Übernahme

Carrefour schiebt mit Übernahme Konsolidierung des Einzelhandels in Frankreich an

Während der angeschlagene Einzelhändler Casino eine Gewinnwarnung abgeben musste, bringen sich Konkurrenten wie Carrefour für die Konsolidierung der Branche in Frankreich in Stellung.

Carrefour schiebt mit Übernahme Konsolidierung des Einzelhandels in Frankreich an

Übernahme

Carrefour schiebt Konsolidierung
des Einzelhandels an

Größte Übernahme des Konzerns seit 20 Jahren in Frankreich

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Gesche Wüpper, Paris

Die Probleme von Casino stoßen die bereits seit längerem erwartete Konsolidierung im französischen Einzelhandel an. Während der angeschlagene Konzern gerade eine Gewinnwarnung abgeben musste, baut Wettbewerber Carrefour seine Stellung auf dem Heimatmarkt aus. Der Einzelhändler kündigte jetzt die Akquisition der Supermarktketten Match und Cora in Frankreich von der belgischen Gruppe Louis Delhaize für 1,05 Mrd. Euro an. Für Carrefour ist die Übernahme, die 115 Supermärkte und 60 sogenannte Hypermarchés umfasst, die größte seit mehr als 20 Jahren in Frankreich.

Nachdem Carrefour-Chef Alexandre Bompard in den letzten Jahren mehrere Gelegenheiten für eine Konsolidierung hatte vorbeiziehen lassen, darunter eine Annäherung mit Casino sowie Auchan, wollte er jetzt nicht länger tatenlos zusehen. Denn der stark verschuldete Casino-Konzern, für den das Handelsgericht Paris Ende Mai ein Schlichtungsverfahren eingeleitet hat, hat bereits den Verkauf von 119 Supermärkten an den Wettbewerber Intermarché beschlossen, wodurch dieser seinen Marktanteil von zuletzt 15,9% weiter ausbauen und damit Carrefour näher auf die Pelle rücken kann. Carrefour kam zuletzt auf einen Marktanteil von 20,4%, Marktführer Leclerc auf 22,7%, Casino dagegen nur auf 5,9%.

Casino könnte weitere Geschäfte verkaufen. Der angeschlagene Einzelhändler musste jetzt seine Prognosen kappen, da sich der Umsatzrückgang im zweiten Quartal beschleunigt hat. Casino rechnet deshalb inzwischen mit einem Ebitda-Verlust von 165 Mill. bis 175 Mill. Euro in Frankreich im ersten Halbjahr. Im Gesamtjahr erwartet der Konzern in seiner Heimat inzwischen ein Ebitda nach Mieten von weniger als 300 Mill. Euro. In seinem Ende Juni präsentierten Geschäftsplan war er noch von 440 Mill. Euro ausgegangen.

Der Zeitpunkt der Gewinnwarnung sei nicht unbedeutend, meinen Beobachter in Frankreich. Denn die Investoren, die für die Rekapitalisierung geboten haben, haben bis Freitagabend Zeit, ihre Angebote nachzubessern. Metro-Großaktionär Daniel Kretinsky bietet, unterstützt von Marc Ladreit de Lacharrière, eine Kapitalspritze von 1,35 Mrd. Euro, die Investorengruppe 3F, der Xavier Niel, Matthieu Pigasse und Moez-Alexandre Zouari angehören, 900 Mill. Euro.

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