Kurssturz

China bremst Philips aus

Gerade erst hat sich die Philips-Aktie wieder berappelt. Doch nun schickt eine deftige Umsatzwarnung die Notierung wieder auf Talfahrt. Enttäuschende Nachrichten kommen aus China.

China bremst Philips aus

China bremst Philips aus

Medizintechnikkonzern kappt Umsatzziel für 2024 – CEO Jakobs: Solides Wachstum in anderen Regionen – Aktie stürzt ab

Die erhoffte Stabilisierung des China-Geschäfts ist ausgeblieben. Daher muss Philips den Umsatzausblick für das laufende Jahr zusammenstreichen. Nicht nur der Verkauf von Krankenhausausrüstungen stockt, sondern auch das Konsumentengeschäft. Investoren sind entsetzt – der Aktienkurs stürzt ab.

hek Frankfurt

Mit einem gesenkten Umsatzausblick hat der Medizintechnikkonzern Philips seine Aktie auf Talfahrt geschickt. Die Notierung des niederländischen Unternehmens stürzte am Montag im Handelsverlauf 17% ab. Statt des bisher prognostizierten Wachstums zwischen 3 und 5% rechnet das Management für 2024 nur noch mit 0,5 bis 1,5% Erlössteigerung in vergleichbarer Rechnung. Als Grund nennt CEO Roy Jakobs die deutliche Verschlechterung der Nachfrage in China. Die Entwicklung in den anderen Regionen sei intakt. Hier hält Philips an der alten Wachstumsprognose fest.

Im Juli sei man noch von einer Stabilisierung der Geschäfte in der Volksrepublik ausgegangen, stellt der Firmenchef in der Telefonkonferenz klar. Stattdessen ging es aber weiter abwärts. Die Flaute betrifft nicht nur das Krankenhausgeschäft. Auch die Verkäufe an Endverbraucher sind ins Stocken geraten. Das Verbrauchervertrauen in China habe sich rapide verschlechtert, berichtet Jakobs. So musste das Segment „Persönliche Gesundheit“, zu dem u.a. elektrische Zahnbürsten gehören, im dritten Quartal zweistellige Umsatzeinbußen in China hinnehmen. Infolgedessen schrumpften die vergleichbaren Spartenerlöse im Vergleich zum Vorjahresquartal um 5% auf 835 Mill. Euro.

Das schwache China-Geschäft mit Krankenhausausrüstung sei marktbedingt und nicht Philips-spezifisch, versichert der CEO gegenüber Analysten. Der Firmenchef vermeidet klare Aussagen zu den Erwartungen für 2025. Die Vorhersehbarkeit sei gering, Philips konzentriere sich auf die Umsetzung des Drei-Jahres-Plans für operative Verbesserungen. Die Unsicherheiten in China hätten sich verschärft und würden vermutlich anhalten, heißt es im Ausblick. Grundsätzlich bleibe die Volksrepublik aber ein attraktiver Wachstumsmarkt für den Konzern, bestätigt Jakobs frühere Äußerungen.

Staatliche Anti-Korruptionsmaßnahmen bremsen

Vor allem staatliche Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung setzen der Medtech-Branche zu. Sie führen dazu, dass chinesische Krankenhäuser seit einiger Zeit mit Bestellungen zögern. Die Auswirkungen der Antikorruptionspolitik spüren auch Konkurrenten wie Siemens Healthineers und GE Healthcare. China geht seit gut einem Jahr verstärkt gegen mögliche Korruption im Gesundheitssektor vor.

Der um Währungsverschiebungen und Portfolioveränderungen bereinigte Quartalsumsatz stagnierte bei 4,38 Mrd. Euro. Analysten hatten ein Umsatzplus von 2,1% auf dem Zettel. Die Einbußen in China wurden laut Firmenangaben durch Wachstum im Rest der Welt und höhere Lizenzgebühren wettgemacht. Auch die Auftragseingänge bewerten Analysten als schwach. Denn im Berichtsquartal kamen auf vergleichbarer Basis 2% weniger Bestellungen als in der Vorjahreszeit herein. In China sei ein „sehr bedeutender“ Auftragsrückgang zu beobachten, räumt Jakobs ein. Die Geschäfte in den anderen Regionen liefen dagegen solide. Seit Jahresbeginn steht weltweit in vergleichbarer Rechnung ein leichtes Auftragsplus von 1% in den Büchern.

Einen Pluspunkt setzen die Niederländer bei der operativen Marge, die im laufenden Geschäftsjahr mit 11,5% das obere Ende des Prognosebands (11 bis 11,5%) erreichen soll. Im dritten Quartal kam die Umsatzrendite vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita), adjustiert um Sondereinflüsse, um 160 Basispunkte auf 11,8% des Umsatzes voran.

Verhaltener für Free Cashflow

Die neue CFO Charlotte Hanneman, die ihren ersten Quartals-Analystencall absolvierte, führt den Margenanstieg auf Innovationen, operative Verbesserungen wie die Normalisierung der Lieferkette und die eigene Finanzdisziplin zurück. Verhaltener fällt allerdings der Ausblick für den freien Cashflow aus, der jetzt noch 0,9 Mrd. Euro erreichen soll, das untere Ende der bis 1,1 Mrd. Euro reichenden bisherigen Prognose-Bandbreite.

Analysten zeigen sich enttäuscht von den Quartalsresultaten. Philips habe mit schwachem Wachstum durch die Bank in allen Bereichen enttäuscht, kommentiert die Investmentbank Jefferies. Der Auftragseingang sei überraschend gesunken. Einige Beobachter hätten wohl auf höhere Margenziele gehofft, meint die US-Bank J.P. Morgan. Stattdessen dürften die Markterwartungen für Umsatz und bereinigtes operatives Ergebnis nun sinken. Auch die Investmentbank Goldman Sachs kommt zu der Einschätzung, dass Philips schwache Ergebnisse vorgelegt habe.

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