Chemie kommt nur langsam in Fahrt

Branche erwartet Produktionsanstieg um 2 Prozent - Hoffnung auf anziehendes Geschäft in Europa

Chemie kommt nur langsam in Fahrt

swa Frankfurt – Nach einem stagnierenden Umsatz 2013 blickt die deutsche Chemie etwas zuversichtlicher ins neue Jahr. Die Mehrheit der Unternehmen rechnet in den kommenden Monaten mit einer Belebung des Geschäfts, sagte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Karl-Ludwig Kley, in Frankfurt. Großer Schwung wird gleichwohl nicht erwartet. “Im kommenden Jahr wird es für die deutsche Chemie aufwärtsgehen, aber nur langsam”, sagte Kley.Der drittgrößte Industriezweig hierzulande setzt 2014 auf ein anziehendes Geschäft in Europa, allerdings bei weiterhin niedriger wirtschaftlicher Dynamik. Im vergangenen Jahr hatten die Inlandsnachfrage und ein Wachstum in Europa außerhalb der EU-Kernländer die Entwicklung abgefedert, während das Geschäft in Schwellenländern eher enttäuschend verlief (siehe Grafik). Preise sinken weiterDer VCI geht davon aus, dass die Binnenkonjunktur in Deutschland 2014 etwas mehr Fahrt aufnehmen wird. Auch für die Wirtschaft in den USA wird nach Beendigung des Haushaltsstreits eine Beschleunigung gesehen. Zudem sollte der Schiefergasboom dort das Wachstum weiter anheizen. Aus Asien und Südamerika kommen nach Angaben des Verbands unterschiedliche Signale. Der VCI rechnet von dort insgesamt mit geringeren Wachstumsimpulsen als in den vergangenen Jahren.Nach einem Produktionsplus um 1,5 % (1 % ohne Pharma) im laufenden Jahr geht die Chemie für 2014 von einem leicht höheren Wachstum um 2 % aus. Für die Chemie allein werden ebenfalls 2 % prognostiziert, für die Pharma ein etwas höherer Wert von 2,5 %.Angesichts sinkender Rohstoffkosten rechnet die Branche auch 2014 mit rückläufigen Erzeugerpreisen. Somit wird für den Umsatz eine Steigerung um 1,5 % auf 191 Mrd. Euro erwartet nach einem Plus von 0,5 % auf 188 Mrd. im laufenden Turnus. Die Erzeugerpreise sind 2013 um 1 % gesunken, 2014 wird ein Minus um 0,5 % erwartet. Die Preise für Rohbenzin (Naphta), einem der wichtigsten Einsatzstoffe, schrumpften im laufenden Jahr um fast 10 %, was die Chemie an ihre Kunden weitergeben musste.Trotz des schwachen Jahres blieben die Anlagen der Unternehmen 2013 im Schnitt zu 84 % ausgelastet. Das sei ein ordentlicher Wert, sagte Kley. Die Beschäftigung legte zu. Die Unternehmen bauten die Zahl ihrer Mitarbeiter um 0,5 % auf 436 500 aus. Für 2014 sei ein etwa gleich bleibendes Niveau zu erwarten.Auch die Investitionen im Inland wurden weiter leicht aufgestockt – um 2 % auf 6,4 Mrd. Euro. Den größten Teil des Zuwachses führt der VCI auf Kapazitätserweiterungen zurück. Dass die Firmen in ihrem Heimatmarkt nur unwesentlich mehr investieren, als sie auf bestehende Anlagen abschreiben, führt Kley auf unbefriedigende Rahmenbedingungen zurück. Der Manager moniert eine geringe Planungssicherheit und lange Vorlaufzeiten für Großprojekte sowie ein großes Gefälle bei den Energiekosten. Dies seien Faktoren, die Investitionen verstärkt nach Asien und in die USA lenkten. Der VCI hatte jüngst mitgeteilt, dass die deutsche Chemie 2012 mit 7,73 Mrd. Euro erstmals seit 2001 mehr im Ausland investiert hat als im Inland, wo 6,25 Mrd. in den Kapazitätsausbau und neue Anlagen gesteckt wurden. Fulminant war dabei vor allem der Zuwachs in den USA, wo die Investitionen getrieben vom Schiefergasboom um 54 % auf 3,2 Mrd. Euro sprangen.Mit Blick auf die Kritik der EU-Kommission am deutschen Außenhandelsüberschuss und mögliche Sanktionen erläuterte Kley, in der Chemie habe sich der Exportüberschuss seit 2000 von 24 auf 54 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. In der Zeit seien die Exporte um 116 % auf 165 Mrd. Euro gestiegen, getrieben von der Nachfrage aus Asien und Südamerika. Doch die Chemienachfrage habe auch im Inland eine hohe Dynamik gezeigt, so dass auch die Importe seit 2000 um 111 % zugelegt hätten und damit deutlich schwungvoller als die Inlandsnachfrage, die um ein Fünftel gewachsen sei. Eine Importschwäche bei der Chemie könne er also “beim besten Willen nicht erkennen”.