Carlsberg in Katerstimmung
wb Frankfurt – Heineken besser als erwartet, AB Inbev enttäuscht und Carlsberg sorgt jetzt für eine kalte Dusche: Dem dänischen Brauereikonzern, die Nummer 4 der Branche weltweit, macht erneut das Geschäft in Russland zu schaffen. Der neue, vom Molkereikonzern Friesland Campina gekommene CEO Cees `t Hart streicht die Prognose für das operative Ergebnis: Statt eines erwarteten Plus in mittlerer bis hoher einstelliger Prozenthöhe geht er von einem Rückgang aus. Er erwartet aber, dass die Dividende stabil gehalten werden kann. `t Hart hat vor, die Strategie neu zu definieren, er will seine Pläne aber erst im nächsten Jahr präsentieren. Die Aktie brach in Kopenhagen um 10 % ein und die Marktkapitalisierung fiel auf umgerechnet 8,3 Mrd. Euro.Der Manager begründet die Schwäche, die eine Verschärfung des Stellenabbaus zur Folge haben soll, mit erneuten Rückgängen in Osteuropa und dem schlechten Wetter in Westeuropa. Dem Effekt kommt der Konzern mit Kostenreduzierungen und dem positiven Asiengeschäft bisher nicht bei. Carlsberg hängt im Umsatz zu 59 % an West- und zu 22 % an Osteuropa; im Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) sind es 51 % bzw. 28 % und dem Volumen nach 41 % versus 31 %. Carlsberg hängt weitaus stärker vom russischen Markt ab als die Rivalen Anheuser-Busch Inbev, SABMiller und Heineken. Zwei Braustätten wurden dort zuletzt geschlossen. Seit 2008 ging der Bierabsatz in Putin-Land um mehr als 30 % zurück. 2008 hatte Carlsberg mit Heineken Scottish & Newcastle für 15 Mrd. Dollar erworben, die ein starkes Russlandgeschäft mitbrachte. Im deutschsprachigen Raum ist die Gruppe mit Holsten, Astra, Duckstein, Lübzer, Hannen Alt und Feldschlösschen vertreten, international mit Carlsberg, Tuborg, Kronenbourg und 1664.Unter den großen Bierkonzernen hat Heineken vor allem dank des Asiengeschäfts und der starken Nachfrage nach ihren mexikanischen Bieren in den USA überraschend stark verdient. Lediglich in Afrika lief es für die weltweit drittgrößte Brauerei im Halbjahr weniger gut. Branchenprimus AB Inbev enttäuschte hingegen vor allem wegen Brasilien und den USA im zweiten Quartal. Von April bis Juni fiel das operative Ergebnis vor Sondereffekten um 19 % auf umgerechnet 391 Mill. Euro, wobei der Umsatz nur leicht auf 2,5 Mrd. Euro nachgegeben hat. Netto blieben mit 212 Mill. Euro 28 % weniger als vor Vorjahresfrist hängen. Der freie Cash-flow stieg indessen von 360 Mill. auf 480 Mill. Euro. Der Konzern steht mit 4,8 Mrd. Euro in der Kreide.