Celesios neue Trend-Apotheke
Von Carsten Steevens, HamburgSeit sechseinhalb Jahren führt Andreas Mangelsen die Apotheke in der Harksheider Straße 3 in Hamburg-Poppenbüttel. Neben dem Inhaber arbeiten dort in dem Stadtteil im Hamburger Norden drei approbierte Apotheker, drei pharmazeutisch-technische Assistenten und ein pharmazeutisch-kaufmännischer Angestellter. Mangelsen ist zuversichtlich, dass künftig mehr Kunden seine Apotheke aufsuchen werden. Der VorreiterDas liegt nicht daran, dass er es mit Internet- und Versandapotheken im Discount-Segment aufnehmen will. Vielmehr lässt sich der 49-Jährige als Erster in Deutschland auf das neue Apothekenkonzept des Stuttgarter Pharmagroßhändlers Celesio ein, das Gesundheitsberatung in den Vordergrund stellt und das seit Ende 2012 mit eigenen Pilotapotheken in Großbritannien, Italien, Schweden, Norwegen, Belgien und Irland erprobt wird.Nach dem Verkauf der Internetapotheke DocMorris hatte der MDax-Konzern den Schwenk in Richtung umfassendes Dienstleistungsangebot Ende vorigen Jahres verkündet (vgl. BZ vom 7.12.2012). In Deutschland initiiert nun die Celesio-Tochter Gehe, die aus 19 Niederlassungen bundesweit täglich Apotheken mit Arzneimitteln versorgt, das Konzept der “Lloyds Apotheke”. Ein zweites Ladenlokal mit dieser Firmierung geht heute in Ingolstadt an den Start. Nach einer Testphase mit umfassender Marktforschung ist im Frühjahr 2014 der breite Marktstart in Deutschland vorgesehen.Celesio verfolgt mit der Marke Lloyds ein ehrgeiziges Ziel: Aufgebaut werden soll in den nächsten Jahren die führende europäische Apothekenmarke, die für pharmazeutische Exzellenz in Service, Beratung und Produktangebot stehen soll. Das Konzept ist zugeschnitten auf die einzelnen Märkte. In Deutschland soll jeder unabhängige Apotheker ein Partner von Lloyds werden können.Das Konzept fußt dabei auf drei Säulen, wie der Vorsitzende der Gehe-Geschäftsführung, André Blümel, erläutert: erstens auf einem innovativen Erscheinungsbild der Apotheke in Aufbau, Design, Produkt- und Dienstleistungsangebot, zweitens auf umfassenden Kooperationsangeboten, die den Apotheker wettbewerbsfähiger machen sollen, und drittens auf einem attraktiven Markenauftritt. Ein Schwerpunkt des Lloyds-Konzepts soll die fachliche Qualifikation der Apotheker sein. Spezialisieren werden sich die teilnehmenden Pharmazeuten auf bestimmte Patientenanliegen: Vorerst setzt Celesio auf Haut und Schmerztherapie als europäische Trendthemen. Keine ZahlenWie sich Celesio die Partnerschaft, die den Apotheker als Unternehmer entlasten soll und die in Modulen auf die jeweiligen Bedürfnisse der Apotheker angepasst werden kann, vergüten lässt, offenbarte Gehe-Chef Blümel bei der Einweihung der ersten Lloyds-Apotheke ebenso wenig wie eine Investitionssumme. Erst müsse die Pilotphase abgewartet werden. Ob das Konzept in Deutschland denn überhaupt zum Laufen kommt, sollte Celesio übernommen werden (vgl. nebenstehenden Bericht), lässt er ebenfalls offen. Das Lloyds-Konzept ziele auf langfristig zufriedene Kunden und damit auch auf langfristig erfolgreiche Apotheker.Kündigen könnten diese die 2004 von Gehe gegründete Kooperation “Gesund Leben” auf monatlicher Basis, erläutert Blümel. Rund 2 400 inhabergeführte Apotheken haben sich derzeit bundesweit dieser Partnerschaft, einer der größten der Branchenkooperationen, angeschlossen. Rund 100 Partnerapotheken bedient Gehe den Angaben zufolge noch im preissensitiven Segment.Dieses Billigheimergeschäft sei ihm zu langweilig, sagt der Hamburger Lloyds-Vorreiter Mangelsen. Sorgen, dass Ärzte das Beratungsangebot kritisch sehen und das Konzept torpedieren könnten, hat er nicht. Für ihn zählen, wie er sagt, Professionalisierung im Auftritt, Entlastung in der Verwaltung und bessere Beratung. ——–Lloyds-Apotheker sollen als Unternehmer entlastet werden und besser beraten können.——-