Technologiekonzerne

China forciert Regulierung von Internet-Riesen

Mit dem chinesischen Internetdienstriesen Meituan ist ein weiterer großer Technologiekonzern in das Fadenkreuz heimischer Marktregulatoren geraten und wird im Zweifelsfall mit einer Geldstrafe wegen der Verletzung von Wettbewerbsregeln belegt....

China forciert Regulierung von Internet-Riesen

Mit dem chinesischen Internetdienstriesen Meituan ist ein weiterer großer Technologiekonzern in das Fadenkreuz heimischer Marktregulatoren geraten und wird im Zweifelsfall mit einer Geldstrafe wegen der Verletzung von Wettbewerbsregeln belegt. Damit forciert die chinesische Regierung eine laufende Kampagne gegen Chinas führende Internetkonzerne, die ihren Ausgang in Vorstößen gegen die beiden vom Entrepreneur Jack Ma gegründeten Technologieriesen Ant Group (Fintech) und Alibaba (E-Com­merce) genommen hatte.

Während bei Ant Group der im November geplante Mega-Börsengang durch eine Intervention Pekings abgeblasen wurde und Ant nun zu einem völligen Umkrempeln ihres Geschäftsmodells gezwungen wird, war Alibaba kürzlich wegen unlauterer Ausnutzung von Marktmacht beim Zugang von Firmen zu ihrer Onlinehandelsplattform mit der bislang höchsten Geldstrafe in der chinesischen Wirtschaftsgeschichte über 18,2 Mrd. Yuan (2,4 Mrd. Euro) belegt worden. Derzeit ist noch offen, ob Meituan ebenfalls eine Buße für im Prinzip mit Alibaba vergleichbare Delikte erwartet. Es geht dabei um Knebelverträge, die Waren- und Diensteanbieter exklusiv an die Meituan-Plattform für Onlinebestellungen insbesondere im Gastronomiebereich und E-Commerce-Geschäft gebunden hatten.

An der Hongkonger Börse zeigten sich die Anleger am Dienstag optimistisch, dass Meituan mit einem blauen Auge davonkommen könnte und mit einer verhältnismäßig geringen Strafe in einer Größenordnung von etwa 5 Mrd. Yuan belegt werden dürfte. Dies ließe sich von Chinas drittgrößtem Internetkonzern relativ mühelos verkraften. Tatsächlich zog die Meituan-Aktie im Hongkonger Handel am Dienstag denn auch kräftig um 2,6% auf 313 HK-Dollar an. Allerdings waren die Meituan-Titel nach einem zur Februarmitte erreichten Allzeithoch bei 451 HK-Dollar Mitte nicht zuletzt unter dem Eindruck des regulatorischen Gegenwinds auf Talfahrt gegangen und haben seitdem gut 30% an Wert eingebüßt. Damit ist ein gewaltiger Marktkapitalisierungsschwund von rd. 120 Mrd. Dollar verbunden.

Seitens der chinesischen Wettbewerbs- und Kartellbehörde State Administration for Market Regulation (SAMR) heißt es, dass das nun gestartete Ermittlungsverfahren wegen unlauterer Marktpraktiken und wettbewerbsschädlichen Verhaltens sich insbesondere der Thematik von Exklusivverträgen widmen wird, mit denen führende chinesische Onlinehändler und Anbieter von Essenslieferdiensten wie Alibaba oder Meituan schon seit Jahren hantieren und für oligopolistische Marktverhältnisse gesorgt haben. Meituan beeilt sich nun zu versichern, dass man aktiv mit der SAMR kooperieren und alle Anstrengungen unternehmen werde, um verschärften Regulierungsauflagen zu genügen.

Finanzierungsseitig dürfte eine Wettbewerbsstrafe Meituan nicht in größere Verlegenheit bringen. Die Gesellschaft hatte erst in der vergangenen Woche im Rahmen einer Blitzaktion mit der Platzierung von Aktien und Begebung von Wandelanleihen insgesamt 10 Mrd. Dollar bei den Anlegern eingesammelt.

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