Capital Stage will neue Finanzierungsoptionen erschließen
– Herr Prof. Maubach, warum will Capital Stage jetzt den Konkurrenten Chorus übernehmen?Die Übernahme macht strategisch wie auch kommerziell Sinn und wird daher durch den Vorstand, den Aufsichtsrat und den Großaktionär von Chorus unterstützt. Die aktuelle Bewertung beider Unternehmen bietet jetzt eine attraktive Chance, die derzeitige Position im Markt für erneuerbare Energien weiter auszubauen.- Was bedeutet der Zukauf für Capital Stage?Capital Stage setzt damit konsequent auf Wachstum. Wir wollen die Konsolidierung im Markt aktiv mitgestalten. Der unternehmerische Schritt ermöglicht uns den beidseitigen Austausch von Know-how, die gemeinsame Nutzung der starken Netzwerke, die Schaffung sich ergänzender Portfolios, neue Finanzierungsmöglichkeiten, die Möglichkeiten, in neue Länder oder größere Projekte zu investieren – insbesondere in Parks mit mehr als 40 Megawatt (MW) Kapazität -, die jeder für sich allein kaum hätte stemmen können. Darüber hinaus würden wir mit dem Segment Assetmanagement auch einen neuen Bereich hinzugewinnen, der weiteres Potenzial als drittes Ertragsgeschäft bietet.- Wie wichtig ist für Capital Stage Größe im Wettbewerb?Capital Stage wird mit Abstand eine herausragende Position auf dem Markt als unabhängiger Stromproduzent in erneuerbaren Energien sowohl bei der weiteren Konsolidierung des Marktes als auch auf Ankaufsseite einnehmen. Als drittgrößter unabhängiger Stromproduzent wird Capital Stage auch in Europa eine größere Wahrnehmung erfahren und dadurch neue Chancen realisieren können. Die neue Capital Stage AG wird zudem in ihrer finanziellen Bedeutung wachsen und zusätzliche Investorengruppen ansprechen und alternative Finanzierungsoptionen haben. Weiterhin ergibt sich im Falle einer gesteigerten Liquidität mittelfristig auch eine mögliche Aufnahme in den MDax.- Erreichen Sie mit der Übernahme eine kritische Größe?Nein, noch nicht. Die Übernahme von Chorus wird es uns aber erleichtern, Kapital aufzunehmen. Weitere Transaktionen in ähnlichen Größenordnungen sind durchaus denkbar. Zunächst müssen wir aber den Zusammenschluss mit Chorus zum Erfolg führen.- Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Deal klappt?Die Wahrscheinlichkeit liegt über 50 %.- Könnte es sein, dass Sie die Offerte nachbessern müssen?Nein, ich gehe davon aus, dass es beim gegenwärtigen Angebotspreis bleibt.- Inwiefern spielen die regulatorischen Rahmenbedingungen eine Rolle für den Fusionsplan?Die sich ändernden regulatorischen Rahmenbedingungen – zum Beispiel bei der Vermarktung von Strom und Auktionen für Neuprojekte – stellen die Industrie insgesamt vor Herausforderungen. Das gemeinsame Unternehmen wird sich hier besser anpassen können.- Das Übernahmeangebot erfolgt als reiner Aktientausch. Warum?Der Aktientausch ist das Ergebnis der Verhandlungen von Chorus und Capital Stage, weil so ein attraktives Angebot sowohl für die Chorus Aktionäre, als auch eine wertsteigernde Transaktion für die Capital Stage Aktionäre möglich ist. Umgerechnet auf einen Durchschnittskurs über drei Monate ergibt sich ein implizierter Angebotspreis von 11,52 Euro pro Aktie der Chorus, bei der Anzahl der ausstehenden Aktien der Chorus entspricht dies einem Transaktionswert von rund 320 Mill. Euro.- Welche Vorteile ergeben sich für die Aktionäre?Die Aktionäre beider Unternehmen werden von einem noch attraktiveren gemeinsamen Unternehmen mit verbesserten Wachstumsperspektiven und einer deutlich liquideren Aktie profitieren.- Wie wichtig ist der Zusammenschluss mit Blick auf die Kapitalkosten?Eine größere Bilanz, eine liquidere Aktie und höhere gemeinsame Cashflows aus den Projekten verschaffen uns eine verbesserte Position auf den Kapitalmärkten, die sich auch in unseren Kapitalkosten eher positiv widerspiegeln dürfte.- Inwiefern ändern sich die Finanzziele durch die Übernahme für 2016 und darüber hinaus?Wir müssen nun erst einmal die außerordentliche Hauptversammlung und dann die Annahme des Aktientauschangebots abwarten. Derzeit gilt unsere positive Ergebnisprognose vom März 2016 für die Capital Stage, die wir auf Basis des im März 2016 bereits gesicherten Portfolios abgegeben hatten. Neue Investitionen im weiteren Jahresverlauf waren in dieser noch nicht berücksichtigt.- Wie wichtig ist die zusätzliche Marktpräsenz in Europa? Welche Pläne gibt es für eine Ausweitung der Marktpräsenz?Eine Erweiterung der regionalen Abdeckung ist für uns genauso wichtig wie die verstärkten Marktpositionen in den Kernmärkten Deutschland, Frankreich und Italien. Gemeinsam ist zudem auch eine Expansion in neue geografische Märkte inner- und außerhalb Europas, wie zum Beispiel Nordamerika, denkbar.—-Das Interview führte Carsten Steevens.