Centrotec sucht nach Akquisitionschancen
Von Andreas Heitker, DüsseldorfDer Klima- und Heiztechnikspezialist Centrotec rechnet nicht mit einer raschen Trendumkehr auf dem europäischen Heizungsmarkt, will das Geschäft aber mit weiteren Zukäufen stärken. “Wir sind in allen drei Segmenten offen für strategische Akquisitionen”, sagte Finanzvorstand Thomas Kneip im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Im vergangenen Jahr hatte der frühere SDax-Konzern mit Sitz im sauerländischen Brilon bereits die kroatische Pro-Klima übernommen. Die neue Tochter kommt auf einen Jahresumsatz von rund 15 Mill. Euro und war damit für Centrotec nur eine vergleichsweise kleine Transaktion. Aber sie ist profitabel und hat zugleich den Zugang zu den Märkten in Südosteuropa und Russland deutlich gestärkt. Für Kneip, Diplom-Kaufmann, Jahrgang 1971, der seit gut zwei Jahren zusammen mit Christoph Traxler das neue Führungsteam von Centrotec bildet, war die Übernahme daher wegweisend auch für weitere Zukäufe, da sowohl der Marktzugang als auch das Produktportfolio ergänzt wurden. “Ich möchte keine Akquisitionen angehen, nur weil sie nach einem guten Deal aussehen”, sagt der frühere McKinsey-Manager. Das überlasse er gerne Private-Equity-Investoren. “Ich möchte Zukäufe, über die wir in unserem bestehenden Geschäft Synergien heben und uns international besser aufstellen können.”Mit der Integration von Pro-Klima, die seit Juli 2015 konsolidiert ist, ist Centrotec nach Angaben von Kneip auch noch das nächste halbe Jahr gut beschäftigt. Auch deshalb erwartet er in diesem Jahr eigentlich noch keine große Übernahme. “Grundsätzlich sind wir aber mittlerweile so aufgestellt, dass wir auch in der Lage wären, einmal eine größere Akquisition anzugehen. Dazu wären wir heute auch ohne große finanzielle Verrenkungen in der Lage”, betont der gebürtige Regensburger in dem Gespräch.Der Grund für die aktuelle Finanzstärke: Centrotec hat die Nettofinanzschulden in den vergangenen Jahren konsequent auf mittlerweile weniger als 2 Mill. Euro heruntergefahren. Die Eigenkapitalquote lag Ende 2015 bei 50 %. “Hier gibt es einiges an Spielraum”, weiß auch Finanzvorstand Kneip, der zugleich aber auch darauf verweist, dass strategischen Akquisitionen nicht “wie Sand am Meer” zu finden seien. Die Suche nach einem geeigneten Target sei ein aufwendiger Prozess. InvestitionsstauKneip und Traxler – ebenfalls ein früherer McKinsey-Berater – haben seit ihrem Amtsantritt 2014 bereits einige Weichen bei Centrotec neu gestellt: Im Segment Gas Flue Systems wurde ein neues Management eingesetzt und der Geschäftsbereich auf eine stärkere Zusammenarbeit getrimmt. In relativ kurzer Zeit zeigte sich hier schon eine erheblich bessere operative Performance. Im Bereich Climate Systems, dem mit Abstand größten Segment, war das Ziel dagegen vor allem eine stärkere Internationalisierung – auch über Zukäufe. Dies sei aber ein Prozess, der zwei, drei Jahre dauere, ehe er Früchte trage, betont Kneip.2015 sind alle Segmente gewachsen, und der Konzernumsatz legte ebenso wie das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um knapp 4 % zu. Das Ergebnisniveau von 2013 hat Centrotec allerdings noch nicht wieder erreicht – weder auf operativer noch auf Nachsteuer-Ebene. Denn der Konzern leidet noch immer auch an einem schwachen Heizungsmarkt in Europa, der sein grundsätzlich starkes Wachstumspotenzial mit Blick auch auf die politischen Bemühungen um mehr Energieeffizienz nicht richtig auszuspielen vermag.Kneip verweist darauf, dass der Markt seit 2007 nur in drei Jahren Wachstum gezeigt habe und in allen anderen Jahren rückläufig gewesen sei. “Wir beobachten schon seit Jahren eine eher geringe Investitionsbereitschaft, wozu auch die niedrigen Öl- und Gaspreise beigetragen haben”, sagt er. “Gerade in Deutschland kann man schon von einem regelrechten Investitionsstau im Heizungsmarkt sprechen.”Theoretisch müsste sich dieser Investitionsstau irgendwann auflösen, theoretisch müsste es irgendwann wieder eine Trendumkehr geben. Centrotec hat die Hoffnung hierauf für 2016 aber bereits aufgegeben. “Im Moment können wir eine Trendumkehr noch nicht erkennen.” In diesem Jahr sollen Umsatz und Ebit dennoch weiter zulegen, wie Kneip noch einmal bekräftigte. Die Erlöse werden bei 550 bis 570 (i.V. 550) Mill. Euro erwartet, das operative Ergebnis bei 32 bis 35 (32) Mill. Euro (siehe Grafik). Auf Aussagen von Analysten, die Prognosen sähen erneut vorsichtig aus, antwortet Kneip, er fühle sich mit dem Ausblick sehr wohl, vor allem, da Prognosenbei Centrotec am Jahresanfang immer relativ schwierig seien, da gerade die Monate September, Oktober und November noch einen ganz erheblichen Einfluss auf die Jahresperformance hätten. “Unser jetziger Ausblick ist nicht aggressiv, nicht unrealistisch, sondern vorsichtig optimistisch.”Die Aktionäre von Centrotec – die Familie von Unternehmensgründer und Aufsichtsratschef Guido A. Krass hält noch gut 50 %, die übrigen Aktien sind im Streubesitz – erhalten für 2015 eine um 5 Cent auf jetzt 25 Cent je Aktie aufgestockte Dividende. Eine feste Ausschüttungsquote hat das Unternehmen nicht in Aussicht gestellt, auch nicht für das laufende Jahr. Das Ziel von Finanzchef Thomas Kneip ist es aber, von Jahr zu Jahr eine stetige und positive Dividendenentwicklung zeigen zu können. “Eine solche hatten wir in den vergangenen Jahren, und dies würde ich auch gerne in Zukunft fortsetzen.”