China verbietet Airlines Abnahme von Boeing-Jets
China verbietet Abnahme von Boeing-Jets
Heimische Airlines sollen keine Flugzeuge übernehmen – Ryanair droht mit Verzögerung
lis/Bloomberg Frankfurt/Peking
Im Zollkrieg zwischen den USA und China legt die Regierung in Peking nun laut Insidern nach. China habe den Fluggesellschaften des Landes untersagt, weitere Maschinen des Flugzeugbauers Boeing abzunehmen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Auch seien die Airlines aufgefordert worden, keine flugzeugbezogenen Teile mehr von US-Unternehmen zu kaufen.
Zuvor hatte Bloomberg gemeldet, die chinesische Juneyao Airlines verzögere die Auslieferung eines Boeing-Großraumflugzeugs. Juneyao sollte die 787-9 Dreamliner im Wert von etwa 120 Mill. Dollar in etwa drei Wochen vom US-Flugzeughersteller übernehmen, wird dies aber nun wegen der Zölle von Präsident Donald Trump gegen China nicht tun, sagten die Personen, die darum baten, nicht identifiziert zu werden.
Lufthansa prüft Schweiz-Option
Die chinesische Fluggesellschaft reiht sich in eine wachsende Liste von Unternehmen auf beiden Seiten des Streits ein, die den Warenaustausch aufgrund der Strafzölle aussetzen. Der US-Elektroautobauer Tesla hat die Annahme von Bestellungen in China für die Limousine Model S und den Geländewagen Model X eingestellt, die beide aus den USA importiert werden. Boeing hat davor gewarnt, dass eine Eskalation des Handelsstreits auch die Lieferketten beeinträchtigen könnte, die seit der Pandemie stark belastet waren und erst jetzt Anzeichen für eine Normalisierung zeigen.
Ryanair-Chef Michael O´Leary droht
Auch Ryanair-Chef Michael O´Leary hatte in der Financial Times damit gedroht, dass sein Unternehmen die Annahme von neuen Boeing-Maschinen nach hinten verschieben könnte. „Wenn Zölle auf diese Flugzeuge erhoben werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir die Auslieferung verzögern werden“, sagte O'Leary. Ryanair soll von August an weitere 25 Flugzeuge von Boeing erhalten, benötige die Flugzeuge aber nicht vor März oder April 2026. „Wir könnten sie aufschieben und hoffen, dass der gesunde Menschenverstand siegt.“
„Keine Airline kann es sich leisten, Flugzeuge für einen deutlich höheren Preis abzunehmen“, heißt es auch bei Branchenkennern in Deutschland. Allerdings kann es sich gleichzeitig auch keine Gesellschaft leisten, Flugzeuge später abzunehmen – wegen der Lieferkettenprobleme warten Fluglinien weltweit händeringend auf neues Fluggerät. Verzögerungen bei der Abnahme ist vor diesem Hintergrund tatsächlich die ultima ratio. Vielmehr werden andere Optionen geprüft – bei der Lufthansa etwa die Übernahme von neuen Boeing-Maschinen in der Schweiz, da das Land von den Zollstreitigkeiten vermutlich weniger betroffen sein dürfte.
Ed Bastian, Vorstandschef von Delta Air Lines, hatte gesagt, dass die US-Fluglinie ihre Bestellungen bei Airbus eher zurückstellen würde, als Zölle zu zahlen. „Wir werden keine Zölle zahlen. Wenn man anfängt, [zusätzliche] Kosten auf ein Flugzeug aufzuschlagen, wird es sehr schwierig, die Rechnung aufzumachen." O'Leary sagte, es werde eine „erhebliche Debatte“ darüber geben, ob die Hersteller oder die Airlines die Kosten der Zölle zu tragen haben. Hauptleidtragender dürfte der angeschlagene Flugzeugbauer Boeing sein. Das könnte Trump dazu bewegen, die Zölle zumindest in diesem Bereich wieder zurückzunehmen, so die Hoffnung. Die Zollunsicherheit ist ungewöhnlich in einem Sektor, der – abgesehen von einer 18-monatigen Periode von Abgaben, die im Rahmen des Streits um Subventionen für Boeing und Airbus verhängt wurden – seit 1979 weitgehend ohne Handelsschranken funktioniert.