Cantourage hat die Ruhe weg
Cantourage hat die Ruhe weg
Cannabis-Unternehmen wächst auch ohne Legalisierung der Droge als Genussmittel
kro Frankfurt
Das Berliner Cannabis-Unternehmen Cantourage sieht in der abgespeckten Version der Bundesregierung für eine Cannabis-Legalisierung mit Blick auf die eigene Geschäftsentwicklung keinen Grund zur Aufregung. „Die erfolgreichen vergangenen Monate zeigen, dass wir schon jetzt ein etablierter Akteur im Wachstumsmarkt für medizinisches Cannabis sind“, sagte CEO Philip Schetter anlässlich der Veröffentlichung vorläufiger Jahreszahlen. „In diesem Sinne blicken wir gelassen auf mögliche Verzögerungen bei der Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch in Deutschland.“
Die von der Bundesregierung am Mittwoch vorgestellten Pläne für eine Teil-Legalisierung von Marihuana und Haschisch bleiben nach Einwänden der EU-Kommission deutlich hinter dem ursprünglichen Eckpunktepapier vom vergangenen Herbst zurück. Erwachsene sollen zwar künftig Cannabis in bestimmten Mengen privat anbauen können. In „nicht gewinnorientierten Vereinigungen“ sollen die Mitglieder zudem pro Tag bis zu 25 Gramm und im Monat bis zu 50 Gramm Cannabis kaufen können. Die zuvor geplanten Fachgeschäfte, in denen Cannabis zu Genusszwecken an Erwachsene verkauft werden sollte, wird es vorerst aber nicht geben. Stattdessen sollen die Shops in einem zweiten Schritt in regional begrenzten und befristeten Modellvorhaben getestet werden.
Zu medizinischen Zwecken ist die Abgabe von Cannabis in Deutschland schon seit 2017 erlaubt. Damit einhergehende Produkte wie Blüten, Extrakte oder Dronabinol (ein THC-Präparat) stellt Cantourage vornehmlich mit aus dem Ausland importierten Cannabisblüten her und vertreibt diese großteils in der Bundesrepublik. Auf Basis ungeprüfter Pro-forma-Zahlen hat sich der Umsatz 2022 mit rund 14 Mill. Euro nahezu verdreifacht. Im ersten Quartal 2023 kam es zudem zu einer Verdoppelung der Erlöse.
Der Freizeitkonsum von Cannabis spielt in der kurzfristigen Planung von Cantourage noch keine Rolle. „Konkret werden wir uns zu diesem Thema positionieren, wenn absehbar ist, wann und in welcher Form eine Legalisierung tatsächlich kommen wird“, sagte Schetter.
An der Börse lief es für das Unternehmen bislang schleppend. Seit dem Debüt im November 2022 ist der Kurs um fast 60% abgerutscht. Die Aktien der Konkurrenten Synbiotic aus München und Cannovum aus Berlin gaben in dem Zeitraum ebenfalls deutlich nach.