Chefinnen verzweifelt gesucht

BASF setzt moderate Quotenziele - SAP will ein Viertel weibliche Führung - Adidas-Vorstand sucht eine Frau

Chefinnen verzweifelt gesucht

swa Frankfurt – Eines der größten gesellschaftspolitischen Projekte läuft an. Bis 30. September hatten Unternehmen erstmals Zielgrößen für den Anteil von Frauen in Vorstand, oberem Management und Aufsichtsrat festzulegen. Die Konzerne müssen ihre Pläne nicht sofort transparent machen, sondern erst im Geschäftsbericht dazu Stellung nehmen. Einige Unternehmen haben jedoch aktiv damit begonnen, über ihre Ziele in der Frauenförderung zu berichten.Die Anforderungen sind für die meisten Firmen immens, weil Frauen im Vorstand und in den beiden darunter angesiedelten Hierarchiestufen hierzulande noch deutlich unterrepräsentiert sind. Nach der Statistik des Vereins Frauen in die Aufsichtsräte, Fidar, hat die Deutsche Lufthansa mit zwei Frauen im Vorstand die höchste Quote im Dax von 40 %. Im MDax liegen TAG Immobilien und RTL Group mit jeweils einer Frau mit 33 % vorn, wobei RTL-Chefin Anke Schäferkordt eine der wenigen weiblichen CEOs ist. Laut Fidar haben 28 der 160 Firmen der Dax-Familie keine Frau in Vorstand oder Aufsichtsrat; im Dax sind das Fresenius und Fresenius Medical Care.BASF, die als Chemieunternehmen zu den Branchen gehört, die traditionell einen hohen Männeranteil haben, setzt sich für die Frauenförderung zusätzlich globale Ziele, unabhängig von den gesetzlichen Vorgaben in Deutschland. Danach soll bis 2021 der Anteil weiblicher Führungskräfte global von derzeit 19 auf 22 bis 24 % klettern, was dem Frauenanteil in der Belegschaft weltweit entsprechen soll. In der BASF SE soll – wie heute schon – mindestens eine Frau im Vorstand arbeiten, was eine Quote von 12,5 % ergibt. Unterhalb des Vorstands will BASF den Anteil auf der ersten Führungsebene darunter mit 9,4 % und auf der zweiten mit 11,8 % auf dem aktuellen Stand halten, also erstmal nicht weiter ausbauen. Bei Neubesetzungen im Aufsichtsrat soll der Frauenanteil auf mindestens 30 % erhöht werden. Aktuell sind zwei Frauen auf der Kapital- und eine auf der Arbeitnehmerseite in dem Zwölfergremium.Adidas hat sich vorgenommen, bis 2017 eine Frau in den Vorstand zu berufen. Bisher leiten fünf Männer an der Spitze den Sportartikelanbieter in Herzogenaurach. In der ersten Führungsebene darunter soll der Anteil der Frauen bis dahin von aktuell 11 auf 18 % steigen, in der zweiten von 26 auf 30 %. “Im Aufsichtsrat erfüllen wir die Quote schon”, sagt Vorstandschef Herbert Hainer. Ein Drittel der zwölf Plätze besetzen Frauen, jeweils zwei von der Arbeitnehmer- und der Kapitalseite.Das Softwareunternehmen SAP, bei dem in den vergangenen Jahren zwei Frauen vorzeitig aus dem Vorstand ausgeschieden sind, will dort bis 2017 wieder mindestens ein Ressort weiblich besetzen. Die Frauenquote in Führungspositionen liege derzeit bei 23 % und soll bis 2017 auf 25 % klettern. Im SAP-Aufsichtsrat mit 18 Sitzen sind vier Frauen. Maas mahntBundesjustizminister Heiko Maas (SPD) mahnte, die gesetzlichen Vorgaben beherzt umzusetzen. “Wer noch immer behauptet, es gebe zu wenig ausreichend geeignete Frauen, der ist geistig im vergangenen Jahrhundert hängen geblieben”, meint der Politiker. Noch nie seien so viele Frauen so gut ausgebildet gewesen wie heute. “Das sollte sich auch bei den Zielvorgaben widerspiegeln”, so Maas.