China fährt elektrisch vorweg
po Frankfurt – Wer in der Elektromobilität schnell auf große Stückzahlen kommen will, der kommt um den chinesischen Markt nicht herum. Nach einer Analyse des Center of Automotive Management (CAM) sind in den ersten acht Monaten dieses Jahres die Neuzulassungen von reinen Elektroautos und Hybridfahrzeugen im Reich der Mitte um 123 % auf rund 240 000 Einheiten gestiegen. Damit ist China der Markt mit den höchsten Verkaufszahlen in der Elektromobilität weltweit (siehe Grafik). Staatlich gewolltKein Wunder also, dass der Volkswagen-Konzern mit seiner angestrebten Partnerschaft mit Anhui Jianghuai Automobile (JAC) im Rahmen seiner Elektrostrategie den chinesischen Markt im Fokus hat (vgl. BZ vom 8. September). Zum einen ist für den Wolfsburger Konzern China ohnehin der mit Abstand größte Einzelmarkt. Zum anderen sehen es die staatlichen Stellen in Peking gerne, wenn in dem von Smog und hoher Abgasbelastung geplagten Land emissionsfreie Antriebe vorangebracht werden, möglichst unter heimischer Marke. In den vergangenen Jahren hat Peking die Entwicklung der Elektromobilität mit Milliardensummen gefördert.Mit gerade 1,7 % Anteil an den gesamten Pkw-Verkäufen sind aber auch am weltgrößten Automarkt E-Autos weiterhin rar. Zwar ist Daimler schon seit Jahren mit dem Partner BYD an dem Thema dran. Von dem batterieelektrischen Denza kamen aber 2015 nur knapp 3 000 Stück in den Verkehr. Jetzt will man eine zweite Generation des Fahrzeugs lancieren, das mit 400 km auch über eine größere Reichweite verfügt. Auch BMW ist schon in China elektrisch unterwegs, der kalifornische Pionier Tesla ohnehin.Alle internationalen Anbieter zusammen aber spielen in dem scheinbar boomenden Geschäft in China keine Rolle. Unter den Top Ten der E-Autos sind nur chinesische Hersteller zu finden. Und diese können technisch mit dem Westniveau nicht mithalten. “Das ist alles Gelumpe mit ein bisschen Elektronik”, lautete das vernichtende Urteil von Jochen Siebert von JSC Automotive Consulting gegenüber der “Wirtschaftswoche”. Nicht ein einziges der batteriebetriebenen China-Modelle sei international wettbewerbsfähig. Ohne die üppigen Subventionen könnten sich chinesische Autokäufer ein Elektrofahrzeug auch gar nicht leisten.Zum Wunderland der Elektromobilität reicht es trotz der vergleichsweise hohen Verkaufszahlen also noch nicht. Auch die Verkaufszahlen in den USA machen auf den ersten Blick viel her. Immerhin legten die Verkäufe binnen Jahresfrist um 30 % zu. Aber an den gesamten Verkäufen von Light Vehicles machten die E-Autos und Hybride in der Zeit von Januar bis August gerade einmal 0,8 % aus.In Europa hat ausgerechnet das bevölkerungsarme Norwegen die Nase vorn. Hier gingen die Verkäufe von Elektroautos im bisherigen Jahresverlauf kräftig um 37 % nach oben. Sie machen in dem Land schon 28 % des Pkw-Marktes aus. Allerdings werden in dem skandinavischen Land, das in der Stromerzeugung weitgehend auf Wasserkraft und Wind setzen kann, die Elektroautos auch stark gefördert. Gleichwohl sorgte erst vor kurzem ein Bericht für Aufruhr und Dementis, wonach Norwegen von 2025 an keine mit Diesel- und Benzinmotoren ausgestatteten Fahrzeuge mehr zulassen wolle. Prämie zieht nichtIn Großbritannien und Frankreich gehen – von niedrigem Niveau ausgehend – die Verkaufszahlen von E-Autos kräftig nach oben. In Deutschland gibt es seit kurzem auch Fördermittel. Bislang wurden aber kaum mehr als 3 000 Anträge eingereicht. Das Verkaufsplus blieb im bisherigen Jahresverlauf mit 8 % bescheiden, der Anteil am Gesamtabsatz mit 0,6 % schwach. Laut CAM-Geschäftsführer Stefan Bratzel zogen nur die Verkäufe von Plug-in-Hybriden kräftig um 23 % auf knapp 8 000 Einheiten an. Reine Elektroautos hätten sich dagegen um 6,5 % schlechter verkauft – trotz Prämie.