China von Osram hellauf begeistert

Übernahmeangebot von San'an Optoelectronics erwartet - Bieterwettstreit möglich

China von Osram hellauf begeistert

Die Anzeichen verdichten sich, dass Osram in chinesische Hände kommt: In der Lichttechnikbranche wird mit einem Übernahmeangebot des Halbleiterkonzerns San’an Optoelectronics gerechnet. Sogar ein Bieterwettkampf von Chinesen um Osram wird für möglich gehalten.jh München – Die Aktie von Osram hat am Donnerstag kräftig von Übernahmespekulationen profitiert. Gleich zum Handelsstart schoss der Kurs des Münchner Lichttechnikkonzerns um fast 14 % auf 61,69 Euro in die Höhe. Zum Schluss blieb noch ein Plus von 10,4 %. In der Branche ist zu hören, ein Übernahmeangebot des chinesischen Halbleiterkonzerns San’an Optoelectronics sei zu erwarten. Die Zeitschrift “Wirtschaftswoche” berichtete unter Berufung auf Verhandlungskreise, die Offerte werde bis Mitte Oktober zu einem Preis von etwa 70 Euro je Aktie vorgelegt.Sowohl Osram als auch die frühere Muttergesellschaft Siemens kommentierten dies nicht. Siemens hält nach dem letzten Stand als größter Aktionär noch 17,5 % der Osram-Anteile. In der Branche wird geflüstert, die Bundesregierung habe erwogen oder versucht, Siemens zu überzeugen, den Anteil zu behalten oder gar aufzustocken. Das Bundeswirtschaftsministerium kommentierte dies auf Anfrage nicht.Gerüchte über einen Verkauf des Siemens-Pakets nach China und eine Übernahme von Osram waren schon vor vier Wochen aufgeflammt (vgl. BZ vom 13. September). Seitdem hat der Aktienkurs des MDax-Titels um mehr als ein Drittel zugelegt. Am Donnerstag erreichte er die Rekordhöhe seit dem Börsengang im Juli 2013. Damals startete die Aktie mit 24 Euro. Zu dem angeblichen Übernahmepreis von 70 Euro wäre Osram mit 7,3 Mrd. Euro bewertet. 46 Prozent AufschlagDie Aktienanalysten von Independent Research ermittelten einen Durchschnittskurs in den vergangenen drei Monaten von 47,84 Euro. 70 Euro bedeuteten einen Aufschlag von 46 %. “Von anderen Übernahmen durch chinesische Investoren wissen wir, dass ein derartig hoher Aufschlag nicht ungewöhnlich ist”, schreibt Independent Research. Die DZ Bank bewertet die Prämie als gerechtfertigt und weist darauf hin, dass der chinesische Investor Grand Chip Investment für den LED-Ausrüster Aixtron einen Aufschlag von gut 50 % bietet. Die Frist endet an diesem Freitag.Die Commerzbank hält einen Bieterwettkampf um Osram für möglich. Außer San’an Optoelectronics sei auch GSR Go Scale Capital stark an Osram interessiert. Beide seien nicht dafür bekannt, besonders auf den Preis zu schauen. Wie berichtet, tauchte der Name von GSR schon Mitte September als Interessent für Osram auf. Zuvor hatte GSR in der Branche für Aufsehen gesorgt, weil der Investor als Teil eines Konsortiums die LED-Sparte von Philips kaufen wollte. Der Plan scheiterte jedoch zu Beginn dieses Jahres am Veto der US-Regierung, die offenbar Sicherheitsinteressen bedroht sah.An San’an hat in Deutschland Aixtron schlechte Erinnerungen. Ende 2015 hatten die Chinesen einen Großauftrag fast komplett storniert und damit die Schwierigkeiten des Unternehmens in Herzogenrath bei Aachen verschärft.Von Osram haben sich Chinesen schon vor zwei Monaten einen Teil gesichert: Die ausgegliederte Lampensparte Ledvance geht für mehr als 400 Mill. Euro an ein Konsortium um MLS, einen Hersteller von LED-Komponenten, mit den Finanzinvestoren IDG Capital Partners und Yiwu. Die Transaktion soll im nächsten Jahr abgeschlossen werden. Mit Ledvance gibt Osram einen aktuellen Jahresumsatz von rund 2 Mrd. Euro ab. Im Konzern bleibt somit ein Volumen von derzeit 3,6 Mrd. Euro.Osram konzentriert sich nun auf Spezialbeleuchtung mit Autolicht (in diesem Segment als Marktführer) sowie auf Leuchten, Systeme und Lösungen (zum Beispiel Straßen- und Gebäudebeleuchtung) und weitet die Optohalbleitersparte auf das Massengeschäft mit LED-Chips und einem neuen Werk in Malaysia aus.—– Nebenstehender Kommentar