Carlyle macht Klinikkette Ameos verkaufsbereit
cru Frankfurt
Im deutschen Krankenhaussektor bahnt sich der nächste Milliardendeal an: Der Finanzinvestor Carlyle erwägt, die Klinikkette Ameos mit einem Wert von bis zu 1,3 Mrd. Euro nach dem Abflauen der Coronakrise zum Verkauf zu stellen. Carlyle war vor zehn Jahren bei dem Unternehmen – einem der größten privaten Klinikbetreiber in Deutschland – mit Sitz in Zürich eingestiegen. Jetzt bereitet das Private-Equity-Haus einen Bieterprozess vor, der in den nächsten Monaten beginnen soll. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Finanzkreise. Carlyle selbst lehnte einen Kommentar dazu ab.
Kliniken sind für Beteiligungsgesellschaften zum lukrativen Investment geworden, weil sie durch Zukäufe Größenvorteile gewinnen und das Geschäft unabhängig von der Konjunktur verlässliche Erträge abwirft. Erst kürzlich hatte der niederländische Finanzinvestor Waterland mit seinem deutschen Portfoliounternehmen Median, dem größten hiesigen Reha-Klinikbetreiber, in einem Milliardendeal die britische Priory Group übernommen und eine Gruppe mit rund 2 Mrd. Euro Umsatz und 20000 Beschäftigten gebildet.
Lukratives Geschäft
Am Markt ist zu hören, dass Waterland sich auch Ameos anschauen dürfte, wenn Carlyle die Klinikkette tatsächlich auf den Markt bringt. Waterland lehnte einen Kommentar ab, hat aber gezeigt, dass man mit Rehakliniken im Portfolio auf eine Verzinsung (IRR) von rund 30% kommen konnte.
Allein im Jahr 2019 verzeichnete der noch kleinteilige deutsche Gesundheitssektor laut einer Studie der Unternehmensberatung PwC 106 Fusionen und Übernahmen. Im April 2019 nahmen die Ameos Gruppe und die Sana Kliniken ihre Fusionsanträge nach Bedenken des Bundeskartellamtes zurück. Als strategischer Käufer für Ameos könnte auch der Klinikbetreiber Helios in Frage kommen.
Die 2002 vom heute noch beteiligten Axel Paeger und Martin Kerres gegründete Ameos betreibt in Deutschland, Österreich und der Schweiz 96 Akutkliniken und psychiatrische Krankenhäuser mit mehr als 10000 Betten. Das Unternehmen beschäftigt 15700 Mitarbeiter, davon etwa 12000 in Deutschland. Gemessen am operativen Ergebnis (Ebitda) von 110 Mill. Euro und den Bewertungen vergleichbarer Betreiber könnte ein Verkauf bis zu 1,3 Mrd. Euro einbringen – rund das Zwölffache des Ebitda.
Carlyle hat die Investmentbanken J.P. Morgan und Macquarie mit dem Deal beauftragt. Eine Ameos-Sprecherin erklärte aber, solange die Corona-Pandemie andauere, sei ein Verkauf „objektiv nicht durchführbar“. Die Ameos-Kliniken seien in vielen Bundesländern das Rückgrat bei der Bewältigung der Pandemie. Im Jahr 2020 hatte Ameos – wie die meisten Kliniken – unter den Folgen zu leiden. Betten wurden für Covid-19-Patienten freigehalten, nicht eilige Operationen wurden verschoben.
Sonderdividende geplant
Ameos bestätigte Pläne, eine schuldenfinanzierte Sonderdividende an die Eigentümer auszuschütten. Die Gruppe erwägt eine Fremdkapital-Refinanzierung nach der Pandemie. An Ameos ist neben Firmengründer Paeger auch der Finanzinvestor Quadriga beteiligt. Carlyle ist auch an der bayerischen Krankenhauskette Schön-Klinik beteiligt.