Chemieindustrie drängt in den 3-D-Druck

BASF arbeitet mit über 80 Beschäftigten an der neuen Technik - Markt für Verbrauchsmaterialien kratzt an der Milliardenschwelle

Chemieindustrie drängt in den 3-D-Druck

Von Daniel Schauber, FrankfurtDer 3-D-Druck entwickelt sich auch bei den Verbrauchsmaterialien zum Milliardenmarkt. Die steilen Wachstumsraten mit Spezialkunststoffen und Metallpulver für die additive Fertigung haben auch die großen Chemiekonzerne angelockt, darunter Evonik, DSM und BASF.Nach Berechnungen des 3-D-Druck-Marktforschers Wohlers Associates stieg der Umsatz mit Druckmaterialien im Jahr 2016 um 17,5 % auf 903 Mill. Dollar und kratzt damit erstmals an der Milliardenschwelle (siehe Grafik). Zum Vergleich: Mit 3-D-Druckgeräten, die etwa von Stratasys, 3D Systems oder SLM Solutions angeboten werden, wurde die Milliarden-Dollar-Schwelle schon im Jahr 2012 genommen, inzwischen ist der Hardwaremarkt global nach Wohlers-Daten rund 2,7 Mrd. Dollar schwer. Und je stärker die Basis der installierten Maschinen wächst, desto steiler wird auch der Materialverbrauch zunehmen.Zu den genauen Plänen im 3-D-Druck lässt sich derzeit kein Chemieunternehmen in die Karten schauen. Wenn die Präsenz auf der 3-D-Druckfachmesse Formnext, die am Montag in Frankfurt ihre Tore öffnete, als Indikator genommen werden kann, dann ist jedoch klar: BASF drängt nach vorn. Der deutsche Chemiekonzern hat mitten unter den Geräteherstellern aus aller Welt einen der größten Stände aufgebaut und inszeniert seine Verbrauchsmaterialien prominent. Mit langem AtemBASF hat im September 2015 einen Vorstandsbeschluss gefasst, in den Markt für 3-D-Druckmaterialien einzusteigen. Das Team, das sich mit der neuen Technik bei dem Chemiemulti beschäftigt, sei auf 80 bis 100 Personen angewachsen. Das sagte Dirk Simon, der die 3-D-Druckaktivitäten bei BASF leitet, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung auf der Formnext. Zum Investitionsbudget halten sich die Ludwigshafener bedeckt, auch über Absatz- und Umsatzvolumina sowie die Ertragslage der 3-D-Druck-Aktivitäten schweigt das Unternehmen. “Unsere Erwartungen mit Blick auf den Return on Investment sind nicht kurzfristig”, umschreibt Simon die Tatsache, dass der Chemiekonzern bereit ist, das neue Geschäftsfeld mit angemessenen Vorlaufkosten und langem Atem zu einem langfristig rentablen Ergebnisbringer zu entwickeln.Um den Konkurrenten Marktanteile abzujagen, wollen die Pfälzer nicht nur mit enger Entwicklungszusammenarbeit mit den Industriekunden punkten, sondern auch über den Preis. “Wir rücken in den Vordergrund, dass der Einsatz des 3-D-Drucks für die Kunden auch jetzt schon wirtschaftlich sinnvoll ist. Deshalb bieten wir unsere Produkte für die additive Fertigung deutlich günstiger als die Konkurrenz an”, sagte BASF-Manager Stephan Eelman, der die 3-D-Druck-Anwendungstechnik leitet. Bedienen will BASF unter anderem Hersteller von Sportschuhen sowie die Autoindustrie. BASF helfe etwa Bosch, Daimler und Ford dabei, Teile zum Beispiel für den Motorinnenraum mit dem technischen Kunststoff Polyamid 6 zu drucken, sagte Eelman. Viel verspricht sich der Konzern, der selbst Metalldrucker zur Fertigung von Teilen für den Eigengebrauch besitzt, auch von einem neu entwickelten Metallfilament namens Ultrafuse 316 LX. Dieses soll es ermöglichen, mit einem für den Kunststoffdruck ausgelegten Gerät Metallteile zu printen. Der Trick: Dem Kunststoff ist Metallpulver beigemischt, und nach dem Druck werden die Kunststoffanteile mithilfe einer katalytischen Wärmebehandlung und Sintern entfernt, so dass ein reines Metallteil entsteht. Metall und PlastikDas Verfahren konkurriert mit dem Metalldruckverfahren namens Selective Laser Melting, also dem Aufschmelzen von Metallpulver mit Laserlicht, wie es etwa in den Maschinen des TecDax-Wertes SLM Solutions erfolgt. Hierbei wird Metallpulver eingesetzt, das etwa Alcoa, H.C. Starck oder Heraeus herstellen. Die Chemiekonzerne haben ihren Schwerpunkt naturgemäß bei Kunststoffen. Je nach Druckverfahren sind sie flüssig, fest oder pulverförmig und werden durch Hitze oder Bestrahlung mit Laserlicht zum gedruckten Endprodukt verarbeitet. Als großer Player im Markt für flüssige Fotopolymere gilt DSM Somos. Arkema, Evonik, Rhodia und Sabic mischen ebenfalls im Markt für Kunststoffe zum 3-D-Druck mit.