Chemie in Hochstimmung

Deutsche Branche will 2018 Umsatzmarke von 200 Mrd. Euro knacken - Politische Unsicherheiten

Chemie in Hochstimmung

swa Frankfurt – Die Erwartungen waren anfangs nicht hoch gesteckt, doch am Ende des Jahres herrscht Hochstimmung in der deutschen Chemieindustrie. “Nach eher durchwachsenen Ergebnissen in den drei vorherigen Jahren hat 2017 das Prädikat gut ohne Einschränkung verdient”, unterstreicht BASF-Chef Kurt Bock in seiner Funktion als Präsident des Branchenverbands VCI. Dabei hätten alle Segmente von der konjunkturellen Belebung profitiert.Wachsende Nachfrage und gut ausgelastete Kapazitäten (87 %) haben es den Chemieunternehmen ermöglicht, die steigenden Rohstoffkosten zunehmend an ihre Kunden weiterzugeben. So kletterten die Erzeugerpreise im laufenden Jahr um 3 %. Die Produktion legte um 2,5 % zu, in der Chemie ohne Pharmageschäft ist es ein Plus von 2 %. Das positive Mengengeschäft gepaart mit steigenden Preisen bescherte der Branche ein sattes Umsatzplus von 5,5 % auf knapp 195 Mrd. Euro. Dabei kam der Inlandsumsatz um 4,5 % auf 74,4 Mrd. voran, während das Exportgeschäft sogar um 6,5 % auf 120,4 Mrd. Euro zulegte. Hohe Dynamik zeigt sich im Europageschäft mit einem Anstieg um 5,5 %, die Verkäufe nach Nordamerika wuchsen um 3 %. Den größten Schwung nahm der Asien-Umsatz mit 8 %. Die nach wie vor schwierige Lage in Brasilien dämpfte den Export nach Lateinamerika, der 2,5 % unter Vorjahr liegt.Nach dem erfolgreichen Jahr gehen die Branchenvertreter nicht mit Übermut in den neuen Turnus. “Zahlreiche politische Risikofaktoren geben Anlass, sich auf weiterhin sehr turbulente Zeiten einzustellen”, mahnt Bock. In den Unternehmen überwiege gleichwohl die Zuversicht, dass sich “trotz dieser Turbulenzen der Aufschwung im deutschen Chemiegeschäft im kommenden Jahr fortsetzen kann”. Der Aufwärtstrend in Europa scheine robust, was das Exportgeschäft weiter antreiben sollte. Tempo lässt nachDer VCI geht davon aus, dass die Nachfrage nach Chemikalien und Pharmaprodukten weiter steigt. “Allerdings rechnen wir mit etwas nachlassender Dynamik. Nach dem guten Jahr 2017 und wegen der hohen Kapazitätsauslastung wird das Wachstumstempo der Chemie leicht zurückgehen”, erklärt Bock.In seiner Prognose stellt der Verband für 2018 ein Produktionsplus von 2 % in Aussicht, für die Chemie ohne Pharma werden 1,5 % geschätzt. Der Anstieg der Erzeugerpreise wird auf 1 % angesetzt, so dass ein Umsatzwachstum um 3 % angepeilt wird. Damit könnte die Chemieindustrie erstmals die Schwelle von 200 Mrd. Euro erreichen, wird betont. Im Inland wird ein Plus von 2,5 % erwartet, im Ausland um 3,5 %.Bock hebt hervor, dass dem Ausgang der Brexit-Verhandlungen besondere Bedeutung zukommt. Bei einem Ausstieg Großbritanniens aus der EU ohne Brexit-Abkommen könnten jährliche Zollzahlungen von 200 Mill. Euro in der Chemie anfallen. Großbritannien ist für die chemische Industrie in Deutschland der größte Markt in der EU. Im Jahr 2016 verkauften die Anbieter Produkte im Wert von fast 12 Mrd. Euro in diese Region, das waren 6,7 % der Branchenexporte. Der größte Anteil entfällt auf Spezialchemikalien und Pharmaprodukte.