China bringt Autobauer ins Schleudern

Abwertung des Yuan und rückläufige Absatzzahlen belasten - Hoffnung ruht auf Städten in der Peripherie

China bringt Autobauer ins Schleudern

Die Unsicherheit über die Verfassung der chinesischen Volkswirtschaft drückt bei den deutschen Autokonzernen auf die Stimmung. Nach der überraschenden Abwertung des Yuan und schlechten Zahlen aus dem wichtigsten Absatzmarkt für die Branche gerieten jetzt auch die Auto-Aktien ins Schleudern.sp Frankfurt – Die Abwertung der chinesischen Währung und miserable Zahlen zum Autoabsatz im Reich der Mitte im Juli haben die deutschen Autobauer und ihre wichtigsten Zulieferer an der Börse gestern gehörig ins Schleudern gebracht. BMW (-4,3 %), Daimler (-5,2 %) und Volkswagen (-3.7 %) lagen mit deutlichen Kursverlusten am Dax-Ende. Zu dem Trio gesellten sich der größte börsennotierte deutsche Zulieferkonzern Continental (-4,4 %) und der Spezialchemiekonzern Lanxess (-4,2 %), der ebenfalls in die Branche liefert. Die überraschende Yuan-Abwertung drückte die Stimmung nicht nur mit Blick auf die Automobilindustrie, sondern schürt allgemein die Sorge um den Zustand der chinesischen Wirtschaft. Für die führenden deutschen Autobauer, die sich in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich in dem Land entwickelt haben und einen Absatzrekord nach dem anderen aufstellten, steht aber besonders viel auf dem Spiel.Volkswagen verkaufte im ersten Halbjahr mehr als 1,7 Millionen Autos oder gut jeden dritten Wagen in den mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt. Allerdings verzeichnete der Konzern zum ersten Mal seit Jahren wieder ein rückläufiges Geschäft in dem Land. BMW verkaufte im gleichen Zeitraum knapp 231 000 Autos oder etwas mehr als jeden fünften Pkw nach China. Daimler setzte in ihrer Sparte Mercedes-Benz Cars rund 179 000 Autos in dem Markt ab. Das waren 18,6 % des Gesamtabsatzes im ersten Halbjahr. Zweiter Rückgang in FolgeDie Zeit der Jubelmeldungen aus China scheint für die Autobauer fürs Erste vorbei zu sein. Denn die eingetrübte chinesische Konjunktur schlägt immer stärker auf den Automarkt durch. Im Juli wurden nach Angaben der China Passenger Car Association (CPCA) bereits im zweiten Monat in Folge weniger Autos an die Authändler ausgeliefert. Mit 1,3 Millionen Einheiten fielen die Auslieferungen 2,5 % schwächer als im Vorjahr aus und zudem auf den geringsten Wert seit dem Februar vergangenen Jahres. Von den deutschen Autobauern erwischte es Volkswagen mit ihren Joint Ventures SAIC und FAW besonders hart, während der japanische Rivale Toyota zuletzt Boden gutmachen konnte. Daimler, die in China noch Nachholbedarf hat, konnte mit dem Joint-Venture-Partner BAIC den Absatz mit BJ Benz mehr als verdoppeln (siehe Tabelle).Auch die China Association of Automobile Manufacturers (CAAM), legte zum Wochenauftakt die schwächsten Zahlen seit 17 Monaten für die Entwicklung des chinesischen Automarkts vor. Demnach war der Absatz im Juli gleich um 6,6 % rückläufig, obwohl die Händler mit Rabatten und Sonderkonditionen lockten. In den Großstädten würden Discounts von mindestens 30 % auf Neuwagen gewährt, heißt es nach Angaben von Bloomberg bei Autohome, einem beliebten Preisvergleichsportal. Das Ausmaß der Rabattaktionen sei “schockierend”, sagte Luo Lei von der China Automobile Dealers Association (CADA).In den ersten sieben Monaten legte der Autoabsatz in China um 5,5 % auf 10,8 Millionen Einheiten zu. Analysten der UBS rechnen für das Gesamtjahr nur noch mit einem Zuwachs von 4 % statt den bisher erwarteten 8 %. Das entspräche einem Wachstum von 2 % für die Monate August bis Dezember, heißt es in einer Studie.Die Deutsche Bank wies noch vor der Publikation der jüngsten Absatzzahlen auf die langfristigen Wachstumspotenziale in China hin. So sei vor allem in den sogenannten Tier 2- und Tier 3-Städten weiterhin mit einer raschen Durchdringung mit Automobilen zu rechnen, schreiben Analysten in einer Studie. In den Millionenstädten in der Peripherie liege die Durchdringung zwischen 60 und 100 Wagen pro 1 000 Einwohnern, während sie in den Tier 1-Städten bereits 155 erreiche. Zum Vergleich: In Deutschland kommen auf 1 000 Einwohner 621 Pkw (siehe Grafik).