Cash is King – Bonität schafft Planungssicherheit
Historisch betrachtet sind globale Krisen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen feste Bestandteile unserer Menschheitsgeschichte. Und trotzdem, die Corona-Pandemie hat die Dimensionen noch mal deutlich verschoben. Wer hätte vor rund einem Jahr geglaubt, dass ein Fischmarkt in Wuhan der Ausgangspunkt für die Kappung nahezu aller globalen Wirtschaftsströme werden könnte?
Selbst im modernen Maßstab ist eine weltumspannende Krise, wie sie das Coronavirus hervorgerufen hat, außergewöhnlich. Neben den Auswirkungen auf private, politische und kulturelle Zusammenhänge, waren und sind es insbesondere große wie kleine Wirtschaftsunternehmen, die in ihrer Wertschöpfung hart getroffen wurden. Auch wenn jede Krise dadurch gekennzeichnet ist, dass es Profiteure gibt – die übergroße Mehrheit der Betriebe stand durch den Ausfall von Produktionsstätten oder die Unterbrechung relevanter Lieferketten mit dem Rücken zur Wand.
Für Eventualitäten wappnen
Zwar konnten öffentliche Hilfsprogramme vielerorts die Insolvenz fürs Erste verhindern. Gleichwohl können diese Maßnahmen marktwirtschaftlich betrachtet nicht dauerhaft zur Stabilisierung in Betracht gezogen werden. Gerade in Krisenzeiten tun Unternehmen deshalb gut daran, sich für alle Eventualitäten zu wappnen. Dazu müssen zwingend auch Überlegungen gehören, wie sich ein ausgewogener Finanzierungsmix organisieren lässt.
Die gute Partnerschaft zur Hausbank ist dabei für alle Unternehmen eine entscheidende Voraussetzung. Aus Erfahrung aber wissen wir, dass jede noch so gute Partnerschaft ins Wanken geraten kann. Eine mehrsäulige Finanzierung bietet in solchen Fällen Stabilität und Sicherheit. Factoring kann eine dieser Säulen sein, da es im Vergleich zu den konventionellen Angeboten der Hausbank nicht auf die Bonität des Kreditnehmers, sondern auf die Werthaltigkeit der Forderung setzt. Es bedarf lediglich der Wahl eines geeigneten Factors mit etablierten Prozessen und einer tiefen Marktkenntnis. Sind diese Voraussetzungen geschaffen, können Unternehmen zeitnah von zusätzlicher Liquidität, dem Schutz vor Zahlungsausfällen sowie einer Off-Balance-Finanzierung profitieren.
Statt auf die Begleichung der Rechnungen in ferner Zukunft zu warten, überweist der Factoringpartner in aller Regel sofort bis zu 90% des Forderungsbestands. Der restliche Betrag folgt abzüglich einer Factoringgebühr, sobald der Abnehmer seine Rechnung an den Factor bezahlt oder einen Insolvenzantrag gestellt hat. Factoring schont also die Liquidität von Unternehmen und eliminiert zugleich das Risiko von Zahlungsausfällen – schließlich ist die Forderung selbst im Fall einer Insolvenz des Kunden vollumfänglich geschützt.
Wie wir alle wissen, bleibt alle Theorie gerne grau. Am Beispiel eines mittelständischen Betriebs aus dem Automobilsektor lassen sich die Vorteile des Factorings aber praxisnah darstellen. Die Ausgangslage: Nach einem schwachen Betriebsergebnis nahm eine der beteiligten Banken den allgemeinen Strukturwandel in der Branche zum Anlass und signalisierte ihren Wunsch, als Partner auszusteigen. Im Zuge dessen forderten die verbliebenen Finanzierungspartner neue Sicherheiten und kündigten an, Kreditlinien zu reduzieren. Innerhalb weniger Wochen entwickelte sich so für den mittelständischen Betrieb eine existenzielle Bedrohung.
Längere Zahlungsziele bei den Abnehmern – insbesondere bei Werkzeugrechnungen – sowie zusätzlicher Liquiditätsbedarf zur Umstrukturierung des Betriebs führten schnell zu einer veritablen Liquiditätskrise. Gemeinsam mit einer Unternehmensberatung und den Factoringspezialisten der Targobank suchte das Unternehmen nach Lösungen – und wurde fündig. Factoring als Ergänzung zu den verbleibenden Banklinien entpuppte sich als ideale Lösung, da eben nicht die Bonität im Fokus stand, sondern die Werthaltigkeit der Forderungen – und diese war gegeben.
Das Beispiel des in Schieflage geratenen Mittelständlers aus der Automobilbranche zeigt, dass Factoring für die Finanzierung von Unternehmen zur tragenden Säule werden kann. Innerhalb von drei Wochen gelang es allen Beteiligten, eine umfassende Factoringlösung zu erarbeiten und eines der Kreditinstitute abzulösen. Dank der neuen Finanzierungslösung konnte gemeinsam mit der beteiligten Unternehmensberatung ein Konzept erarbeitet werden, das die verbliebenen Banken überzeugte, ihre Kreditlinien nicht zu reduzieren und dem Unternehmen auch weiterhin als Partner zur Seite zu stehen.
Hauptgrund für die Einigung mit den Partnerbanken waren die im Zuge der Factoringlösung verbesserten Finanzkennzahlen. Durch den Verkauf der Forderungen verbesserte sich die Eigenkapitalquote, bereits unmittelbar nachdem die ersten Forderungen an den Factor verkauft und mit der daraus resultierenden Liquidität kurzfristige Verbindlichkeiten ausgeglichen wurden.
Im Fall des mittelständischen Automobilzulieferers sorgt eine mit dem Factor geschlossene Vereinbarung über drei Jahre auch künftig für ein hohes Maß an Liquidität und Planungssicherheit. Aus einer für das Unternehmen existenziell bedrohlichen Situation wurde binnen weniger Wochen eine solide Ausgangslage, um auch in ökonomisch herausfordernden Marktphasen bestehen zu können. Neben dem Wegfall von Liquiditätslücken und damit verbundener Planungssicherheit kann ein starker Factoringpartner auch vor Forderungsausfällen schützen. Gerade kleinere Unternehmen wissen es zu schätzen, ihre Forderungen gegenüber Kunden mit laxer Zahlungsmoral an große Finanzinstitute verkaufen zu können.
Pluspunkt Konditionen
Ein weiterer Pluspunkt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind die Konditionen für Factoring. Während bei Zwischenfinanzierungen von der Hausbank die Bonität des jeweiligen Unternehmens über die Konditionen entscheidet, bestimmt beim Factoring die Bonität der Abnehmer, also der Kunden des Factoringnutzers, über die Factoringgebühr. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen, die gegenüber großen Konzernen als Zulieferer agieren und unter den in der Branche üblichen fernen Zahlungszielen leiden, profitieren beim Factoring von der Bonität ihrer Abnehmer.
Auch wenn die Situation bei mittelständischen Unternehmen weniger angespannt ist, als beim genannten Automobilzulieferer, erscheint es durchaus sinnvoll, sich mit der Option des Factoring auseinanderzusetzen. Je rauer das Wirtschaftsklima, desto eher neigen Hausbanken zu einer restriktiven Kreditvergabe. Unternehmen, die ihre Finanzierung mit Hilfe von Factoring auf mehrere tragende Säulen stellen, optimieren schon heute ihre Eigenkapitalquote und kommen so auch im Falle einer konjunkturellen Eintrübung nicht in Zugzwang.
Apropos tragende Säule der Unternehmensfinanzierung: Unternehmen, die Investitionen ohne Kapitaleinsatz favorisieren, können sich auch mit Leasing näher beschäftigen. Schließlich werden die Leasingraten erst dann fällig, wenn der geleaste Gegenstand auch genutzt wird – die Leasingraten lassen sich also aus den Erträgen des geleasten Gegenstandes erwirtschaften. Hinzu kommt, dass Leasingobjekte keine Auswirkung auf die Bilanz eines Unternehmens haben. Leasing verbessert – wie auch Factoring – die Bilanzkennzahlen. Beide Finanzierungsformen sind wichtige Säulen in einem ausgewogenen Finanzierungsmix für Unternehmen und können nicht zuletzt dabei helfen, Kapitalkosten signifikant zu senken.