Chemie als Vorbild für gute IT-Compliance

Dienstleister CSC sieht für deutsche Firmen keinen Rückstand in der Digitalisierung - VW-Skandal wirft Schatten

Chemie als Vorbild für gute IT-Compliance

dm Frankfurt – Für den globalen IT-Dienstleister CSC ist die Aufhebung des Safe-Harbor-Abkommens, das den Austausch personenbezogener Daten mit den USA regelt, durch den Europäischen Gerichtshof “unerheblich”. Dies sagten deutsche Vertreter des Unternehmens am Mittwoch vor Journalisten in Frankfurt. Das Urteil sei nicht überraschend gekommen, mit Kunden seien Verträge nach viel strengeren deutschen, schweizerischen oder österreichischen Datenschutzrichtlinien abgeschlossen. Das Thema ist für CSC als aus den USA heraus geführtes, in New York gelistetes Unternehmen relevant.Anders bewertet CSC aber mögliche Auswirkungen des Skandals um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen. Dabei kam eine Software zum Einsatz, die über Sensordaten erkannte, ob das Auto gerade auf einem Prüfstand ist. Die Frage ist, inwieweit sich daraus Missbrauchspotenzial auch in softwareabhängigen Produkten etwa der Industrie 4.0 ableiten lässt. Martin Eldracher, Senior Managing Partner von CSC für Zentral- und Osteuropa, erklärte dazu, es sei nie auszuschließen, dass jemand, der Böses im Sinn habe und intelligent genug sei, dies auch tun könne. CSC sei aber darauf “sehr gut vorbereitet” und befasse sich seit Jahren damit. Eldracher verwies auch auf die Arbeit von Compliance- oder Risikomanagement-Teams auf Seiten der Kunden. Doch fügte der IT-Berater an, in Prozessen von Wirtschaftsprüfern sei dieses Thema bisher nicht vorgesehen oder es werde “zu lax angesehen”. Eldracher deutete an, dass öffentlicher Druck hier künftig eine Rolle spielen könnte.Für beispielhaft im Umgang mit sensiblen Daten aus Anwendungen hält Eldracher die Chemieindustrie, beispielsweise in der Erfassung von Abfällen. “Hier profitiert die Beratung von Erfahrungen aus dem Sektor”, so der Experte. Wie wichtig über lange Zeiträume Daten für Unternehmen sein können, zeigt auch ein Beispiel von Heidelberger Druckmaschinen. Via SMS an Heideldruck zurückgespielte Sensordaten zeigten Jahre später, dass nach China gelieferte Maschinen viel stärker und länger genutzt wurden als in Serviceagreements vorgesehen.Was den Umgang mit der Digitalisierung immer weiterer Teile der Wirtschaft betrifft, sieht CSC keinen Rückstand von Unternehmen im deutschsprachigen Raum. “Deutschland verschläft den digitalen Wandel nicht”, sagte CSC-Deutschland-Geschäftsführer Claus Schünemann. Dem pflichtete auch Maximilian Röglinger bei, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Uni Bayreuth. Erst Minderheit mit AgendaVon CSC in 500 Unternehmen befragte Entscheidungsträger glauben zu 95 %, dass die Digitalisierung spätestens nach fünf Jahren Konsequenzen für die eigene Wettbewerbsposition haben wird. Ausgeprägt hat sich das Umfeld bereits aus Sicht der Finanzdienstleister (78 %) verschärft. In Deutschland sehen 37 % der Befragten ihr Unternehmen aber vergleichsweise schon mit einem hohen oder sehr hohen Digitalisierungsgrad ausgestattet.Erst 39 % haben dabei laut CSC eine “Digitale Agenda” aufgesetzt. Die Verbesserung von Kundenkenntnissen und -beziehungen sowie Prozessautomatisierung stehen zuoberst auf der Prioritätenliste. Risiken in der Digitalisierung sehen 65 % der befragten deutschen Teilnehmer in puncto Datensicherheit. Nationale Restriktionen oder Regularien werden nur von 17 % als Risiko wahrgenommen.