Private Equity

Carlyle stellt Softwarefirma SER Group zum Verkauf

Die US-Private-Equity-Firma Carlyle stellt das deutsche Softwareunternehmen SER Group zum Verkauf, wie die Börsen-Zeitung aus Finanzkreisen erfahren hat. Das Unternehmen aus Bonn könnte dabei mit bis zu 1 Mrd. Euro bewertet werden. Auch andere Software-Deals gelingen inmitten der M&A-Flaute.

Carlyle stellt Softwarefirma SER Group zum Verkauf

Carlyle stellt Softwarefirma SER Group zum Verkauf

Investmentbank Baird beauftragt – Deutscher Tech-Sektor entzieht sich der Deal-Flaute – Investor Verdane erwirbt Cybersicherheitsspezialist Ebertlang

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Der Ausstieg aus Unternehmensbeteiligungen ist für Finanzinvestoren deutlich schwieriger geworden, seit der Zinsanstieg Finanzierungen verteuert. Eine Ausnahme bildet jedoch der Tech-Sektor, vor allem Software-Deals: So stellt jetzt die US-Private-Equity-Firma Carlyle ihr Softwareunternehmen SER Group zum Verkauf, wie die Börsen-Zeitung aus Finanzkreisen erfahren hat. Das Unternehmen aus Bonn, das auf Enterprise Content Management für Firmen spezialisiert ist, könnte dabei mit bis zu 1 Mrd. Euro bewertet werden.

Mit der Transaktion beauftragt ist die Investmentbank Robert W. Baird. Die Informationspakete sollen in den kommenden Wochen an einschlägige Investoren versendet werden. Carlyle lehnte einen Kommentar dazu ab. Als wahrscheinlichste Käufer gelten Private-Equity-Häuser wie etwa CVC, Thoma Bravo oder Blackstone.

Carlyle hatte die SER Group 2019 erworben. Die 1984 gegründete Firma, die 2000 meist mittelständische Unternehmen, aber auch Konzerne wie Siemens zu ihren Kunden zählt, macht mit 600 Beschäftigten rund 100 Mill. Euro Umsatz. Rund 65% davon sind jährlich wiederkehrende Erlöse (ARR) aus Software-Lizenzen, die von rund einer Million Menschen genutzt werden. Der operative Gewinn (Ebitda) beträgt rund 25 Mill. Euro.

Damit koppelt sich Tech-M&A zunehmend von der Flaute bei Wachstumsfinanzierungen für Unternehmen ab. Denn die Start-up-Finanzierungsrunden sind 2023 sowohl in Bezug auf das Volumen als auch auf den Wert deutlich zurückgegangen. Besonders große Finanzierungsrunden über 50 Mill. Euro oder mehr, ein wesentliches Merkmal des Booms im Jahr 2021, sind weitgehend verschwunden. 2023 gab es nur zwei neue deutsche Unicorns. 2022 waren es noch neun.

Verdane kauft zu

Nikolas Westphal, Clipperton Managing Partner

„Andererseits haben die Exit-Aktivitäten – in der Regel rentable Unternehmen in der Spätphase – zugenommen, was auf die zunehmende Bereitschaft und Fähigkeit von Finanz- und Strategieakquisiteuren zurückzuführen ist, Technologieunternehmen zu erwerben“, sagte Nikolas Westphal, Partner der auf Tech-Deals spezialisierten Investmentbank Clipperton in Berlin, der Börsen-Zeitung. So setzte sich der Finanzinvestor Silver Lake mit der 2,6 Mrd. Euro schweren Übernahme der Software AG aus Darmstadt gegen den Rivalen Bain Capital durch. Und derzeit entbrennt ein Bieterkampf der Beteiligungsgesellschaften um die Schweizer Firma SoftwareOne, die erst 2019 an die Börse gekomen war. Hier tritt erneut Bain gegen eine Schar von Private-Equity-Bieterkonkurrenten an.

Ein weiteres Beispiel für die anhaltende Aktivität bei Tech-M&A-Deals ist Verdane, eine auf Wachstumskapital spezialisierte Beteiligungsgesellschaft, die am Dienstag den Erwerb eines Portfolios bestehend aus fünf profitablen Technologieunternehmen von HQ Equita bekannt gegeben hat. Im Zuge der Transaktion gehen Verdane und HQ Equita eine Partnerschaft ein, um die Unternehmen gemeinsam weiter zu führen. Im Rahmen der Zusammenarbeit sitzen jeweils zwei Vertreter von Verdane und HQ Equita in den Beiräten der fünf Portfoliounternehmen sitzen.

Die Transaktion umfasst fünf Beteiligungen, bei denen Verdane jeweils die Mehrheit hält: Ebertlang, ein Distributor für Cybersicherheitssoftware; Muegge, ein Technologieanbieter von Plasma- und Mikrowellentechnologien für die Herstellung von nachhaltigen, im Labor gezüchteten Diamanten; Indevis, ein Anbieter von Managed Security Services; r2p-Group, ein Anbieter von IP-basierten Systemlösungen für den öffentlichen Verkehr, sowie The Packaging Group, ein Spezialist für Verpackungsmaschinen.

Verdane ist seit 2018 in Deutschland vertreten – mit Büros in Berlin und München. Zum deutschen Portfolio von Verdane gehört die Cybersicherheitssoftwarefirma Hornetsecurity Group.

M&A statt IPOs

Ein Blick auf die deutschen Tech-Exits zeigt laut Investmentbank Clipperton, „dass die Aktivität zurückgekehrt ist und auf ein gutes Umfeld zumindest für Tech-M&A hindeutet“. „Während IPOs – ein bevorzugter Exit-Weg insbesondere für Venture-Capital-gestützte Unternehmen – seit 2022 nicht mehr zu beobachten sind, stehen Übernahmen wieder auf der Agenda“, beobachtet Partner Westphal.

Bei den Finanzierungsrunden für Start-­ups herrscht Flaute. Anders sieht es bei M&A-Deals im Tech-Sektor aus. Der Finanzinvestor Carlyle stellt jetzt die Content-Management-Softwarefirma SER Group aus Bonn ins Schaufenster. Und der Wachstums­investor Verdane legt sich gleich fünf deutsche Tech-Firmen zu.

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