlen Technologies für geschätzte 30 Mrd. Yen (233 Mill. Euro). Der vorherige Anteil von 15% wurde auf 100% ausgebaut. Die Chips von Redlen können radioaktive Strahlung in elektrische Signale umwandeln. Damit will Canon die eigenen medizinischen CT-Scanner bis 2025 so modernisieren, dass scharfe Körper-Tomografien mit 90% geringerer Strahlenbelastung möglich werden. Auf diese Weise wollen die Japaner ihren Weltmarktanteil von 20% für CT-Scanner auf Kosten von General Electric und Siemens ausbauen.