Containerschifffahrt

China-Reederei Cosco steigt im Hamburger Hafen ein

Der chinesische Terminalbetreiber Cosco Shipping Ports Limited (CSPL), der zum staatlichen Reedereikonzern Cosco Shipping gehört, erhält eine Minderheitsbeteiligung von 35% am Hamburger Containerterminal Tollerort, den der Hafen- und...

China-Reederei Cosco steigt im Hamburger Hafen ein

ste Hamburg

Der chinesische Terminalbetreiber Cosco Shipping Ports Limited (CSPL), der zum staatlichen Reedereikonzern Cosco Shipping gehört, erhält eine Minderheitsbeteiligung von 35% am Hamburger Containerterminal Tollerort, den der Hafen- und Logistikkonzern HHLA betreibt. In der umstrittenen Beteiligung sieht das Unternehmen, dessen Anteile zu 69% bei der Stadt Hamburg liegen, eine Stärkung der seit mehr als dreieinhalb Jahrzehnten bestehenden Beziehung zu dem Kunden Cosco. Zudem, so die HHLA weiter, bedeute der Einstieg des in Hongkong notierten Terminalbetreibers CSPL „nachhaltige Planungssicherheit“ für Tollerort, um Auslastung und Beschäftigung im Hamburger Hafen zu sichern.

Für den größten Seehafen Deutschlands, der im Wettbewerb mit den größeren „Nordrange“-Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen Boden verliert, ist China als mit Abstand größter Handelspartner Hamburgs von großer Bedeutung. Für das erste Halbjahr hatte der Hamburger Hafen ein Wachstum des seeseitigen Containerumschlags im China-Verkehr um 14,2% verglichen mit dem von der Corona-Pandemie beeinträchtigten Vorjahreszeitraum auf knapp 1,3 Mill. Standardcontainer (TEU) verbucht.

Kritik an Einfluss der Reeder

Die Gewerkschaft Verdi hatte mit Blick auf die Arbeitsteilung zwischen öffentlich-rechtlicher Hafenverwaltung als Eigentümer der Hafenflächen und der privaten Bewirtschaftung etwa beim Güterumschlag kritisiert, der Einstieg von Cosco wäre „ein weiterer Schritt in Richtung Abschaffung des Landlord-Prinzips im Hamburger Hafen“. Mögliche Probleme resultierten nicht in erster Linie aus der Nationalität des Kapitalgebers. Eine solche Beteiligung stärke vielmehr den Einfluss der Reeder auf die lokalen Logistikbedingungen. Diese Entwicklung habe dazu geführt, dass die Wettbewerbsbedingungen in der Schifffahrt und im Umschlag zunehmend von einer kleinen, weltweit agierenden Gruppe von Reedern bestimmt werden.

Wie die HHLA nun mitteilte, wird der Containerterminal Tollerort zu einem bevorzugten Umschlagspunkt von Cosco in Europa, wo Ladungsströme konzentriert werden. Der Terminal, an dem aktuell unter anderem zwei Fernost-Dienste, ein Mittelmeer-Verkehr und ein Ostsee-Zubringer-Dienst von Cosco abgefertigt werden, stehe ungeachtet der vereinbarten Minderheitsbeteiligung weiterhin für alle Reedereikunden offen, so der Hamburger Hafenkonzern. Tollerort ist einer von drei Containerterminals der HHLA im Hamburger Hafen und verfügt über vier Liegeplätze und 14 Containerbrücken. Der terminaleigene Bahnhof ist für den Weitertransport zu europäischen Zielen mit fünf Gleisen an das Hinterland angebunden. Der Vollzug der Transaktion, der der HHLA-Aufsichtsrat zugestimmt hat, ist noch von mehreren wettbewerbs- und außenwirtschaftsrechtlichen Genehmigungen abhängig.

HHLA-Vorstandschefin Angela Titzrath hatte im August vor der Presse erklärt, politische Entscheidungsträger im Bund seien über die Pläne einer Beteiligung des chinesischen Terminalbetreibers informiert worden; die Resonanz sei „überwiegend positiv“ ausgefallen. Am Hamburger HHLA-Terminal Altenwerder ist die größte deutsche Containerreederei Hapag-Lloyd mit 25,1% beteiligt, die italienische Grimaldi-Reederei am Mehrzweckterminal Unikai.

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