China bremst globale Autokonjunktur

2016 könnte es sogar einen Absatzrückgang bei Pkw geben - Dynamik lässt auch in den USA nach

China bremst globale Autokonjunktur

Die momentane Absatzschwäche in wichtigen Schwellenländern, allen voran in China, bremst die globale Autokonjunktur. Die Wachstumsprognosen für dieses Jahr werden zurückgenommen, für 2016 hält das CAR Center Automotive Research sogar ein leichtes Minus für den weltweiten Pkw-Absatz für möglich.po Frankfurt – Die Automobilindustrie sieht sich selbst als Wachstumsbranche an – zumindest in globaler Betrachtung. Die Schwächetendenzen in China aber könnten für das nächste Jahr einen zumindest vorübergehenden Rückschlag bringen. Das von Ferdinand Dudenhöffer geführte CAR Center Automotive Research sagt für dieses Jahr für den Weltmarkt noch einen kleinen Anstieg von 1,3 % auf 74,9 Millionen Pkw voraus. 2016 aber dürfte dann ein kleines Minus von 0,1 % bringen, da China als Lokomotive des Weltautomarktes “für einige Zeit” ausfallen dürfte (siehe Tabelle).Immerhin habe das Reich der Mitte im vergangenen Jahr für ein Viertel des weltweiten Pkw-Geschäfts gestanden. “Damit ist der weltweite Automarkt China-abhängig”, stellt CAR fest. Aus den mit der Finanzkrise in den USA gemachten Erfahrungen zieht das Dudenhöffer-Institut den Schluss, dass Käufer Zeit brauchen, um nach einem Vertrauensverlust wie in China wieder neue Zuversicht zu schöpfen und wieder verstärkt zu konsumieren. Deshalb müssten sich die Autobauer auf ein schwieriges Jahr 2016 einstellen. “All jene, die in China besonders stark sind, werden im Jahr 2016 Einbußen in den Gewinnen hinnehmen müssen.” Effizienz- und Sparprogramme, dünne Margen und Investitionskürzungen seien absehbar. “Kein schönes Umfeld für die IAA in Frankfurt.” Heftigkeit überraschtAuch für die Beratungsgesellschaft EY wird das Reich der Mitte zunehmend “zum Sorgenkind der Branche”. “Mit einer Normalisierung der Lage in China hatte die Branche gerechnet – der aktuelle Einbruch kam in dieser Heftigkeit aber überraschend”, kommentiert EY-Partner Peter Fuß. Wachstum in China werde kein Selbstläufer mehr sein. “Wenn im kommenden Jahr Europa, die USA und China langsamer wachsen oder stagnieren, muss sich die Branche auf schwierige Zeiten einstellen”, so der EY-Experte.Zwar hielten die Märkte Westeuropa und Nordamerika die weltweite Autokonjunktur noch einigermaßen in Schwung. Aber: “Die gute Absatzentwicklung in Westeuropa basiert vor allem auf Aufholeffekten in den ehemaligen Krisenländern und der starken Entwicklung in Deutschland und Großbritannien”, so Fuß. Beides werde sich so im kommenden Jahr nicht wiederholen. “Der US-Markt ist weitgehend gesättigt, ein weiteres starkes Wachstum ist unwahrscheinlich”, so der EY-Experte.CAR wie EY sind sich in ihren Analysen aber darin einig, dass der chinesische Markt auf lange Sicht wieder wachsen wird. Allerdings verschiebe sich das Wachstumsmuster von den großen Metropolen in die Fläche. Damit geht laut CAR die Verschiebung der Nachfrage nach preisgünstigen Fahrzeugen sowie SUVs und Pick-ups einher. Der Markt China werde so insgesamt volatiler. “Flexibilität und nicht die Geschwindigkeit beim Fabrikaufbau wird zum entscheidenden Erfolgsfaktor.”Auch Fuß verweist auf die weiterhin großen Chancen auf dem chinesischen Markt, insbesondere in ländlichen Regionen. “In China liegt die Motorisierungsrate nach wie vor weit unter dem europäischen Niveau und auch unterhalb des Niveaus anderer Schwellenländer – der Nachholbedarf ist enorm.” Allerdings müssten sich die Autobauer auf zunehmende Marktschwankungen, stärkeren Wettbewerb und erheblichen Preisdruck auch und gerade im Premiumsegment einstellen. Euro-Schwäche hilftDeshalb sind vor allem die deutschen Hersteller vom aktuellen Verkaufsrückgang in China betroffen. In der Umsatzentwicklung spiegelt sich die Absatzschwäche noch nicht wider, weil der schwächere Euro die außerhalb der Eurozone erwirtschafteten Umsätze bei Umrechnung in Euro aufwerte, so hätten Volkswagen, BMW und Daimler im zweiten Quartal gemeinsam ein überdurchschnittliches Umsatzplus von 15 % erreicht. Die von EY untersuchten 16 Autokonzerne kamen im Vergleich nur zu einem Umsatzwachstum von 10 %.