Cellnex baut Marktführung mit Kauf in Polen aus
ths Madrid
Die spanische Cellnex baut ihre Stellung als führender Betreiber von Mobilfunkstationen in Europa aus. Das Unternehmen gab am Freitag den Kauf von 7000 Telefonmasten in Polen bekannt, für die sie Cyfrowy Polsat 1,6 Mrd. Euro zahlt. Weitere 600 Mill. Euro sind für den Bau von 1500 neuen Stationen eingeplant. Cellnex kommt mit dieser Operation und den bereits vereinbarten Zukäufen der letzten Zeit auf 128000 Mobilfunkstationen in zwölf europäischen Ländern. Anfang des Monats hatten die Spanier 10500 Türme in Frankreich gekauft, für 5,2 Mrd. Euro.
Das Geschäft mit der Infrastruktur ist mit Blick auf den Ausbau der neuen 5G-Netze derzeit sehr umkämpft sowie beliebt bei Anlegern. American Tower hat sich mit der Übernahme von gut 30000 Masten von der Telefónica-Tochter Telxius im Januar auf dem europäischen Markt ausgebreitet. Vodafone wird ihre Tochter Vantage Towers im März an die Frankfurter Börse bringen. Wie die Briten trennen sich auch andere Telekommunikationsanbieter von ihren Infrastruktur-Aktiva und machen diese zu Geld.
Deutschland ist das einzige große Land Westeuropas, wo die Spanier bisher noch nicht präsent sind. Das könnte sich ändern. „Wir sind nicht besessen von der Idee, in Deutschland Fuß zu fassen, aber wir wären dort gerne präsent, sofern eine Operation Sinn ergibt“, erklärte der CEO von Cellnex, Tobías Martínez, am Freitag bei der Vorlage der Jahresbilanz vor Analysten.
Die Experten blicken auf die Deutsche Telekom, die ihre Funkturmsparte in Deutschland bislang nicht für andere geöffnet hat. In den Niederlanden brachte die Telekom im Januar dagegen ihre Türme in ein Gemeinschaftsgeschäft mit Cellnex ein und bleibt für 15 Jahre Kunde.
Die Operation in Polen geht über die bisherige Geschäftspraxis hinaus. Denn Cellnex kauft nicht nur die Stationen, um diese an Telekomanbieter zu vermieten. Der Konzern übernimmt auch die Funksender und die dazugehörigen Kabelnetze. Damit will man den Telefonunternehmen einen zusätzlichen Service anbieten. „Das ist ein Game Changer“, meinte Martínez.
Durch die große Einkaufstour im letzten Jahr vergrößerten sich die Verluste des Konzerns von 9 Mill. Euro 2019 auf 133 Mill. Euro. Der Umsatz stieg dagegen um 55% auf 1,6 Mrd. Euro. Bis 2025 sollen die Erträge auf bis zu 4,3 Mrd. Euro steigen, prognostizierte der Vorstand. „Wir setzen nicht nur auf Übernahmen, sondern auch auf organisches Wachstum“, unterstrich Martínez. Dieses soll um die 5% jährlich betragen.
Für die Finanzierung der Expansion steht erneut eine Kapitalerhöhung bevor, diesmal um 7 Mrd. Euro. In der Vergangenheit hatten die Anteile von Cellnex ein sehr großes Interesse bei den Investoren ausgelöst. Insgesamt sei die Kriegskasse mit 18 Mrd. Euro gefüllt und soll für die kommenden 18 Monate reichen. Die Hälfte davon ist nun schon verbraucht.
An der Madrider Börse machte Cellnex am Freitag einen Kurssprung von 5,6% und war Tagessieger des Ibex 35.
Cellnex | ||
Kennzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Umsatz | 1608 | 1035 |
Standortvermietung | 1276 | 699 |
Betriebskosten | – 427 | – 349 |
Ebitda | 1182 | 686 |
Ebitda-Marge (%) | 75 | 68 |
Ebit | 158 | 144 |
Konzernergebnis | – 133 | – 9 |
Operativer Cash-flow (FCLRA) | 610 | 350 |
Nettoverschuldung | 6 500 | 3926 |
Mastenstandorte | 50 057 | 79 173 |
Börsen-Zeitung |