Chemie zeigt sich robust
swa Frankfurt – Ungeachtet der anhaltenden konjunkturellen Eintrübung bleiben Vertreter der Chemischen Industrie weiterhin verhalten optimistisch. “Gemessen an den Rahmenbedingungen hat sich die Branche im ersten Halbjahr gut behauptet”, sagte der Präsident des Chemieverbands VCI und Evonik-Chef, Klaus Engel, in einem Pressegespräch in Frankfurt. Nach dem sehr starken ersten Halbjahr 2011 lag die Chemieproduktion in den ersten sechs Monaten 2012 um 4 % unter dem Vorjahresniveau. In der Chemie ohne Pharma liegt das Minus bei 3,5 %. Die Preise legten um 3 % zu, so dass der Umsatz der deutschen Konzerne nur leicht um 0,5 % auf 89,2 Mrd. Euro zurückging. Auslandsgeschäft schwächeltIm Inland konnte Deutschlands drittgrößter Industriezweig die Erlöse sogar um 0,5 % steigern, während die exportstarke Branche im Auslandsgeschäft um 1 % schrumpfte. Dabei sind die Verkäufe ins europäische Ausland rückläufig gewesen, während höhere Nachfrage in Asien, Südamerika und den USA gemeldet wird. In Südeuropa haben vor allem die Pharmaanbieter gelitten, erläuterte Engel, der im Herbst den Stab im VCI an Merck-Chef Karl-Ludwig Kley weiterreichen wird. Allerdings seien durch die Branchenvernetzung auch die Chemiehersteller tangiert, selbst wenn sie wenig direkt an Kunden in der Region liefern. Auch für einige Spezialchemieprodukte sei Südeuropa von Bedeutung. Leicht höhere PrognosePositives Signal aus der Chemie ist die durchschnittliche Kapazitätsauslastung von 83 % auf Normalniveau. Auch die Beschäftigung ist von Januar bis Juni um 2 % geklettert – ein Trend, der sich nach Einschätzung Engels fortsetzen wird. Begleitet werden die mittelfristig positiven Geschäftsaussichten in den Unternehmen auch von höheren Investitionen, die laut VCI dieses Jahr um 5 % auf 6,7 Mrd. Euro zulegen dürften.Der VCI rechnet nach dem Rekordjahr 2011 für den laufenden Turnus weiterhin mit einer Stagnation der Produktion auf hohem Niveau. Dabei ist im Jahresvergleich zu berücksichtigen, dass die ersten sechs Monate 2011 in der Chemie sehr stark waren, während es in Richtung Jahresende immer schwächer geworden war. Angesichts des etwas dynamischeren Preistrends geht der Verband nun für 2012 von Teuerungen um 2 % aus – zuvor war 1 % erwartet worden. Damit erhöht sich die Prognose für den Branchenumsatz leicht von 1 % auf 2 %, so dass 188 Mrd. Euro angepeilt werden.Bei den Rohstoffpreisen registriert Engel eine gewisse Entspannung zur deutlich volatileren Situation in den vergangenen zwei Jahren. Der VCI kalkuliert mit einem Ölpreis von 105 Dollar je Barrel. Mit Blick auf die bevorstehende Berichtssaison sagte der Manager, man werde in der Branche “ordentliche Halbjahreszahlen” sehen. Anzeichen für eine Rezession, wie sie die Branche 2008 und 2009 durchlief, erkenne er gegenwärtig nicht.